Filmfest 2016
Bang Gang
Sex, Liebesdrama und nochmal Sex: Der erste Spielfilm von Eva Husson zeigt nach „LOL“ einen neuen Film über die wilde Jugend unserer Zeit.
Ein Jugenddrama, das auf jeden Fall zu empfehlen ist: Die besondere Ästhetik aus warmen Farben und sehr schönen Bildern macht den Film sehenswert. Auch die Figuren sind passend besetzt und entsprechen ihren Charakteren. Da ist zum einen die beliebte George, die trotzdem mit Selbstzweifeln kämpft, ihre beste Freundin Laetitia, die langsam aufblüht, oder der geheimnisvolle Gabriel.
Aus Trotz wird „Bang Gang“
Hübsch und beliebt. George, gespielt von Marylin Lima, ist das wahrscheinlich begehrteste Mädchen an ihrer Schule. Verliebt ist sie in Alex (Finnegan Oldfield), der aber keine Beziehung mit ihr möchte, sondern sie nur auf seiner Liste von Liebschaften abhakt. Als er dann auch noch mit Georges bester Freundin Laetitia (Daisy Broom) schläft, ist für George alles vorbei. Aus Trotz erfindet sie auf einer Hausparty von Alex das Spiel „Bang Gang“, eine extremere Form von „Wahrheit oder Pflicht“, die sich in eine riesige Sex-Party entwickelt.
Die Jugendlichen finden Gefallen an dem Spiel und es finden immer mehr „Bang Gang“ Partys statt. Man kann schon fast von einem Haus der Orgien sprechen, in dem natürlich alles mit dem Handy festgehalten und auf einer Internetplattform gespeichert wird. Vor allem Laetitia entwickelt sich zu der Initiatorin der Partys, während George sich zunächst zurückzieht. Für sie ist Gabriel (Lorenzo Lefebvre), der eher schüchterne Mitschüler, ein größeres Rätsel, das sie lösen möchte. Doch neben einer Liebesgeschichte entwickeln sich die „Bang Gangs“ zu einem riesigen Skandal mit bitteren Konsequenzen.
Leichtsinn und Liebe
Dass die „Bang Gang“- Partys ausarten, war vorhersehbar. Aber trotzdem erzeugt Eva Husson eine wunderbare Kritik an dem heutigen Leichtsinn der Jugend, die sich ohne Achtung vor ihrem Körper oder ihren Gefühlen von einem Strom mitreißen lässt. Da kann es schon mal passieren, dass eine ganze Schule sich gegen Syphilis behandeln lassen muss oder das Gefühl zur absoluten Nebensache wird. Trotzdem erschafft sie eine außergewöhnliche Liebesgeschichte zwischen George und Gabriel, die rechtzeitig erkennen, worum es wirklich bei der Liebe geht.
Zum Ende driftet die Story ein wenig ab und der Schluss scheint etwas weit weg. Eine Abtreibung, zwei Teenager, die ausreißen, und ein auswandernder 16-Jähriger sind dann doch etwas zu viel. Insgesamt ist es aber ein gelungener Film für einen Abend auf der Couch. Mit teilweise lustigen und bedrückenden Passagen gibt es keine Langeweile vor dem Fernseher. Und Filme mit nackter Haut, das können die Franzosen einfach gut.
(Ein Text von Nina Mohs.)
"Bang Gang (Une histoire d'amour moderne)" ist noch am 01. Juli auf dem Filmfest München zu sehen. Ab dem 15. Juli ist der Film in Deutschland auf DVD erhältlich.