CultureKlatsch: KulturTour mit Panzer
Felix Kruis und Lambert Strehlke waren am Mittwoch zu Gast bei Max Wölfle in der Hörbar und erzählen über ihr Kunstprojekt „KulturTour mit Panzer“, das am 15. September in der Münchner Innenstadt über die Bühne geht.
M94.5: Felix, erzähl mal – du hast den Panzer gebaut: Wie muss man sich das vorstellen?
Felix Kruis: Das ist ein spezieller Panzer, bei dem es um ein Fahrrad geht, auf das ein Klavier „gebastelt“ wurde.
Ein Panzer ist ja eigentlich so eine Angriffsmaschine. Wen greifst du denn an mit so einem Klavier-Panzer?
Felix Kruis: Alle. Die ganze Umgebung.
Wird auf dem Klavier dann auch gespielt?
Felix Kruis: Ja, ich spiele live zu einem Film.
Und der Film, der wird dann über einen Beamer projiziert - als Kanone praktisch...
Felix Kruis: Ja genau.
Gefilmt, also technisch umgesetzt, hat den Film Lambert, richtig?
Lambert Strehlke: Richtig, ich hab den Film gefilmt.
„Bubbles“ heißt der Film, das Konzept dazu kommt aber von dir, Felix, oder?
Felix Kruis: Ja, das Drehbuch hab ich gemeinsam mit einem Kumpel geschrieben und den Rest hab ich unter anderem mit Lambert zusammen konzipiert und umgesetzt. Allerdings mit einem riesigen Team dahinter, da sind eine Menge Leute beteiligt, die sehr viel investiert haben.
Was heißt „investiert“? Das ganze kostet ja auch sicher eine Menge Geld. Wie bekommt man das zusammen?
Felix Kruis: Wir hatten das Glück, eine Debütförderung vom Kulturreferat zu bekommen. Da hatten wir erstmal eine gute Grundlage. Aber das hat jetzt einfach auch eine Menge Zeit gekostet, nicht nur Geld.
Wenn ich mir das jetzt vorstelle: Ihr stellt dieses Panzerrad mit dem Beamer und projiziert den Film auf eine Hauswand, richtig?
Felix Kruis: Unter anderem, ja.
Wo zum Beispiel?
Felix Kruis: Wir starten am Odeonsplatz bzw. Hofgartentor und projizieren da drauf.
Ihr greift ja praktisch den Rezipienten in der Öffentlichkeit an. Die Leute sind in der Stadt unterwegs und auf einmal ist da so ein krachendes, lärmendes Fahrrad mit einem Klavier drauf, dazu kommt auch noch ein Film. Was erwartet ihr, wie die Leute reagieren?
Felix Kruis: Da sind wir einfach gespannt. Wir erwarten überhaupt nichts.
Lambert Strehlke: Ich frag mich: Kracht das Fahrrad eigentlich? Ich hoffe nicht! Krachen darf es eigentlich erst gegen Ende, wenn es dann auseinanderfällt.
Felix Kruis: Wobei das auch witzig wäre.
Gehört das zum Konzept, dass das Rad am Ende draufgeht?
Lambert Strehlke: Das Ding ist halt so eine Selbstbau-Variante und wir hoffen schon, dass es bis zum Ende und auch darüber hinaus durchhält.Das war jetzt nur ein kleiner Scherz. Aber es sieht sehr abenteuerlich aus: Ein richtig altes Fahrrad bzw. die Reste eines alten Fahrrads, zusammengebaut mit diesem Klavier hinten drauf, das macht einen sehr abenteuerlichen Eindruck. Deswegen hoffen wir, dass das hält.
Welche Idee steckt denn eigentlich hinter diesem ganzen Projekt?
Felix Kruis: Der Grundleitsatz ist, Kunst in die Menge zu schießen. Das verbindet sich, glaub ich, auch ganz gut mit der Brutalität des Wortes „Panzer“.
Sollen die Menschen dann auch überwältigt werden, dass es also krachend und laut ist? Denn ein Panzer ist auch nicht gerade ein subtiles Kriegsutensil.
