M94.5 Filmkritik
Deadpool 2
Eine schwache Handlung, ähnliche Gags und viel Budget für dynamische Actionszenen machen "Deadpool 2" zu einer Kopie vom gelungenen ersten Teil.
Wer innerhalb des Marvel-Universums inklusive Trennung zu DC, den verschiedenen Held*innen und den ganzen Fortsetzungen noch einen klaren Kopf bewahren kann, kann sich wohl selbstbewusst zur Kategorie bemerkenswerte Menschen zählen. Doch trotz großer Comic- und Fanliebe zeigten sich in letzter Zeit auch die Nerd-Kreise mehr genervt als überzeugt von der Marvel-Maschinerie, die durchweg rattert und arbeitet. Nur eben nicht an der nächsten Innovation innerhalb des Superhelden-Universums, sondern vielmehr an noch teurer produzierten, noch teurer besetzten Sequels und Crossovers.
Vor zwei Jahren hat „Deadpool“ als unkonventionelle Marvel-Figur den Anti-Antihelden-Film geliefert und wurde dafür ordentlich gefeiert. Gespräche, die direkt an den Zuschauer gerichtet sind, blutrünstig-morbide Gemetzel und Witze auf Kosten der Marvel-Filme und ihrer Helden erzeugten Tränen beim Lachen. Doch leider tappt der smarte Held jetzt selbst in die Sequel-Falle und verliert dadurch ein Stück seiner Originalität.
Ein Herz für Deadpool
Ryan Reynolds darf auch in „Deadpool 2“ wieder in den roten Lederanzug schlüpfen und gleich zu Beginn das tun, was der Antiheld am besten kann. Dazu gehört der anfängliche Verfremdungseffekt, in dem er direkt zum Zuschauer spricht und schon mal einen Teil der Handlung erklärt, genauso wie riesige CGI-Blutbäder samt abgetrennter Gliedmaßen in verschiedenen Kulissen rund um den Globus. Seine bitterböse, blutrote Komfortzone muss er allerdings noch in der ersten halben Stunde wegen einem tragischen Unglück verlassen. Die einzige Lösung scheint der Suizid. Doch der erweist sich als ganz schön schwer, wenn eine schnelle Heilung die eigene Superkraft ist. Also wieder von vorne: Deadpool kommt, konfrontiert mit Sentimentalität und Herzschmerz, in die Superhelden-Auffangstation der X-Men.
Nach etwaigen Zwischenstopps voll überspitzter Zitate anderer Marvel-Streifen und ordentlich viel Humor ist Deadpool irgendwie wieder in eine Heldenrolle gerutscht und muss nun die Welt (vor einem kleinen, komisch dargestellten und leider wirklich schlecht gespielten Jungen mit glühenden Händen) retten. Das Finale des Films ist ein Feuerwerk der Gags und durch Explosionen, wie wir sie seit der letzten Staffel „Alarm für Cobra 11“ nicht gesehen haben, auch ein Feuer-Werk im wahrsten Sinne des Wortes.
More is more
Was in „Deadpool“ an Situationskomik, überspielten Action-Sequenzen und Marvel-Verarsche noch positiv überrascht und unterhalten hat, findet sich jetzt zum Teil eins zu eins in der Fortsetzung wieder. Ganz nach dem Motto „je mehr, desto besser“ fliegen nun noch mehr Körperteile durch die Gegend und es werden noch mehr böse Anspielungen auf Wolverine, Green Lantern und Co. gemacht. Bei der hohen Gag-Dichte, in der im gefühlten Sekundentakt die Witze rausgehauen werden, ist auch einiges zum Lachen dabei, jedoch kann sich der Humor an keiner Stelle vom Vorgängerfilm lösen. „Deadpool 2“ hat seine „Leck-mich-am-Arsch-Attitüde“ nicht verloren und wird Fans des ersten Teils bestimmt überzeugen. Leider schafft der Film es nur nicht mehr, gegen die Regeln zu verstoßen, und sticht am Ende in einer Reihe austauschbarer Marvel-Filme nicht mehr heraus.
"Deadpool 2" läuft ab dem 17. Mai 2018 in Deutschland im Kino.