Der gelbe Klang
Wie klingt gelb? Dem geht das Münchner Staatsballett in drei Choreographien auf den Grund.
Wie klingt gelb? Dem geht das Münchner Staatsballett in drei Choreographien auf den Grund.
In der aktuellen Spielzeit werden im Bayerischen Staatsballett Konzepte zur Modernen Aufführung gespielt. Dabei sind die abstrakte Kunst und der expressive Ausdruckstanz wesentliche Leitlinien. Schon Künstler wie Kandinsky versuchten den Weg aus der Musik in andere Genres zu finden. Dieser synästhetische Ansatz wurde besonders zwischen Farben, Tönen, Malerei und Musik praktiziert. Das Staatsballett München und drei Choreographen setzen sich auf unterschiedlichste Weise mit der Interdisziplinarität auseinander.
Der Gelbe Klang
Die Inszenierung ist in Anlehnung an Wassily Kandinskys Werk „Der Gelbe Klang“ entstanden, das für sein Streben nach einem „Gesamtkunstwerk“ steht. Die Bewegung des Lichts, der Projektion und der Musik stehen hierbei im Vordergrund. Ein gelber Riese, zerlegt in seine einzelnen Körperteile, und ein Kind mit überdimensionalem Kopf treten auf. Die damit verbundenen Bewegungen können allerdings nicht als Tanzchoreographie definiert werden. Sie schauen geradezu improvisiert aus. Unterlegt ist das ganze mit einer Frank Zappa - Geräuschkulisse aus Synthesizer-Tönen, Kinderstimmen und Hundegebell. Gegen Ende wird bereits das Spiralen-Thema der nächsten Choreographie aufgegriffen, wenn sich die Tänzer des Corps de ballet ineinander verschlingen. Die Ordnung der zunächst nach Farben und Worten sortierten Gruppen wird nach und nach geradezu zerstört. Dadurch angeregt, entsteht aus den Buchstaben, Farben, Bewegungen und Klängen ein neues Gesamtkunstwerk.
Spiral Pass
Vor einem minimalistischen Bühnenbild zeigt sich eine atemberaubende Performance. Verstärkt durch das intensive Lichtdesign wird der Fokus auf die Tänzer gerichtet, während sie unter größter Körperbeherrschung akrobatische Bewegungen vollziehen. Klassisches Ballett und Kontakt-Improvisation klingen zunächst wie zwei völlig unterschiedliche Techniken, Russel Maliphant gelingt es jedoch diese beiden zu vereinen. Egal ob auf dem Boden oder in der Luft, getrennt oder aneinander geschmiegt, zu den repetitiven, elektronischen Melodiefragmenten läuft die Spirale immer weiter.
Konzert für Violine und Orchester
Techno und Klassik vereint! Zur Ausweitung der orchestralen Klangfarbe lässt der amerikanische Komponist Mason Bates die Musiker auf ihren Instrumenten interessante elektronische Klänge erzeugen. Die sich wiederholenden Muster in der Melodie der Solo-Violine werden mit der Zeit immer harmonischer und laden zum träumen ein. Zu diesen Klängen sollen die in weiß gekleideten Tänzer ihre eigenen Emotionen und Persönlichkeiten auf der Bühne präsentieren. Dies wird von den faszinierenden Scheinwerferkonfigurationen und den farbenreichen Lichteffekten unterstützt. Leider konnte dennoch das beabsichtigte Stillleben auf Grund mangelnder Synchronisation der Tänzerpaare nicht ausreichend übermittelt werden.
Ein Abend der für Gesprächsstoff sorgt
Die beiden Pausen zwischen den Stücken erscheinen zunächst etwas überkalkuliert. Rückblickend wurden diese allerdings benötigt um nicht nur das Gesehene zu verarbeiten und zu diskutieren, sondern auch um die zur Vorstellung ergänzenden Ausstellungsobjekte zu betrachten.
Unter Leitung des Ballettdirektors Ivan Liska und dem Dirigenten Myron Romanul entsteht ein Ballettabend, der für Gesprächsstoff sorgt. Von einer kontroversen Inszenierung über atemberaubende Körperbeherrschung, bis zu träumerischen Kompositionen.
Weitere Aufführungstermine: 27. April, 2. Mai, 8. Mai, 11. Mai, 17.Mai, 22. Mai. In der Spielzeit 2014/15 wird „Der gelbe Klang“ dann erneut aufgeführt.