Neck Deep im Interview
"Wir wollen nicht berühmt sein!"
Neck Deep ist derzeit eine DER Durchstarter-Bands im Pop-Punk. Nach Ruhm streben die Jungs trotzdem nicht.
Seit 2012 taucht die britische Band Neck Deep in der Pop-Punk-Welt auf. Ihre Songs sorgten online für eine große Nachfrage an Shows und einem erstes Album. Jobs und Universität wurden also bald hinter sich gelassen, um sich komplett auf die Musik konzentrieren zu können. 2014 war es dann soweit. Mit ihrem einschlagenden Debütalbum "Wishful Thinking" konnten sie ziemlich Eindruck schinden und hatten von Anfang an gleichgesinnte Künstler in ihrem Genre beeindruckt. Sogar so sehr, dass einige davon unbedingt mit ihnen an ihrem aktuellen Studioalbum "Life's Not Out To Get You" arbeiten wollten. Außerdem tourten sie bereits zweimal bei der Vans Warped Tour in USA mit - 2014 und 2015. Diese Tour ist für viele Bands ein wichtiger Meilenstein und Karrieresprungbrett.
Innerhalb von nur kurzen vier Jahren haben sich Neck Deep einen bleibenden Platz in der Musikwelt verschaffen können. Derzeit sind die Briten auf ihrer Welttournee und da durfte ein Stop in München natürlich nicht fehlen.
Sehr auf dem Boden geblieben und bescheiden. So hat der Magic Moshroom die Jungs am 11. April im Backstagebereich im Strom angetroffen. Der Sänger Ben Barlow hat mit uns übers Touren, ihr aktuelles Album "Life's Not Out To Get You", ihr Idol Mark Hoppus von blink-182 und ihren Umgang mit Erfolg und Ruhm gesprochen.
"Stellt nichts Blödes an!"
Ihr seid seit Anfang Januar 2015 auf eurer Welttournee. Gibt es denn schon eine verrückte Geschichte bis jetzt? Ich wette ihr habt schon viel erlebt...
[00:18]
Ja, das haben wir! Um ehrlich zu sein, ich kann mich jetzt nicht daran erinnern ohne lange nachzudenken, weil vieles passiert, wenn man eigentlich ziemlich betrunken ist. Vor ein paar Tagen war einer der Jungs ziemlich betrunken - ohne jeden Grund. Er hat einen Frontflip auf dem Tisch gemacht und den Tisch im Umkleideraum dabei komplett zerstört. Er musste den Schaden dann bezahlen. Das war ziemlich wild. Ich glaube, diese Tour - also, der Europateil der Welttournee - war die verrückteste. Ich glaube, jeder wird jede Nacht betrunken und irgendjemand stellt jede Nacht irgendetwas Dummes an. Wir kommen wirklich zu dem Punkt, wo unser Tourmanager sagt: "Kotzt nicht in den Bus, schnippst euch nicht an, zerstört keine Tische. Macht nichts Dummes." Er muss uns wirklich warnen wie: " Bitte, stellt einfach nichts Blödes an!" Also, es war ziemlich wild bis jetzt.
Wir wollten jemanden, dem das Album etwas bedeutet
Nach eurem massiven Debütalbum "Wishful Thinking" von 2014 muss ziemlicher Druck auf euch gelastet haben. Euer zweites und aktuelles Album "Life's Not Out To Get You" ist im August 2015 herausgekommen. Und ihr habt es mit Andrew Wade, Tom Denney und Jeremy McKinnon von A Day To Remember aufgenommen. Was war denn eure erste Reaktion als ihr das erfahren habt?
[02:55]
Wir waren total begeistert. Wir haben uns schon umgesehen nach Leuten mit denen wir das neue Album aufnehmen könnten und wir haben mit einigen gesprochen. Aber wir hatten noch keine gefunden, die wirklich zu uns gepasst hätten. Ursprünglich war es dann nur mit Andrew Wade und Tom Denney geplant. Aber Jeremy wollte wirklich gerne beteiligt sein. Er kam persönlich auf uns zu und meinte: "Ich will daran arbeiten. Unbedingt!". Sein Enthusiasmus war auch einer der Gründe, warum wir mit ihm zusammenarbeiten wollten. Und einfach nur das zu hören war wirklich cool und dass wir jemanden gefunden hatten, dem etwas daran liegt. Nicht irgendjemanden für den es nur ein Job gewesen wäre. Ihm lag wirklich etwas am Album. Die drei waren ja die Verantwortlichen für viele A Day To Remember-Tracks. Also wussten wir, dass das Album gut werden würde. Sie hatten irgenwie die zusätzliche Kraft.
Wenn dein Idole deine Musik remixt
Am 18. März habt ihr eure EP "Serpents" veröffentlicht. Darauf sind unter anderem zwei Songs, die von Mark Hoppus von blink-182 geremixt wurden. Wie fühlt ihr euch dabei, wenn jemand wie er eure Songs "Serpents" und "Can't Kick Up The Roots" remixt?
