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M94.5 Theaterkritik

Das Spiel mit der Moral

Autor(en): Eugenia Löwen am Dienstag, 1. Mai 2018
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Quelle: © Marie-Laure Briane

Unsere Redakteurin hat den Sprung in die Verdammnis gewagt und die Inszenierung von "Movin Faust" im Gärtnerplatztheater gesehen.

Die Erwartungen sind hoch

Den Gang hinuntersteigend begebe ich mich in die Hölle, im Volksmund auch als Bar bekannt. So empfängt mich eine düsterere aber auch angenehme Atmospähre. Ich bin 20 Minuten zu früh im Gärtnerplatztheater und so habe ich mich dazu entschloßen diese auch zu genießen. Einlass ist nämlich genau um 20:10. Durch ein Labyrinth aus Treppen gelange ich in den Backstagebereich, wo sich der Orchesterprobensaal befindet. „Movin Faust“ verspricht eine Kombination aus Tanzabend, Konzert und Liedvortrag und somit sind die Erwartungen hoch. Im Orchesterprobensaal angekommen, darf ich mir meinen Platz aussuchen. Ich entscheide mich für die erste Reihe, ganz der Divise: Kultur muss hautnah erlebt werden.

 

Das Schauspiel kann beginnen

Mit einem effektvollen Auftritt beginnt das Stück: fünf Männer betreten leicht bekleidet die Bühne und mit leicht bekleidet meine ich „in Boxershorts“. Als dann auch die musikalische Leitung, Andreas Kowalewitz, die Bühne betritt, stolpert dieser über die fünf halbnackten Männer, die ihm zu Füßen weilen. Natürlich gelingt es den jungen Tänzern: Alessio Attanasio, Alfonso Fernàndez, Özkan Ayik, Luca Seixas und Thomas Martino, den Mann erfolgreich aufzufangen. So erfolgreich, dass sie Herrn Kowalowitz direkt bis hin zum „Steinway & Sons“ Flügel tragen.

Anschließend wird auch Camille Schnoor als Gretchen von einem weißen Tuch umhüllt hineingetragen, während Andreas Kowalewitz die ersten Szenen mit der Ouvertüre “Doktor Faust“ von Bedrich Smetana einleitet. In dem ersten Szenario zeigen die Schauspieler das Verehrer der Relique, die Reliquie welche Margareta verkörpert. Sanftmütig und behutsam nehmen die Männer ihre Umhüllung vom Körper und bringen zum Ausdruck, welch wertvolle Gestalt sie für sie darstellt. Bei einem Osterspaziergang finden Faust und Margarete dann zueinander. „Die Perle“ verwandelt sich anschließend in ein lüsternes Madl, welches sich von Faust verführen lassen will. In ihrer Wollust und Begierde kommen sich Faust und Margarete immer näher. So nah, dass Margarete den Traum vom perfektem Leben wagt. Doch die „Gretchen Frage“ hat sie hier wohl übersprungen, denn Margarete erwacht direkt in der Realität. Als Kindsmörderin welche des Teufels rechte Hand begehrt. Die Flucht vor sich selbst ist zwecklos und dies ist Margarete bewusst, so gibt sie sich müde der Erlösung hin, wodurch sie ihre Selbstbestimmtheit zurück erobert. 

Ein Unterhaltsamer Sprung in die Verdammnis 

Alles in einem ist „Movin Faust“ ein kreatives und unterhaltsames Kunstwerk. Besonders die Kombination aus modernen, akrobatischen Choreografien, der vielfältigen live Musik und der Sopran von Camille Schnoor, reißt den Zuschauer mit in die Verdammnis.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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