William Fitzsimmons im Interview

Pain Revealer

Quelle: M94.5/Sabrina Luttenberger

William Fitzsimmons

Der amerikanische Singer-Songwriter erklärt, was reale" Musik für ihn bedeutet und warum es besser ist, den Schmerz zuzulassen, anstatt zu verdrängen.

Das Bier war so groß wie ein Eimer und ich habe die größte Breze gegessen, die ich je gesehen habe.” Könnte ein Satz von einem Touristen sein, der den Daheimgebliebenen vom Oktoberfest erzählt. Stammt aber tatsächlich vom amerikanischen Singer-Songwriter William Fitzsimmons. Vor kurzem hat er sein mittlerweile siebtes Album Mission Bell veröffentlicht und ist damit momentan auf Tour zusammen mit Joshua Radin. Im Interview vor seinem Konzert erzählt er von seinen kitschigen Touristenaktivitäten”, die er schon in München unternommen hat. Auf die Wiesn schafft er es zwar nicht mehr, aber dafür wird nach der Show noch ein bisschen bayerisches Bier getrunken, erzählt er.

Momentan ist William Fitzsimmons mit dem Singer-Songwriter Joshua Radin auf Tour in Europa. Die beiden sind seit mehr als zehn Jahren befreundet. Ich hatte eine meiner ersten Shows im Hotel Café in Los Angeles. Ein kleiner Club, da passen maximal 100 Leute rein. Josh war mit seinen Freunden Zach Braff und Carey Brothers da und da haben wir uns kennengelernt. Wir dachten, es wär mal an der Zeit, einen Monat zusammen im Tourbus zu verbringen.” 

Mit Mission Bell veröffentlicht der US-Amerikaner ein sehr persönliches Album. Eigentlich war es schon im Sommer 2017 fertig. Doch dann passierten einige einschneidende Ereignisse in seinem Privatleben. Nach der Trennung von seiner Frau nahm er sich erstmal eine Auszeit. Ich wollte das Album dann einfach nicht mehr veröffentlichen. Es war für mich wie vergiftet.” In der Auszeit traf er den Produzenten Adam Landry, der ihm dann mit Rat und Tat zur Seite stand, als er neue und quasi reine" Tracks aufnahm. Auch wenn es auf der Platte um Scheidung und Betrug geht, das Hörgefühl ist im Endeffekt doch positiv, auch für William. “Es tötet den Schmerz nicht, es offenbart ihn stattdessen.” Es beseitigt den Schmerz nicht sofort, sondern es bringt den Schmerz zuerst einmal an die Oberfläche. Du musst den Schmerz fühlen, um wieder an einen guten Punkt zu gelangen. Wenn du jetzt nicht versuchst, deine Gefühle zuzulassen, dann verfolgt dich der ganze dunkle Scheiß immer wieder!”

"I'm so sad 'cause my life sucks"

Im Jahr 2005 veröffentlichte William Fitzsimmons sein Debütalbum We Are Ghosts. Gut 13 Jahre sind vergangen. Haben sich seine Musik und sein Songwriting verändert? Kaum. Ich mache da immer wieder Witze darüber. Ich denke nicht drüber nach, wie ich etwas anders machen kann, aber ich überlege mir, wie ich einen Song aufbaue und schreibe, um genau zu erklären, was ich erklären will. Mittlerweile ist das viel mehr Verständnis, als früher. Meine ersten Alben waren sehr einseitig und immer so nach dem Motto ‘I’m so sad ‘cause my life sucks’. Mittlerweile will ich mit meinen Songs einfach die Wahrheit erzählen.” Im Vergleich zu früher beschreibt William seine Musik als direkter. Ein bisschen Interpretationsspielraum gehört für ihn aber immer dazu. Wenn du einen Song komplett verstehst, dann wirst du nie eine emotionale Verbindung zu ihm aufbauen können. Du musst deine eigene Geschichte reininterpretieren können. Wären meinen Songs sofort verständlich, würden die Leute nur denken: Ah, da geht es um den Typ mit Glatze und Vollbart.” 

"Performance is about your heart"

Die erste Version von Mission Bell wurde digital produziert. Für den Songwriter ist es aber wichtig, vor allem in der heutigen Zeit analog und somit auch “real” zu bleiben. Natürlich hör ich auch das Zeug, das im Radio läuft und ich habe Tanzparties mit meinen Töchtern zu Taylor Swift. Das Problem ist aber, dass alles viel zu perfekt ist, weil alles digitalisiert ist. Musik wird so zu purer Mathematik, da ist keine Variabilität drin. Wenn’s mal eine falsche Note gibt, wird die per Mausklick so verschoben, dass sie perfekt klingt.” Und das hat für ihn nichts mit Emotionen zu tun. Perfektion ist nicht gleich Performance. Bei der Performance geht’s um dein Herz.” Deshalb ist das Album trotz anfänglicher digitaler Produktion fast analog eingespielt worden. Seine Stimme wurde nicht nachträglich verändert und bei den Songs, die vier Minuten dauern, spielt er eben auch vier Minuten lang durchgehend Gitarre. Entscheiden zwischen der digital produzierten Musik und der rohen, echten und anlogen Musik muss man sich aber nicht, findet er: Du kannst natürlich beides haben. Ich könnte nie im Leben nur meine eigene Musik hören, das wäre ja das deprimierendste aller Zeiten.”

 
Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

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