Felix Kruis: Das ist richtig. Das hat schon eine gewisse Größe, die auffallen wird. Das Spiel an sich wird hoffentlich auch laut genug sein.
Hast du denn das Gefühl, dass es zu wenig Interesse an Kultur gibt? Dass man eben rausgehen muss und die Kultur zu den Leuten bringen muss?
Felix Kruis: Ja und nein. München ist schon eher so eine Publikumsstadt. Aber trotzdem finde ich, es gibt zu wenig, deswegen kam ich auch auf die Idee, das mal draußen zu machen.
Dabei werdet ihr den Film „Bubbles“ zeigen. „Bubbles“ steht in dem Fall für „Seifenblasen“. Worum geht’s dabei thematisch?
Felix Kruis: Der Überbau ist die Finanzkrise. Das, was wir aber genau erzählen, ist eine kleine Geschichte dazu. Da steht jetzt also nicht „Finanzkrise“ drauf.
Ohne den Inhalt vorwegzunehmen: Was macht den Film aus?
Lambert Strehlke: Wir haben versucht, ein abstraktes abgefahrenes, futuristisches Bühnenbild und ein sehr minimalistisches Szenenbild zu nutzen, um eine Art Nicht-Ort zu erzählen. Eine sehr dick aufgetragene Metapher mit der Finanzkrise da zu verorten, nicht naturalistisch nachgebaut, wie man's aus der Welt kennt, sondern einen sehr künstlichen, artifiziellen Ort zu schaffen. Das war die Haupt-Spielgrundlage, die wir uns vorgenommen haben. Und ich denke, das fällt einem als erstes auf und bleibt dann auch dementsprechend hängen.
Warum habt ihr als Ort die Münchner Innenstadt gewählt? Ist die Münchner Innenstadt dann so ein Nicht-Ort, von dem du gesprochen hast, an den man etwas bringen muss?
Lambert Strehlke: Eine Verbindung zwischen der Münchner Innenstadt und dem Film wäre jetzt recht an den Haaren herbei gezogen. Es sind zwei verschiedene Ideen: Den Film stilistisch zu gestalten und ihn dann in die Innenstadt zu tragen, wo ihn normale Menschen ankucken können. Was das Spannende ist an der ganzen Nummer: Dieses kleine, performative Moment, dass Leute, die nicht darauf vorbereitet sind, etwas zu sehen oder zu lesen, mit dem konfrontiert werden, was wir uns ausgedacht haben, von diesem kleinen Kriegsgefährt aus, das auch nur eine Metapher ist. Denn das kracht nicht und schießt jetzt auch nur Lichtbilder.
Felix Kruis: Aber es gibt eine Riesen-Explosion.
Lambert Strehlke: Trotzdem werden keine Menschen zu Schaden kommen.
Sucht ihr dann auch den Dialog mit den Leuten?
Lambert Strehlke: Eigentlich ist das eine ziemliche Anmache. Wenn wir sagen, wir machen hier eine KulturTour mit Panzer und wir beschießen euch jetzt, das ist eigentlich eine Herausforderung oder eine Frage oder eine Anmache, auf die wir hoffen, dass da irgendwas zurück kommt. Das ist Ausdruck eines sehr basalen Grundgefühls, das hinter der ganzen Arbeit steckt. Wir wollen die Leute gerne ein bisschen kitzeln, anmachen, provozieren, ihnen medial auf die Fresse hauen, um irgendeine Art von Reaktion zu bekommen.
Die Leute, die jetzt Interesse haben, wo müssen die am 15. September hingehen? Um 19.00 Uhr, wo fängt's an?
Felix Kruis: Am Odeonsplatz. Und dann gibt’s vier Standpunkte, wir zeigen den Film vier Mal. Einmal am Odeonsplatz. Dann geht’s weiter am Max-Joseph-Platz, da werden wir am Staatsschauspiel den Film projizieren. Dann geht’s weiter neben die St.-Michaels-Kirche, bei der großen Baustelle, da werden wir's projizieren und die letzte Station ist am Stadtmuseum bei der jüdischen Synagoge.
