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Affentheater

Autor(en): Rose Yacoub Yousif am Samstag, 10. Mai 2014
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Quelle: npr books

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Ein Ex-Detective wird zum Restaurantinspektor, aufgetischt werden ein versehentlich geangelter menschlicher Arm und eine große Portion schwarzer Humor! 

Ein Ex-Detective wird zum Restaurantinspektor, aufgetischt werden ein versehentlich geangelter menschlicher Arm und eine große Portion schwarzer Humor! Der neue Roman von Carl Hiaasen spart nicht an kriminellen Kalorien.

Andrew Yancy war leidenschaftlicher Detective in Florida. Doch auch wenn er bestens mit Bösewichten umgehen konnte - mit den meisten Menschen kann er es nicht: Er ist ziemlich asozial. Dabei meint er es gar nicht böse…jedenfalls nicht immer. Schließlich wird ihm wegen „analer Belästigung“ seine Marke entzogen:

Als sie vorbeikamen, hörte er sie streiten. Mit dünner Stimme hatte Dr. Clifford Witt seine Frau entweder als Flittchen oder als Hure bezeichnet. […] Auf jeden Fall hatte fehlgeleitete Ritterlichkeit Yancy aus dem Wagen springen lassen; er folgte dem streitenden Ehepaar – den Staubsauger in der Hand – bis zum Mallory Square, wo sie anfinden, einander anzubrüllen. […]
Die Attacke ging rasend schnell, und Witt wurde völlig überrumpelt. Da er jünger und stärker war, drückte Yancy den Arzt mit Leichtigkeit zu Boden und zerrte ihm die Leinenhose herunter. […] Ungeachtet der Echtheit von Dr. Witts Schreien machte niemand Anstalten, Yancy zu entwaffnen. Der Black & Decker schnorchelte erbarmungslos weiter, bis die Batterie leer war.

Ein Arm am Haken

Statt bedrohlicher Spelunken und Unterschlupfen von Kriminellen muss Yancy nun Restaurants zu inspizieren. Dieser Umstand macht ihm komischerweise mehr zu schaffen, als der abgehackte menschliche Arm, den er in seinem Gefrierfach findet. Yancys detektivischer Instinkt ist geweckt und er findet heraus, dass der tiefgefrorene Arm einem gewissen Herrn Stripling gehörte. Dessen Frau Eve einen eigenartigen Eindruck bei Yancy hinterlässt: Das Verschwinden der 145.000 Dollar teuren Armbanduhr ihres Mannes hätte ihr doch eigentlich auffallen müssen, als sie die Hand ihres verstorbenen Ehemannes betrachtete. Stattdessen achtete sie nur auf seine Hand, die einen Stinkefinger zeigt.

Heimliche Ermittlungen über Eve bringen Yancy auf eine gefährliche Spur, die er mit hohem Ehrgeiz erfüllt – in der Hoffnung, er könne nach der Lösung des möglichen Mordfalls, seine Marke wiederbekommen.

Schwarzer Humor pur

Carl Hiaasen hat mit „Affentheater“ einen extrem spannenden und gleichzeitig urkomischen Roman aufgetischt. Als Leser ertappt man sich ständig dabei, wie einem in den unpassendsten Momenten ein Lachen entwischt: Der amerikanische Autor hätte wirklich einen Michelin-Stern des schwarzen Humors verdient.

Doch der Roman erfordert auch eine große Menge Durchhaltevermögen. Das erste Drittel entpuupt sich als extrem langatmig und ermüdend. Das liegt daran, dass der Leser gleich zu Anfang mit einer Flut von Informationen bombardiert wird, deren Kontext nur schwer durchschaubar ist. Mal geht es um Yancy, der aus fragwürdigen Gründen einen Staubsauger in Dr. Witts Gesäß schiebt, dann um einen jungen Mann namens Neville, der sein geliebtes Grundstück verliert, und plötzlich wird der Leser Zeuge eines Mordes an einem Dealer. Ortsteile und Charaktere wechseln so schnell und hitzig, dass dem Leser kaum eine Verschnaufpause bleibt.

Doch nach und nach lichtet sich der Nebel - wie in einem echten Kriminalfall - und Yancy kann die scheinbar völlig zusammenhangsosen Puzzleteile zusammenbasteln. Bis dahin erwartet den Leser ein Rätselspaß, den man so schnell in einem Krimi nicht finden wird!

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