Tom Wu im Interview
Sex Sells
Tom Wu ist ein Drummer, der Genregrenzen neu zieht. Mit uns hat er über griechische Mythologie und die Entwicklung seiner Alben gesprochen.
Dass Tom Wu gerne verfestigte Wahrnehmungen von Musik und Sexualität aufs Korn nimmt, sieht man seiner neuen Platte an. Auf dem Cover schwebt er, von einem Adler getragen, vor dem Jupitermond Ganymed. Woher die Inspiration kommt, erzählt er im Interview:
„Die Idee zu dem Cover ist die Figur Ganymed, das ist ein griechischer Jüngling, der von Zeus entführt wurde. Das hat Zeus in Form eines Adlers gemacht. Das haben wir dann vor dem Jupitermond Ganymed drapiert, vor dem ich von dem Adler entführt werde.“
Der Drummer freut sich darüber, dass seine Hörer verschiedene Interpretationsansätze zu diesem Bild haben. Generell ist es ihm ein Anliegen, Dinge aus anderen Perspektiven zu betrachten. Da er sich bei seinem neuen Album im Genre Pop einordnen wollte hat er analysiert, was den Pop im Moment ausmacht. Das Ergebnis seiner Analyse ist unter anderem das Video zu der Single „All you want (is just a little something)“. Dieses ist je nach Blickwinkel als pornographisch zu bezeichnen. Wu sieht darin aber eine ganz einfache Aneignung:
„Die Idee dazu kam daher, dass diese Single entschiedener maßen Mainstream und Pop sein sollte. Es ging darum, dass ich mit meinen Möglichkeiten und meinem Vokabular eine Popplatte mache, die so tut, als wäre sie Mainstream – was sie natürlich niemals sein wird. Wenn man sich dann mal anschaut, wie der Mainstream seine Produkte vermarktet, dann läuft das halt über Sex. Und wir haben das dann auch so gemacht. Dabei kam dann dieses Album raus.“
Durch sein Video fällt auch auf, wie sexualisiert eigentlich der Musikbetrieb ist, da er diese Marketingstrategie für dieses Album annimmt und sie fast schon persifliert. Insgesamt ist dieses Album anders als sein erstes, und damit ist Tom Wu sehr zufrieden.
„Der Hauptunterschied ist vor allem der, dass das Debüt eigentlich eine Liveplatte ist. Wir haben die Platte sehr rough produziert, indem wir uns in eine sehr große Halle reingebaut haben, ich einfach meine Show gespielt hab und wir das Ganze mitgeschnitten haben. Deswegen ist die Platte auch sehr verhallt, man hört viel von dem Gebäude. Es ging um eine Momentaufnahme. Die zweite Platte möchte eine Popplatte sein, deshalb ist es eine klassische Studioplatte, an der man an allen Ecken und Enden feilt. Da steckt sehr viel Mühe und Gefeile drin.“
Das neue Album entspricht also auch hinsichtlich der Machart einer Platte aus dem Genre Pop, trotzdem klingt es ganz eigen und neu.