Home > Kultur > Batman v Superman
Filmkritik

Batman v Superman

Autor(en): Gregor Schmalzried am Mittwoch, 23. März 2016
Tags: , , , ,
Quelle: © 2016 WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC., RATPAC-DUNE ENTERTAINMENT LLC AND RATPAC ENTERTAINMENT, LLC

Superman lässt seinen Charme spielen

Beim Duell der Superhelden ist egal, wer gewinnt. Verlierer ist das Publikum.

Im Jahr 2016 ist ein Film nicht nur ein Film. Wir befinden uns in einer Welt, in der Filmreihen bis zu sechs Jahre im Voraus geplant werden und in dieser ist die Idee eines für sich stehenden Blockbusters offensichtlich Schnee von gestern. Seitdem das Marvel-Universum um Iron Man, Captain America und die Avengers seit Jahren erfolgreich vormacht, wie man mit gleich mehreren, mal mehr, mal weniger zusammenhängenden Filmen pro Jahr konstant Erfolg haben kann, ist die Genre-Konkurrenz bei DC Comics allmählich am Verzweifeln. Batman, Superman und Wonder Woman gehören zu den bekanntesten Comic-Figuren der Welt - irgendwie muss es doch möglich sein, daraus Profit zu schlagen. Die logische Reaktion auf den Trend trägt den ermüdenden Titel Batman v Superman: Dawn of Justice und ist auch ein gar sehr ermüdender Film geworden. 

Kampf der Schikanen

Alles, was man wissen muss, steht bereits im Titel: Batman (hier gespielt von Ben Affleck) und Superman (Henry Cavill) kämpfen gegeneinander. Filmgeschichtlich ist der Stellenwert dieses Ereignisses nicht zu bestreiten. Es ist das erste Mal, das die beiden bekannten Helden gemeinsam in einem Film auftreten, noch dazu gegeneinander kämpfen. DC Comics und der Mutterkonzern Warner Bros. schicken sich an, Millionen Fanherzen zum Schlagen zu bringen, etwas nie Dagewesenes auf die Leinwand zu zaubern und das wichtigste Filmerlebnis des Jahres zu bieten: Batman und Superman kämpfen gegeneinander. Hatte ich schon erwähnt? Nun, mehr als das gibt es eigentlich nicht zu sagen. Mit dem Filmtitel beginnt und endet jeglicher Neuigkeitswert, die der Film haben könnte, denn aus künstlerischer Sicht fehlt dem zweieinhalbstündigen Action-Schlamassel von Regisseur Zack Snyder jegliche Existenzberechtigung. 

Es fällt schwer zu sagen, wo die Probleme so richtig anfangen. Vielleicht im letzten Drittel, in dem die kläglichen, aber immerhin ambitionierten Versuche des Drehbuchs, eine politische Diskussion über den Stellenwert von fiktionalen Superhelden anzustoßen, allesamt aus dem Fenster geworfen werden und die Botschaft gegen Gewalt und Zerstörung mit allerlei Gewalt und Zerstörung in die Köpfe der Zuschauer gehämmert wird. Vielleicht in der ersten Stunde des Films, die von Schnitt und Erzählfluss her nichts ähnelt, was man guten Gewissens als Spielfilm bezeichnen könnte, und eher an einen sehr langen und drögen Trailer erinnert, in dem unzusammenhängende Szenen scheinbar wahllos aneinandergereiht werden. Vielleicht auch gleich in den ersten Minuten, in denen wir zum gefühlt zehnten Mal sehen dürfen, wie die Eltern von Bruce Wayne aka Batman in einer Seitenstraße ermordet werden und die Hoffnung darauf, dass etwas Originelles oder auch nur Interessantes bevorstehen könnte, sich schnell verabschiedet. 

Ikonen ohne Tiefe

Doch selbst, wenn die Story nicht viel hergibt und der Film etwas chaotisch zusammengebaut ist, sollte der Kampf der Ikonen doch eigentlich dafür entschädigen. Was kann denn bitte schiefgehen, wenn man zwei der berühmtesten Figuren der Filmgeschichte aufeinander los lässt? Einiges, wie sich herausstellt. Nicht nur sind die Handlungsverwicklungen, die zu dem Kampf führen, paradoxerweise gleichzeitig fadenscheinig und überladen, dem Konflikt selbst fehlt auch jegliche Spannung, da der Film sich an keiner Stelle darum schert, beim Publikum Sympathien für die beiden Cape-Träger zu entwickeln. Superman ist hier eine schmollende Nervensäge, Batman ein blutrünstiger Spinner, und ihr großer Kampf ist eigentlich nur ein blödes Missverständnis, das sich mit ein paar offenen Worten auflösen könnte. Anstatt mit seinem Lieblingshelden mitzufiebern, wünscht man sich, die zwei würden sich einfach gegenseitig erledigen und es gut sein lassen.

Dieser grundlegende Fehler in der Planung von Batman v Superman ist zwar nur eines von vielen Problemen, aber es ist besonders symptomatisch für das Scheitern des Films. Anstatt das Publikum mit einer spannenden Geschichte und einnehmenden Figuren überzeugen zu wollen, verließen sich Warner Bros. und Regisseur Zack Synder von Beginn auf den Bekanntheitsgrad von Batman und Superman, setzten alles auf Effekte sowie kleine Hinweise auf kommende Spin-Offs und vergaßen zwischen all dem, auch an die (gar nicht so komplizierten) Bedürfnisse des Publikums zu denken: Spannung, gute Action, Figuren zum Mitfiebern. Und im Moment gibt es einfach zu viele gute Superheldenfilme, als dass Kritiker und Zuschauer solche fundamentalen Schwächen verzeihen könnten. 

Dawn of Nothing?

Wie es mit dem DC-Universum weitergeht, ist im Moment noch fraglich. Die Kritiken sind überwiegend vernichtend, und ob Zack Snyder wie geplant auch den Nachfolgefilm Justice League inszenieren darf, wird wohl von den Einspielergebnissen abhängen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Film trotz schlechtem Presseecho zum Box-Office-Magneten wird. Aber die Konkurrenz ist stark. Und ein Kinobesuch von Batman v Superman bietet dem Zuschauer abseits von weichen Kinosesseln und drei Stunden gesparten Heizkosten nicht viel. Im Worst-Case-Szenario erleben wir hiermit nicht nur das Ende einer potentiellen Filmreihe, sondern auch das Ende des Zwangs, aus jedem Blockbuster direkt ein Franchise machen zu müssen - auch wenn eine zündende Idee fehlt. 

Batman v Superman: Dawn of Justice startet am 24.3.2016 in den deutschen Kinos. 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

mehr
M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

mehr
M94.5 auf Youtube

Der M94.5-Newsletter
Du willst regelmäßig News von M94.5? Dann musst nur deine E-Mail-Adresse angeben! Keine Angst, wir spamen deinen Posteingang auch nicht voll.
 
 
Die afk Familie