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Andere Bücher braucht das Land

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Andere Bücher braucht das Land

Von Poeten, Bloggern und Superhelden - 30 unabhängige Verlage zeigten ihr Programm im Rahmen des Literaturfests München.

“Neue Bücher braucht das Land” findet das Literaturhaus München. Zum achten Mal hat es 30 unabhängige Verlage eingeladen sich mit ihrem Programm zu repräsentieren. Seien es Wiederentdeckungen oder Neuauflagen, Kinder- oder Erwachsenenbücher, Unkonventionelles oder Klassiker, Comics oder Graphic Novels, die unabhängigen Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bieten ein buntes und größtenteils auch unkonventionelles Programm.

 

Es geht um die Kunst – und darum diese zu verkaufen

Flankiert werden die Unmengen bedruckter Seiten von einer Ausstellung verschiedener Illustratoren und Künstler. So soll den Besuchern wohl nochmal ins Gedächtnis gerufen werden, worum es beim Markt der unabhängigen Verlage geht, nämlich um die Kunst selbst.

Allerdings nehmen die Verlage bei dem Drahtseilakt zwischen Konsumgut und Kunstobjekt eine besondere Stellung ein. Einerseits sind kleine und unabhängige Verlage noch stärker als die Branchenriesen darauf angewiesen sich erfolgreich zu vermarkten, andererseits gilt es Authentizität und den persönliche Kunstbegriff zu bewahren.

 

Kleine Verlage mit großen Ambitionen

So versucht beispielsweise der poetenladen Verlag neue deutsche Lyrik an den Mann zu bringen. Sie haben sich auf die Fahnen geschreiben das Gedicht als eigenständiges Kunstwerk zur Geltung kommen zu lassen. Da Lyrik noch immer häufig als Stiefkind der Literaturszene beäugt wird, ist es nicht damit getan, ein Buch zu verlegen und zu warten bis es in den Bestsellerlisten auftaucht.

Deshalb arbeitet der poetenladen Verlag nicht nur mit bekannten Gegenwartslyrikern zusammen, sondern bemüht sich auch um den Nachwuchs, zum Beispiel durch die Zusammenarbeit mit dem MDR-Literaturwettbewerb oder der Darmstädter Textwerkstatt. Kontinuierliche Arbeit am und mit dem Text ist das Motto des Verlags, welches auch im poet, dem Literaturmagazin des poetenladen Verlags, verfolgt wird. 

 

Vielfalt in Sachen Genre, Medien und Vermarktbarkeit 

Die vorgestellten Bücher der Verlage bieten alles zwischen konventionell und schräg. Die Auswahl ist groß, und das muss und soll sie auch sein. Von „Vastehst me. Bairische Gedichte aus 40 Jahren“ (lichtung Verlag), über „Mary Pickfords Locken“ (Verbrecher Verlag) bis hin zu „The Feminist Porn Book“ (Lousioder), „anders“ sind viele dieser Bücher bestimmt. 

 

Die Vergessenen und Unbeachteten

Manche Verlage haben es sich zur Aufgabe gemacht in Vergessenheit geratene Autoren wieder aufleben zu lassen. So zum Beispiel edition fünf. Das Verlagsteam rundum Verlagschefin Silke Weniger hat sich den weiblichen Autorinnen verschrieben. Seien es welche, an die sich kaum mehr jemand erinnern kann oder Newcomerinnen, die nicht im Kanon der Verlage Platz finden. Von der (Neu-)Übersetzung, über das Layout bis hin zum Druck, der kleine Verlag kümmert sich um jeden Schritt der Buchproduktion – und das mit Herzblut. Hier spürt man den persönlichen Bezug der Verlegerinnen zum verlegten Buch. Nur was die Verlegerinnen selbst in ihr Bücherregal stellen würden, wird auch produziert.

 

München und sein Nachwuchs

Oder der text:bau Verlag. Von „Mami-Büchern“ über Schülermagazine bis hin zum mucbook-Magazin, der persönliche Bezug zu München, Machern und Publikum steht hier im Fokus. So hat das mucbook-Magazin beispielsweise als Online-Blog angefangen und erscheint nun halbjährlich als Printmagazin. Von einer Vielzahl an Bloggern geschrieben, richtet sich das Heft vor allem an Studenten. So werden mit dem mucbook nicht nur dem Studenten-Publikum die Hotspots in München präsentiert, es werden auch Nachwuchsschreiberlinge gefördert und gefordert. Die crossmediale Präsenz ist dabei vor allem für das junge Publikum ein Herausstellungsmerkmal.

 

Die mediale Zukunft

Denn auch das wird schnell klar bei der Ausstellung: Das Überleben in der Buchbranche ist nicht einfach. Die Verlage müssen sich etwas einfallen lassen, um im übersättigten Markt überleben zu können.

Der Volant & Quist Verlag reagiert auf diese Situation, indem er seine Präsenz auf verschiedenen Medien ausbreitet: Mit der App „A Story A Day“ wird dem Smartphone-Nutzer für 3,59 Euro/30 Tage jeden Tag eine Kurzgeschichte auf das Handy geladen. Literatur in kleinen Häppchen überall zugänglich machen und so den Appetit auf mehr schüren.

 

Geschichten mit Bildern – Literatur kann auch bunt sein

Zugänglich machen will die Ausstellung auch Bücher und Magazine, die, oft zu unrecht, gar nicht zur Literatur gezählt werden: Comics und Graphic Novels. Ein Blick in das Programm des Strapazin Magazins oder der edition moderne zeigt, mit Bildern sprechen und Geschichten erzählen muss nicht zwangsläufig seicht sein. Superhelden-Geschichten sind nämlich genauso zu finden wie Bücher und Magazine mit ernsten, schrägen und ungewöhnlichen Themen. “Persepolis” (edition moderne), um nur ein Werk zu nennen, erzählt in einer sehr einfachen aber nichtsdestoweniger effektiven Bildsprache von der islamischen Revolution von 1979 und dem Krieg mit dem Irak. Den Zugang zu diesen Formen von Literatur zu finden mag zwar manchmal nicht einfach sein, doch aufwendig gestaltete Illustrationen und mitreisende Geschichten machen den Versuch auf jeden Fall lohnenswert.

 

Andere Bücher? Ja, bitte!

Einblicke in die Programmgestaltung der Verlage, erfahren, was die Verlagseigentümer zur Verlagsgründung veranlasst hat, und das Schmökern in dem ein oder anderen Werk machen „Andere Bücher braucht das Land“ auf jeden Fall zu einer interessanten Veranstaltung. Aber Vorsicht: Der Bücherstapel daheim wird so immer größer – den interessante Bücher warten überall.

 

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Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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