2016 scheint kein gutes Jahr zu werden. Zumindest fängt es nicht richtig gut an. Nach David Bowie ist gestern unser Lieblingsbösewicht von uns gegangen. Im Alter von 69 Jahren ist der Schauspieler Alan Rickman seiner Krankheit erlegen. Da wir leider nicht in der magischen Harry-Potter-Welt leben, konnte ihn kein Zaubertrank vom Krebs heilen. Rickman war Zeit seines Lebens ein großartiger Schauspieler, sowohl im Film als auch im Theater, führte selbst Regie und besaß ein besonderes Talent, uns zum Weinen, aber auch zum Lachen zu bringen.

After all this time? - Always.

Seine wohl bekannteste Rolle war die des undurchsichtigen und fiesen Severus Snape in den Harry Potter Filmen. Als Professor für Zaubertränke und Hauslehrer von Slytherin verkörperte er eine Person, die einen besonderen Hass auf Harry zu hegen schien. Dass das Ganze eigentlich nur eine Maske war und er den jungen Potter eigentlich vor Voldemort schützte, war ein gelungener Kniff von Autorin J.K. Rowling. Die hatte Rickman auf seinen Wunsch hin schon im Vorfeld über diese Wendung aufgeklärt, damit er seine Rolle glaubhaft spielen konnte. Vor allem seine ergreifenden Worte im letzten Teil der Saga zeigen, dass die Figur, in der viele Fans nur den Bösen sahen, auch eine sehr menschliche Seite hatte. ,,After all this time?“ fragt Dumbledore im Bezug auf die Liebesbeziehung zu Harrys Mutter Lily – Snapes Antwort ist schlicht: ,,Always“.

Von den Bühnen des Broadways...

Aufgewachsen als Sohn irischer Eltern interessierte sich der zukünftige Schauspieler zunächst für die Kunst und Malerei. Er machte eine Ausbildung als Grafikdesigner und arbeitete einige Jahre in der Branche, bis er dann mit 26 das Theater für sich entdeckte. Er beschäftigte sich mit Shakespeares Werken und spielte selbst in Wie es euch gefällt mit. Als Vicomte de Valmont war er mit der Royal Shakespeare Company in Gefährliche Liebschaften sogar am Broadway zu sehen.„ Er schuf eine funkelnde, elegante Gefahr, die zum Markenzeichen seiner vielfältigen und außergewöhnlichen Karriere wurde, wie sie sich jeder Schauspieler wünscht“, erinnert sich Gregory Doran, Intendant des bekannten Theaterensembles. Erst später versuchte sich Rickman auch selbst als Regisseur mit dem Theaterstück My name is Rachel Corrie, das in London am Royal Court Theater mit großem Erfolg aufgeführt wurde.

…auf die Leinwände dieser Welt

Die Tür zum Kino öffnete sich für den Briten mit dem Film Stirb langsam, wo er den deutschen Gangster Hans Gruber verkörperte. Es folgten viele weitere Rollen in Fernsehen und Kino. Dabei zeigte Rickman, dass er den schmierigen Sheriff von Nottingham in Robin Hood - König der Diebe genauso authentisch spielen konnte, wie den charmanten Verehrer in Sinn und Sinnlichkeit. Charmant war auch seine Stimme. Tief, warm und britisch, konnte sie sowohl als Synchronstimme für Zeichentrickfilme wie zum Beispiel Alice im Wunderland, als auch beim Rezitieren von Gedichten überzeugen. Mit Emma Thompson drehte er nicht nur einen gemeinsamen Film (Der Wintergast), er spielte auch mit ihr das Ehepaar in Tatsächlich Liebe, das an Weihnachten in eine Beziehungskrise stürzt. Privat waren die beiden Schauspieler gut befreundet. Ihre Trauer über den Tod ihres Freundes drückt Thompson mit folgenden Worten aus: ”Alan war mein Freund und das ist so hart zu schreiben, weil ich ihm gerade erst einen Abschiedskuss gab. An was ich mich am meisten in diesem schmerzhaften Moment erinnere, ist sein Humor, seine Intelligenz, seine Weisheit und Güte.“Was sich hinter dem schwarzen Cape von Snape verbarg? Ein großartiger, vielseitiger und im Gedächtnis bleibender Mann. Always.