Unsere Musikredaktion hat das aktuelle Album von Pelzig "Medium Cool World" zur M94.5 Platte des Monats Dezember gekürt. Vor ihrem Tourauftakt im Milla heute Abend in München hat sich Gitarrist Rainer mit uns zum Interview getroffen. Als erstes wollten wir natürlich wissen, wie sich die Bandmitglieder in 11 Jahren Pause als Musiker und als Menschen verändert haben:

Nicht anders, als sich andere Menschen in dieser Zeit verändern. Die ein oder anderen haben Familien gegründet, Kinder bekommen. Das Erwachsenwerden macht auch vor uns nicht Halt. Aber wir waren nie für so eine jugendliche Flapsigkeit bekannt. Wir waren schon immer eine eher dezente Band. Wir sind immer noch in der gleichen Formation. Ab und zu kamen ein paar Gastmusiker zu der ein oder anderen Platte dazu, das haben wir diesmal mehr oder weniger sein lassen, weil... - Das ist schon etwas, was sich verändert hat: die Zeit eines jeden Bandmitglieds immer knapper wird und es immer schwieriger wird, sich trotz aller Möglichkeiten, sich zu kontaktieren und Dinge zu organisieren wir einfach weniger Zeit haben.

Während eurer Pause hast du sicherlich auch die Entwicklung der Indie Szene in Bayern weiter verfolgt. Wie beurteilst du heute die Situation für junge Nachwuchsbands im Vergleich zu euren eigenen frühen Jahren als Band. Ich denke da an Gigmöglichkeiten, Eigenvertrieb, Proberäume und so weiter?

Einerseits, muss ich ganz ehrlich gestehen, beneide ich junge Bands nicht, die heutzutage anfangen, Platten zu produzieren oder überhaupt Konzerte zu organisieren, weil von Anfang an eigentlich schon viel mehr von den jeweiligen Musikern oder Bands erwartet wird. Sei es eine gewisse Form von Professionalität, auf Facebook präsent zu sein, Bandfotos zu haben, Videos zu organisieren oder zu drehen. Also ich finde, das hat sich schon sehr geändert. Das kam früher irgendwann mal auf einen zu. Dass es hieß: "Wollt ihr nicht mal ein Video machen?" oder "Sollen wir nicht mal einen Fotografen engagieren, um anständige Bandfotos zu machen?". Da ist mein Gefühl, dass all das heutzutage viel schneller von jungen Bands erwartet wird, bevor sie unter Umständen die Möglichkeit haben, sich musikalisch selbst zu finden.

Der Sound von Pelzig ist rockig, rau, ein bisschen düster und melancholisch. Auf der neuen Platte spielen neben verzerrten Gitarren auch elektronische Elemente eine große Rolle. Der Song „My Medium Cool World“ erinnert mit seinem Sprechgesang und seinem bedrohlichen Beat eher an einen downtempo HipHop- als an einen Rock-track. Eine neue Richtung, die ihr ausprobieren wolltet?

Das ist lustig, dass du das sagst: neue Richtung. Weil "My Medium Cool World" ist mit Abstand der älteste Song auf der Platte. Er ist 11, 12, wenn nicht gar 13 Jahre alt. Der Song hat uns immer begleitet. Wir dachten immer, er sei noch nicht fertig arrangiert, nicht fertig aufgenommen. Aber letztendlich haben wir die Erfahrung gemacht, dass wenn man manchen Dinge lange genug liegen lässt, sie dann ihre eigene Zeit finden. Es ist ein uralter Song, der ist natürlich Hip Hop beeinflusst. Wir haben zu der Zeit auch viel Hip Hop gehört. In der heutigen Zeit würden wir da anders rangehen. Wir hätten das Stück viel viel voller, viel abwechslungsreicher gemacht. Aber genau das hat uns daran gereizt und genau deswegen haben wir den Song dann auf die Platte genommen.