Dann bedanke ich mich bei euch beiden für's Dasein und wünsch euch viel Erfolg morgen beim Großangriff auf den Münchner Kunstrezipienten.
Felix Kruis: Das ist ein spezieller Panzer, bei dem es um ein Fahrrad geht, auf das ein Klavier „gebastelt“ wurde.
Ein Panzer ist ja eigentlich so eine Angriffsmaschine. Wen greifst du denn an mit so einem Klavier-Panzer?
Felix Kruis: Alle. Die ganze Umgebung.
Wird auf dem Klavier dann auch gespielt?
Felix Kruis: Ja, ich spiele live zu einem Film.
Und der Film, der wird dann über einen Beamer projiziert - als Kanone praktisch...
Felix Kruis: Ja genau.
Gefilmt, also technisch umgesetzt, hat den Film Lambert, richtig?
Lambert Strehlke: Richtig, ich hab den Film gefilmt.
„Bubbles“ heißt der Film, das Konzept dazu kommt aber von dir, Felix, oder?
Felix Kruis: Ja, das Drehbuch hab ich gemeinsam mit einem Kumpel geschrieben und den Rest hab ich unter anderem mit Lambert zusammen konzipiert und umgesetzt. Allerdings mit einem riesigen Team dahinter, da sind eine Menge Leute beteiligt, die sehr viel investiert haben.
Was heißt „investiert“? Das ganze kostet ja auch sicher eine Menge Geld. Wie bekommt man das zusammen?
Felix Kruis: Wir hatten das Glück, eine Debütförderung vom Kulturreferat zu bekommen. Da hatten wir erstmal eine gute Grundlage. Aber das hat jetzt einfach auch eine Menge Zeit gekostet, nicht nur Geld.
Wenn ich mir das jetzt vorstelle: Ihr stellt dieses Panzerrad mit dem Beamer und projiziert den Film auf eine Hauswand, richtig?
Felix Kruis: Unter anderem, ja.
Wo zum Beispiel?
Felix Kruis: Wir starten am Odeonsplatz bzw. Hofgartentor und projizieren da drauf.
Ihr greift ja praktisch den Rezipienten in der Öffentlichkeit an. Die Leute sind in der Stadt unterwegs und auf einmal ist da so ein krachendes, lärmendes Fahrrad mit einem Klavier drauf, dazu kommt auch noch ein Film. Was erwartet ihr, wie die Leute reagieren?
Felix Kruis: Da sind wir einfach gespannt. Wir erwarten überhaupt nichts.
Lambert Strehlke: Ich frag mich: Kracht das Fahrrad eigentlich? Ich hoffe nicht! Krachen darf es eigentlich erst gegen Ende, wenn es dann auseinanderfällt.
Felix Kruis: Wobei das auch witzig wäre.
Gehört das zum Konzept, dass das Rad am Ende draufgeht?
Lambert Strehlke: Das Ding ist halt so eine Selbstbau-Variante und wir hoffen schon, dass es bis zum Ende und auch darüber hinaus durchhält.Das war jetzt nur ein kleiner Scherz. Aber es sieht sehr abenteuerlich aus: Ein richtig altes Fahrrad bzw. die Reste eines alten Fahrrads, zusammengebaut mit diesem Klavier hinten drauf, das macht einen sehr abenteuerlichen Eindruck. Deswegen hoffen wir, dass das hält.
Welche Idee steckt denn eigentlich hinter diesem ganzen Projekt?
Felix Kruis: Der Grundleitsatz ist, Kunst in die Menge zu schießen. Das verbindet sich, glaub ich, auch ganz gut mit der Brutalität des Wortes „Panzer“.
Sollen die Menschen dann auch überwältigt werden, dass es also krachend und laut ist? Denn ein Panzer ist auch nicht gerade ein subtiles Kriegsutensil.
Felix Kruis: Das ist richtig. Das hat schon eine gewisse Größe, die auffallen wird. Das Spiel an sich wird hoffentlich auch laut genug sein.