[06:14]
Es ist großartig. Das die überhaupt aufmerksam auf uns sind, ist unglaublich. Ich hätte mir niemals in einer Millionen Jahre gedacht, dass Mark Hoppus auch nur unsere Band kennen würde. Ich meine, er ist jetzt ein Fan und hat Songs von uns geremixt! Wir haben auch schon eine Show mit blink-182 gespielt. Das war das Größte, das ich eigentlich dachte, das wir erreichen könnten. Stellte sich heraus, dass wir sogar ein bisschen weiter als das gehen können. Und jetzt spielen wir Shows und Mark Hoppus ist ein Fan von uns und mag unsere Band! Dass einer unserer Idole so unterstützend ist, ist wie ein Traum, der wahr geworden ist. Und auch, dass man ein Idol hat, der kein Trottel ist - weil er ist wirklich nett und cool. Es wäre blöd gewesen ihn zu treffen und er wäre jemand gewesen, den ich nicht erwartet hätte. Er war einfach total nett und bescheiden, kein Ego, sondern wirklich cool. Und das ist alles, worum man hätte bitten können.
Und er hat auch einen Song von euch bei einem DJ-Set veröffentlicht?
[07:18]
Ja, er sagte einmal zu Fil, dass er einen Remix-Song spielen wird, den er gemacht hat. Und Fil meinte natürlich, ja cool er freut sich darauf. Und dann hat er den Song gespielt, den er geremixt hat und hat danach sofort "Gold Steps" gespielt - bevor irgendjemand irgendetwas vom neuen Album gehört hatte. Wenn das irgendjemand anderes gewesen wäre, hätten wir gesagt: "Alter, das kannst du einfach nicht machen!". Aber weil es Mark Hoppus war, meinten wir: "Bitte tu das!". Also wir waren begeistert davon. Außerdem war es cool, dass es irgendwie geheim und exklusiv war. Man musste eben bei dieser Show sein, um es zu hören und die Leute haben es nicht erwartet. Es war cool.
Es ging uns nie um Ruhm
Neck Deep ist ziemlich schnell sehr groß geworden. Und euer Erfolg spricht da auch für sich. Aber wie geht ihr mit dem Erfolg um? Denkt ihr manchmal es ist zu schnell gegangen?
[08:19]
Manchmal denke ich das schon, ja. Ich meine, klar man will auf dem Boden bleiben und muss sich immer daran erinnern, wo man herkommt und sollte seinen Geliebten nahe bleiben. Man darf es sich nicht zu Kopf steigen lassen. Und wir haben das alles ja nicht gemacht um Rockstars zu werden, sondern um Musik zu spielen. Es ist das Einzige, das wir wirklich gerne tun. Es ging uns nie darum berühmt oder reich zu werden. Ehrlich gesagt, glaube ich immer noch nicht, dass wir reich und berühmt sind. Die Leute behaupten das nur immer und das pisst mich eigentlich ziemlich an. Ich hasse die Aussage "Oh, du bist berühmt". Oft kommt es von Leuten, die nicht wirklich wissen, worum es geht. Wenn man sagt, wir würden es sein, dann wollen wir erst recht nicht berühmt sein. Ich finde, der Gedanke von Berühmtheit und Celebrities ist lahm. Im Endeffekt ist es nichts als Schall und Rauch - jeder ist nur ein Mensch. Keiner ist "so" cool, sondern auch nur wie du und ich. Da ist nichts Besonderes dabei. Ich meine ja, sie haben Songs geschrieben und sind talentiert, aber wer sagt, dass du nicht auch Songs schreiben kannst, talentiert bist und große Dinge tun kannst? Jeder stellt jeden gleich auf ein Podest und was soll das? Man sollte sich besser selbst mal auf ein Podest stellen und sich ein bisschen besser einschätzen, als sein eigenes Leben andauernd mit dem von anderen zu vergleichen. [...]
[09:43] Ich bin auch nur ein normaler Mensch. Ich bin genau wie du. Man muss einfach versuchen bescheiden zu bleiben und es sich nicht zu Kopf steigen lassen, weil ich denke, dass berühmt zu sein ziemlich beschissen ist. Ich glaube, Ruhm zerstört viele Leute und ich will nicht wie einer von diesen Leuten sein.
Ihr spielt auf ziemlich vielen Festivals diesen Sommer. Das Download Festival in Großbritannien und Deichrand in Deutschland, aber natürlich viele mehr. Bist du denn selbst viel auf Festivals gegangen, als du jünger warst? Und kannst du dich vielleicht an eine verrückte Geschichte aus dieser Zeit erinnern?
[11:25] Ja, mein erstes Festival war Leeds 2011 als ich 16 Jahre alt war. Das war ziemlich wild! [...] Aber man kann auf Festivals Freunde fürs Leben finden. Es gibt viele Geschichten dazu. [...] Also biem Leeds-Festival gibt es einen großen Hügel beim Campingplatz und jedes Jahr glauben manche Leute, sie müssten da runterrutschen oder -rollen - in Mülltonnen oder alten Zelten. Ein Typ hat das mal in einem Einkaufswagen gemacht. Und der hat sich damit wirklich zugerichtet und verletzt. Man muss es wirklich nicht herausfordern. Man sollte nichts machen, wobei man sich zu sehr verletzen könnte.