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Black Swan ohne Natalie Portman?

Autor(en): Verena Schäfer am Samstag, 3. November 2012
Ob das Motiv des schwarzen Schwans im Tanz auch ganz ohne Natalie Portman funktionieren kann, untersucht die Inszenierung von Richard Siegal.
Eine Natalie-Portman-ähnliche Schönheit, die im Tutu über die Bühne schwebt und das Publikum verzaubert. Derartige Bilder dürften wohl fast jedem in den Sinn kommen, der den Titel „Black Swan“ liest. Am Ende war es aber ein Stück, dass im Rahmen des DANCE Festivals 2012 lief und wohl eher nicht den Vorstellungen vieler Ballett-Fans entsprach.

„Black Swan“ als Wirtschaftskrise

Richard Siegal, Künstler und Choreograf, wählte für sein neues Solo, wohl auch um zu verwirren, den Namen „Black Swan“. Ein Titel, der einen auf eine harmonische Tanzumsetzung des gleichnamigen Filmes hoffen lässt.
Stattdessen basiert das Stück aber auf dem Buch „Black Swan“, geschrieben vom Wirtschaftsmathematiker Nicholas Taleb. Unter „Black Swan“ wird in diesem Fall ein Ereignis verstanden, welches großen Einfluss auf die Gesellschaft hat, beispielsweise die Wirtschaftskrise.
Auf dieser Basis versucht Richard Siegal immer wieder deutlich zu machen, dass alle Systeme, die der Mensch sich erschafft, irgendwann im absoluten Chaos enden.

Ein wahrgewordener Albtraum

Um dies auszudrücken, bewegt er sich roh und sehr ursprünglich zu kurioser Musik und singt mit einer vom Stimmenverzerrer entarteten Stimme. Im Hintergrund werden immer wieder skurrile Texte und Videos auf eine Leinwand projiziert. Also eine zu Natalie Portmans „Black Swan“ völlig konträre Darbietung. 

Der Künstler möchte dabei mit Vorurteilen brechen. Vorurteile bezogen auf den Titel seines Solostückes, aber auch Vorurteile auf die Art und Weise, wie eine Choreografie auszusehen hat. Er entwickelte deshalb die sogenannte IF/THEN-Methode, die sich Regeln und Strukturmodelle der Informatik annimmt und auf dem Aktion-Reaktion-Schema beruht.
Das Zusammenspiel all dieser Komponenten, des Tanzes, des Gesangs, der Musik, der Texte und Videos, verleiht dem Stück eine derart unheimliche Stimmung, dass es nicht schwerfällt zu glauben, man befände sich in einem wahrgewordenen Albtraum. 

Ein Blick hinter die Kulissen

Während der Aufführung prasseln die furchteinflößenden Eindrücke nur so auf das Publikum ein, es bleibt kaum Zeit das Dargebotene zu verarbeiten oder gar zu hinterfragen. Doch nimmt man sich nach der Vorstellung ein wenig Zeit, um Dinge zu interpretieren, fällt einem sehr schnell auf, dass eine These immer wieder aufgegriffen wird: Das ewige Streben der Menschheit nach immer mehr, immer besser, immer schneller - Und der unausweichliche Fall, der daraufhin folgt.

Oder, um es mit Richard Siegals Worten zu sagen: „Where to, what next?“

Das Stück „Black Swan“ lief am 26. Und 27.10.2012 im Rahmen des DANCE-Festivals in München.
Informationen zum weiteren Programm unter: www.dance2012.de


Bildquelle: Benedict Mirow
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