M94.5 Filmkritik
Der Horror kehrt zurück
Angst? Sollte man haben - vor Pennywise auf jeden Fall.
Ein unbestrittener Klassiker des Horror-Kinos kehrt neu verfilmt auf die Leinwand zurück: "Es". Das Remake hat Potential, der beste Film des Jahres zu werden.
Und genau deshalb gibt es keinen besseren Film, um das Fantasy Filmfest, welches man besser Horror-Filmfest nennen sollte, zu eröffnen.
Aber erstmal ganz von vorne. Im 80er-Jahre-Stil aufgebaut, verfolgt der Film das Leben von ein paar Außenseitern in der idyllischen Kleinstadt Derry. Sie nennen sich selber „Club der Verlierer“ und sind die einzigen Menschen in der Stadt, die nicht glauben, dass die verschwundenen Kinder aus ihrer Gegend einfach verschwunden sind. Stattdessen wollen sie etwas unternehmen – und begeben sich auf die Suche nach dem Bruder von Bill, einem Gruppenmitglied. Während die Gruppe wächst, wächst auch die Gänsehaut im Kino: Denn langsam aber sicher finden die Kinder heraus, dass eine Kreatur, ein „Es“, sein Unwesen in Derry treibt und ihnen in Form ihrer größten Ängste erscheint – ob als Dancing-Clown „Pennywise“, Luftballon oder lebendig gewordenes Wandgemälde.
Mehr als nur ein Horror-Film
Das Thema „Horror“ ist und bleibt aber nicht das einzige Thema des Films. Erwachsen werden, die Pubertät, die erste Liebe und auch Mobbing geben dem Zuschauer das Gefühl der Realitätsnähe. Dadurch verliert man sich in einer Welt, die mehrfach zwischen Grusel und amüsanter Unterhaltung wechselt und so die Schockmomente noch mehr verstärkt. Die Ironie wird direkt sichtbar, wenn man sich den Zeitpunkt der Veröffentlichung anschaut: Exakt 27 Jahre sind vergangen, seit die erste Verfilmung erschien – und exakt 27 Jahre vergehen in Derry, bis der Gruselclown wieder auftaucht. All der Humor, der Horror und das Alltägliche machen „Es“ zu viel mehr als einem klassischen Horror-Gemetzel, nämlich einem extrem spannenden, gruseligen und auch in gewisser Hinsicht bewegenden Film. Möglicherweise trifft die Betitelung „Coming-of-Age“-Film hier am besten zu.
Die Stars von Morgen
Da sich die Handlung zu großen Teilen um Kinder dreht, stehen bei „Es“ insbesondere Schauspieler im Kindesalter im Vordergrund. Den „Club der Verlierer“ verbindet eine Chemie, die den Film, trotz der extremen Handlung, einfach zum Anschauen macht. Zusätzlich bedient sich die neueste Stephen-King-Verfilmung ein bisschen bei der Netflix-Serie „Stranger Things“ – in verschiedener Hinsicht. Finn Wolfhard wurde durch die Serie zum Star und hilft „Es“, zu einem durchaus witzigen Film zu werden. Gleichzeitig wird die 80er Jahre Mentalität und das gruselige Düstere übernommen, was durchaus positiv verstanden werden darf.
Fast wäre „Es“ zu einem Film für die ganze Familie geworden, denn er besitzt Humor, eine spannende Geschichte und liebevoll inszenierte Szenen und Charaktere. Wäre da nur nicht der Horror – der womöglich eben deshalb so unfassbar gut eingebunden ist, weil er so schön unerwartet kommt. Und aus all diesen Gründen wird „Es“ am Ende des Jahres für den einen oder anderen der beste Film des Jahres sein.
"Es" kommt am 28. September 2017 in die deutschen Kinos.