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Flimmerkammer #4

Das alte Gesetz

Quelle: Kammerspiele München

Stummfilm mit Live-Orchester

Ein letztes Mal erwecken die Kammerspiele einen Stummfilm zum Leben und kombinieren ihn diesmal mit modernen Orchesterklängen.

Schwarz-Weiß-Filme können anstrengend sein. Weil man heutzutage einfach Filme in Farbe und mit schnellen Schnitten gewohnt ist. Wenn die Schauspieler auf der Leinwand dann noch nicht einmal sprechen, erlischt das Interesse, noch ehe man sich überhaupt auf das Filmgeschehen eingelassen hat. Das sollte man aber tun. Denn einige alte Stummfilme haben durchaus zeitlose Themen und sind unterhaltsam trotz fehlender Sprache. So auch „Das alte Gesetz“ von Ewald André Dupont aus dem Jahr 1923.

Von aufstrebenden Söhnen und sturen Vätern

Wir befinden uns in der Mitte des 19. Jahrhunderts in einem galizischen Dorf. Baruch ist der Sohn eines Rabbis, jung und voller Pläne. Schauspieler möchte er werden, das kleine Schtetl verlassen und in die weite Welt ziehen. Doch sein Vater ist strikt dagegen, erteilt seinem Sohn Hausarrest und wacht höchstpersönlich die ganze Nacht vor dessen Zimmertür, damit der widerspenstige Sohn nicht verschwinden kann. Das schafft dieser aber doch und schließt sich einem Wandertheater an. Als er auf einer einfachen Bretterbühne in einer Scheune den Romeo in „Romeo und Julia oder der tragische Gifttod aus Liebe“ (wie das Stück im Film augenzwinkernd genannt wird) spielt, wird er von den meisten Zuschauern ausgelacht. Doch unter ihnen ist auch die Erzherzogin Elisabeth Theresia, die vom Schauspiel des jungen Mannes angetan ist. Sie nimmt ihn mit nach Wien und lässt ihn am Wiener Burgtheater ausbilden, wo er bald zum begnadeten Schauspieler avanciert. Das einzige, was die Szenerie trübt, ist der Vater, der zuhause im Schtetl sitzt und seinem Sohn sein Weggehen nicht verziehen hat.

Moderne Klänge zu Schwarz-Weiß-Bildern

„Das alte Gesetz“ hat einige Szenen zum Schmunzeln, manches erinnert an Slapstick, doch das wahre Highlight des Abends ist das Orchester des Jakobsplatzes. Das untermalt das Geschehen mit modernen Klängen des französischen Komponisten Philippe Schoeller, der anlässlich der Restaurierung des Films eine Neukomposition dazu geschrieben hat. Die zu hörende Musik verwundert zunächst etwas, da sie etwas abstrakt und teilweise disharmonisch daherkommt und nicht klassisch die zu sehenden Bilder unterstreicht. Sie steht in einer gewissen Spannung zur Leinwand, was schön ist, denn sie illustriert die Handlung nicht direkt, zum Beispiel auf Bewegungsebene, wie es bei Stummfilmen eigentlich üblich war. So wird die Wahrnehmung des Zuschauers nicht akribisch durch die Musik gelenkt. Stattdessen lässt sie einem viel Raum für eigene Interpretationen und findet einen wunderbaren Weg, um die Gedanken- und Gefühlswelt der Figuren sichtbar zu machen. Es ist auch dem Orchester zu verdanken, dass der über zwei Stunden dauernde Film nicht langweilig wird und man sich ein bisschen in eine andere Zeit versetzt fühlt - als es normal war, dass die Bilder auf der Leinwand schwarz-weiß waren und vorne ein Pianist saß, der die Filmmusik spielte.

Ein weiterer Termin für die "Flimmerkammer"-Reihe in den Kammerspielen ist vorerst nicht geplant.

Platte des Monats

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