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Eine Produktion von Bühnenwerk e.V.

Die Dunkelheit der Tage

Autor(en): Katharina Sartisson am Donnerstag, 2. März 2017
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Quelle: Jean-Marc Turmes

Noch bis 11. März fällt im Pepper-Theater das Schweinwerferlicht auf „Die Dunkelheit der Tage". Ob die Inszenierung ein Lichtblick ist, könnt ihr hier nachlesen.

Ein Blick in die Ferne und schon bricht ein undurchdringliches, unergründliches und unberechenbares düsteres Nichts über das Ich. Wer in tiefster Nacht jemals alleine am Ufer gestanden ist, sollte dieses Gefühl kennen. Das Herz wird schwer und leicht zugleich. Die beruhigenden Klänge des Rauschens der Wogen im Wasser streicheln die verwundete Seele. „Hörst du das? - Ja genau, nichts.“ Bedrohlich, aber gleichzeitig doch so sanft. Am Horizont nur der Schimmer einer Linie zu sehen. Aber nur, wenn man die Augen zukneift. Sonst ist alles schwarz.

„Willst mich nicht bei dir haben. Will ich auch nicht mehr. Euch alle nicht. Eure Sonne, euer Licht, euer schlimmes, schlimmes Licht!“ (Textauszug)

Legen sich Schatten über das Leben, wie der Nachthimmel über den Tag, so verfinstert sich auch das menschliche Dasein. Die Existenz wird hinterfragt und all das angezweifelt, was zuvor noch so bedeutend war.

Mit genau diesen Abgründen des menschlichen Seins beschäftigt sich Regisseur Marc Haas in „Die Dunkelheit der Tage“ und inszeniert gemeinsam mit Iris Krause und sechs weiteren Darstellern eine magische Collage aus Rückblenden, Träumen und Gegenwartsausschnitten.


© Jean-Marc Turmes

„Verborgene Geschichten an verlorene Gestalten gekettet." (Textauszug)

Die Geschichte erzählt von Vincent (Benjamin Hirt), einem erfolgreichen Theaterautor, dem das Leben durch einen Schicksalsschlag aus den Fugen gerät. Ab diesem Moment schreitet er, dem Wahn verfallen, durch die Dunkelheit des Alltags. Die Handlung wird begleitet von mehreren Personen, die wie er, in der gleichen Stadt, am gleichen Fluss zusammenkommen:

Greta (Iris Krause) führt eine Bar und hegt eine tiefe Liebe zu Vincent, während dieser heim gesucht wird von dem Geist seiner ermordeten Liebschaft Lara (Dominique Marquet). Im Kampf mit sich selbst und jenseits jeglichen Kontrollvermögens über den eigenen Geist steht er in einer wechselseitigen Beziehung zu Elias (Konrad Wipp), einem Clochard und ehemaligen Binnenschipper. Dieser spielt zugleich den Erzähler des Stücks und versucht Vincent immer wieder aus den Düsternissen, in die er verfällt, herauszuholen. 
Richard (Florian Wimmer), ein obdachloser Musikant übernimmt die Rolle des Schelms in der Geschichte und durchbricht mit seiner lustigen Art zwischenzeitlich immer wieder die ernste Tonalität. Dabei fasst Vincents ehemaliger bester Freund Eric (Florian Wimmer) die Gelegenheit beim Schopf und verlässt mit der charmanten Zufallsbekanntschaft Ellen (Vicky Dettmer) die Stadt und verändert damit das Leben aller Beteiligten. Tito (Tom von der Isar), in gewisserweise ein Antiheld der Erzählung, möchte modernisieren und verändern, gerät aber immer wieder in Konflikt mit dem Stadtstreicher Elias.


© Jean-Marc Turmes

Die Romanvorlage basiert auf wahren Begebenheiten

Die Dunkelheit der Tage“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Marc Haas. Allerdings war der Text zunächst nicht für die Bühne vorgesehen. Marc und Darstellerin Iris Krause, die eine langjährige Zusammenarbeit verbindet, haben das Stück gemeinsam aufbereitet und zum ersten Mal in Hamburg aufgeführt, - angedacht als Vermarktungsstrategie für den Roman. Schnell wurde ihnen jedoch bewusst, dass diese Geschichte auch auf der Bühne hervorragend funktioniert. Dabei basiert das Buch größtenteils auf wahren Geschichten, die entweder Marc selbst, oder Bekannten von ihm widerfahren sind.

Ein Steg verbindet die Bühne mit dem Zuschauerraum

Die Szenen spielen auf den Straßen einer unbekannten Stadt. Der Fluss als Treffpunkt der Figuren ist dabei nicht willkürlich gewählt worden und so haben auch die Darsteller eine individuelle Verbindung zu diesem Schauplatz:
„Für mich ganz persönlich ist der Fluss dieses Symbol für das fließende Leben, das Leben das voranschreitet und ich bin nicht ganz zufällig mit Marc auf den Gedanken verfallen, dass ich als Elias, der Erzähler, ein ehemaliger Binnenschipper bin, der mit seinem Kahn mehr oder minder abgesoffen ist. Und ich belebe diesen Kahn nach wie vor, aber ich komme halt nicht mehr vom Fleck.“, so Konrad Wipp. Dieser scheint wie geboren für die Rolle des Erzählers. Der Klang seiner wohltuenden, tiefen Stimme hüllt den gesamten Raum ein und verleiht dem Zuschauer das Gefühl, Teil eines visualisierten Live-Hörspiels zu sein.

„Der Fluss hat sich so sehr an mich gewöhnt, dass er mich jetzt nicht mehr sterben lässt.“ (Textauszug)

Regisseur Haas erklärt, weshalb er sich für eine Erzählerrolle entschieden hat: „Die Frage ist, warum brauchte der Roman den Erzähler? Das ist die eine Figur, zu der immer wieder jeder kommt. Die Figur, die alles beobachtet, alles mitbekommt, [die] auch in einer Situation ist, dass [sie] einerseits den Leuten sagen könnte, was sie falsch machen - andererseits weiß [sie] aber auch, - dass, wenn [sie] es ihnen sagen wird,- es brächte ihnen nichts.“


© Jean-Marc Turmes

In „Die Dunkelheit der Tage" macht sich der Zuschauer mit Vincent auf eine anregende Reise durch die dunklen Tage des Lebens auf der Suche nach dem Licht. Die Geschichte ist nicht laut oder stürmisch, sondern viel mehr intensiv und reißerisch in ihrem Kern. Die Darsteller überspitzen sich nicht, sondern zeichnen Charaktere, die greifbar sind. Trotzdem behalten sie durch die zum Teil diffuse Aneinanderreihung von unchronologischen Segmenten, wie Träumen und Rückblenden, eine mystifzierende Wirkung. Es ist eine tragische Erzählung, in der aber auch „diese schönen Lichtmomente sind, [dort] wo die Figuren sich plötzlich berühren […] trotz ihrer Probleme“, so Schauspieler Benjamin Hirt, der überzeugend den verlorenen Vincent spielt. 


© Jean-Marc Turmes

Bis zum 11. März gibt es noch die Möglichkeit, die ergreifende Inszenierung im Pepper-Theater zu sehen. Kartenreservierung und alle weiteren Infos zum Stück und den Mitwirkenden findet ihr unter: www.diedunkelheitdertage.de.

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