US-Serie
Der Kampf um den (Musik-)Thron
Musik, Imperien, Familienkonflikte, Nachfolge – darum geht es in der neuen US-Serie „Empire“.
Es waren einmal drei Brüder, der älteste ernst und gewissenhaft, der mittlere talentiert und voller Passion, der jüngste waghalsig und unbekümmert. Alle drei verfolgten das gleiche Ziel: Die Nachfolge ihres Vaters zu übernehmen und über dessen Imperium zu herrschen.
Shakespeare trifft Hip Hop
Doch anders als im Märchen, geht es bei Empire nicht um ein Königreich, sondern um ein Musik-Imperium. Als der erfolgreiche afroamerikanische Rap Mogul Lucious Lyon (Terrence Howard) erfährt, dass er schwer krank ist, beschließt er einen seiner drei Söhne zu seinem Nachfolger zu machen. Klingt wie „King Lear“. In der Tat hat das Spiel um Macht, Liebe, Geld und Ansehen etwas von einer Tragödie Shakespeares. "King Lear" wird in der ersten Folge auch deutlich erwähnt, damit wirklich jeder die Parallele mitbekommt.
I just want you to look at me
Doch begnügt sich „Empire“ nicht nur mit Plot-Elementen des Barden, es kommt, wie es sich für eine Serie über das Musikbusiness gehört, auch eine gehörige Portion Musik dazu. Das bringt dem Heimatsender Fox nicht nur eine zusätzliche Einnahmequelle, sondern mischt auch die Handlung auf: Denn während Sohn Nummer eins darunter leidet, kein musikalisches Talent zu besitzen, versuchen Sohn Nummer 3 und vor allem Sohn Nummer 2 mit ihren Songs das Musikbusiness zu erobern.
Der Soundtrack, geschrieben und produziert von Hip-Hop-Legende Timbaland, kann mit der rasanten Handlung und den dauernden Plot-Twists mithalten. Mal berührend und eher langsam wie “Good Enough”, mal up-beat und fast schon satirisch wie “Drip Drop” – die Songs bieten nicht nur eine wunderbare Kulisse und Ergänzung für die Handlung, sondern sind es teilweise auch Wert, sie einfach Mal so anzuhören.
Politische Soap
Mord, Drogendeals, Verrat an der Familie, Catfights – „Empire“ spart nicht mit den Klischees. Doch das ist Absicht. Der Großteil der Übertreibungen wird mit solch einem charmanten ironischen Unterton erzählt, dass man als Zuschauer auch bei so manchen Albernheiten gerne mitzieht. Dabei verliert die Serie von den Produzenten Lee Daniels („The Butler“, „Precious“) und Emmy® Gewinner Danny Strong („The Butler“, „Game Change“) nie ihre sozio-politische Komponente. Das unbarmherzige Showbusiness bildet dabei die Bühne, auf der Themen wie Homophobie, Rassismus und psychische Erkrankungen verarbeitet werden.
Cookie’s Turn
„Empire" ist bei weitem nicht perfekt. Die Serie könnte von weniger Stereotypen und einem besseren Drehbuch mehr als profitieren. Nicht perfekt also, aber dafür laut. Frech. Gewagt. Und mutig. Wie der wohl herausragende Bestandteil von „Empire“: Cookie Lyon, die gerade aus dem Gefängnis entlassene Ex-Frau von Lucious. Cookie lässt sich wohl am besten mit „große Klappe und sehr viel dahinter“ beschreiben. Die wunderbare Taraji P. Henson macht Ex-Frau und Mutter Cookie zum Star der Serie. Hart und business-like zugleich verletzlich und einfühlsam – als taffe Geschäftsfrau und Mutter, die ihre Söhne zurücklassen musste, spiegelt Cookie eine Dualität wieder, die auch die Serie ausmacht: mal selbstironisches Melodrama, mal politisches Schachspiel, aber immer sehenswert.
„Empire“ läuft mittwochs um 20:15 Uhr auf ProSieben.