Hast du denn das Gefühl, dass es zu wenig Interesse an Kultur gibt? Dass man eben rausgehen muss und die Kultur zu den Leuten bringen muss?
Felix Kruis: Ja und nein. München ist schon eher so eine Publikumsstadt. Aber trotzdem finde ich, es gibt zu wenig, deswegen kam ich auch auf die Idee, das mal draußen zu machen.
Dabei werdet ihr den Film „Bubbles“ zeigen. „Bubbles“ steht in dem Fall für „Seifenblasen“. Worum geht’s dabei thematisch?
Felix Kruis: Der Überbau ist die Finanzkrise. Das, was wir aber genau erzählen, ist eine kleine Geschichte dazu. Da steht jetzt also nicht „Finanzkrise“ drauf.
Ohne den Inhalt vorwegzunehmen: Was macht den Film aus?
Lambert Strehlke: Wir haben versucht, ein abstraktes abgefahrenes, futuristisches Bühnenbild und ein sehr minimalistisches Szenenbild zu nutzen, um eine Art Nicht-Ort zu erzählen. Eine sehr dick aufgetragene Metapher mit der Finanzkrise da zu verorten, nicht naturalistisch nachgebaut, wie man's aus der Welt kennt, sondern einen sehr künstlichen, artifiziellen Ort zu schaffen. Das war die Haupt-Spielgrundlage, die wir uns vorgenommen haben. Und ich denke, das fällt einem als erstes auf und bleibt dann auch dementsprechend hängen.
Warum habt ihr als Ort die Münchner Innenstadt gewählt? Ist die Münchner Innenstadt dann so ein Nicht-Ort, von dem du gesprochen hast, an den man etwas bringen muss?
Lambert Strehlke: Eine Verbindung zwischen der Münchner Innenstadt und dem Film wäre jetzt recht an den Haaren herbei gezogen. Es sind zwei verschiedene Ideen: Den Film stilistisch zu gestalten und ihn dann in die Innenstadt zu tragen, wo ihn normale Menschen ankucken können. Was das Spannende ist an der ganzen Nummer: Dieses kleine, performative Moment, dass Leute, die nicht darauf vorbereitet sind, etwas zu sehen oder zu lesen, mit dem konfrontiert werden, was wir uns ausgedacht haben, von diesem kleinen Kriegsgefährt aus, das auch nur eine Metapher ist. Denn das kracht nicht und schießt jetzt auch nur Lichtbilder.
Felix Kruis: Aber es gibt eine Riesen-Explosion.
Lambert Strehlke: Trotzdem werden keine Menschen zu Schaden kommen.
Sucht ihr dann auch den Dialog mit den Leuten?
Lambert Strehlke: Eigentlich ist das eine ziemliche Anmache. Wenn wir sagen, wir machen hier eine KulturTour mit Panzer und wir beschießen euch jetzt, das ist eigentlich eine Herausforderung oder eine Frage oder eine Anmache, auf die wir hoffen, dass da irgendwas zurück kommt. Das ist Ausdruck eines sehr basalen Grundgefühls, das hinter der ganzen Arbeit steckt. Wir wollen die Leute gerne ein bisschen kitzeln, anmachen, provozieren, ihnen medial auf die Fresse hauen, um irgendeine Art von Reaktion zu bekommen.
Die Leute, die jetzt Interesse haben, wo müssen die am 15. September hingehen? Um 19.00 Uhr, wo fängt's an?
Felix Kruis: Am Odeonsplatz. Und dann gibt’s vier Standpunkte, wir zeigen den Film vier Mal. Einmal am Odeonsplatz. Dann geht’s weiter am Max-Joseph-Platz, da werden wir am Staatsschauspiel den Film projizieren. Dann geht’s weiter neben die St.-Michaels-Kirche, bei der großen Baustelle, da werden wir's projizieren und die letzte Station ist am Stadtmuseum bei der jüdischen Synagoge.
Dann bedanke ich mich bei euch beiden für's Dasein und wünsch euch viel Erfolg morgen beim Großangriff auf den Münchner Kunstrezipienten.