Filmkritik
Das Panem-Finale
Der Spotttölpel zwitschert jetzt auf DVD: In Mockingjay Teil II treten Katniss und Co. zu ihrem letzten Kampf an.
Es ist das Ende einer Reihe, die uns sowohl literarisch, als auch filmisch in den letzten sechs Jahren begleitet und begeistert hat: Die Tribute von Panem, eine dystopische Romantrilogie der US-Autorin Suzanne Collins, handeln von einem in Distrikte aufgeteilten Nordamerika der Zukunft, in dem die Bewohner in Armut und Unterdrückung leben – bis eines Tages die junge Heldin Katniss Everdeen den Lauf der Geschichte verändert. Im vierten und letzten Teil der „Hunger Games“-Filmreihe marschiert Katniss als Anführerin der Rebellen ins Kapitol ein, um den blutrünstigen Präsidenten Snow endgültig zu besiegen.
Minenfeld aus Killer-Kapseln
Dieser lacht sich zunächst ins Fäustchen, hat er doch die gesamte Stadt in ein Minenfeld aus todbringenden Kapseln ganz im Stile der Hunger Games, verwandeln lassen. In Begleitung einer Kampftruppe schlägt sich Jennifer Lawrence als Katniss Everdeen in fulminanten Actionszenen durch das lebensgefährliche Kapitol - teils ober-, teils unterirdisch. Das gelingt den actionerprobten Filmemachern hervorragend: Den gesamten Film über herrscht eine bedrückende, unheilvolle Atmosphäre.
Spannung wie im Videospiel
Die Nerven der Zuschauer werden aufs Äußerste gespannt. Wie im Videospiel schleichen die Protagonisten durch unterirdische Gänge. Hinter jeder Ecke lauert eine neue Gefahr. Besonders beeindruckend: Eine der Killer-Kapseln birgt eine lawinenartige Welle aus heißem, schwarzen Öl, welche die gesamte Gruppe um Katniss zu begraben droht. Eine weitere, ständige Bedrohung ist Peeta, der durch ein vom Kapitol verabreichtes Nervengift, das ihn gegen Katniss aufhetzen soll, oft nicht Herr seiner Sinne. Das macht ihn unberechenbar. Und wem das noch nicht genug ist, für den sorgt das unglückliche Liebesdreieck zwischen Katniss, Peeta und Gale für weiteres Drama - ganz im Stile von Twilight und leider fast ebenso nervtötend.
Katniss als unfreiwilliger Spielball?
Wie in den vorangegangenen Filmen herrscht in Katniss auch in Mockinjay Teil 2 ein innerer Kampf: Zwar kämpft sie aus tiefster Überzeugung für den Zusammenhalt der Distrikte und das Ende der Unterdrückung. Dennoch handelt sie in der ihr aufgezwängten Rolle als Spotttölpel oft aus Fremdbestimmung und wird besonders in Mockingjay zum unfreiwilligen Spielball der politischen Rivalen Coin und Snow. Ein Problem, das der Film über seine gesamten 137 Minuten hat, ist das ungeschickte Timing. Wirkt er zu Anfang etwas zäh und spröde, kann es den Machern beim gewaltigen Ende fast nicht schnell genug gehen. Manch einschneidender Moment aus dem Buch wird im Film nur angerissen und macht es dem Zuschauer schwer, adäquat mitzufühlen. Ebenso ging der Plan der Franchise-Verantwortlichen, die Filmeinnahmen durch das Aufsplitten des letzten Buches in die Höhe zu treiben, dramaturgisch natürlich nicht auf. Nebencharaktere beleuchtet der Film nur äußerst oberflächlich und nimmt ihnen dadurch jegliche Tiefe. Außerdem zerstört das Aufsplitten des letzten Teils einen konsequenten und natürlichen Erzählfluss.
Fazit
Trotz alldem ist Mockingjay Teil II als abschließendes Kriegsdrama ein würdiges Ende der Filmreihe um die mutige, bodenständige Katniss Everdeen. Spannung, bildgewaltige Szenen und eine besondere Atmosphäre sorgen dafür, dass der Zuschauer den Kinosaal auf keinen Fall unbefriedigt verlässt.Zudem ist der Film dem zu früh verstorbenen Philip Seymour Hoffmann alias Plutarch gewidmet- dieser starb unerwartet während der Dreharbeiten, woraufhin die Autoren das Drehbuch umschrieben und Seymours Dialoge auf andere Rollen verteilten.
"Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2" gibt's ab 21. März auf DVD und BluRay.