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Filmfest 2016

Die Habenichtse

Quelle: © FILMFEST MÜNCHEN 2016

Isabelle sieht die Zukunft mit ihrem Mann kritisch

Florian Hoffmeisters in schwarz-weiß gedrehter Film ist nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich farblos. Einziger Lichtblick: Bibiana Beglau.

„Die Habenichtse“ ist einer dieser Filme, den man nicht gesehen haben muss. Weil er anstrengend und pseudo-tiefgründig ist und die Schauspieler sich durch die mittelmäßige Handlung quälen, als würden sie sich selbst nicht ganz abkaufen, was sie da spielen.

Alte Liebe, neue Schuldgefühle

Der Plot ist der Folgende: Jakob, Rechtsanwalt in einer Kanzlei, entdeckt in einer Zeitschrift seine alte Flamme wieder, die Künstlerin Isabelle, in die er vor 10 Jahren furchtbar verliebt war. Kurzerhand beschließt er, seinen Geschäftstermin im World Trade Center sausen zu lassen, um sie in Berlin auf einer Vernissage treffen zu können. Statt ihm fährt sein Kollege und guter Freund Hans nach New York. Geschäftstermin und Künstlerparty fallen auf den 11. September 2001. Als Jakob Isabelle wiedertrifft (Achtung, Kitsch: „Jakob, was machst du denn hier?“ - „Dich wiedersehen.“), stirbt Hans in den Flammen des Terroranschlags auf das WTC. Trotz dieser Tragödie heiraten Isabelle und Jakob und ziehen nach London in ein ziemlich heruntergekommenes Viertel. Die Beziehung der beiden steht da schon auf der Kippe. Jakob arbeitet und ist nie zu Hause, Isabelle fühlt sich alleine gelassen, malt ein an Gollum erinnerndes, von Hass verzerrtes Selbstporträt an die Wand ihrer Wohnung und redet beim Abendessen mit der Nachbarskatze, weil sie sonst niemanden hat. Das alles könnte eine solide Grundlage für ein solides Drama sein, doch es wird alles andere als ansprechend umgesetzt.

Uninspirierte Schauspieler, mittelmäßige Umsetzung

Das Problem bei „Die Habenichtse“ ist vor allem die Frage: Wo will der Film hin? Es werden mehrere Themenkomplexe angeschnitten, wie die Schuldgefühle Jakobs aufgrund des Todes seines Freundes oder auch die aufgeladene politische Situation als Folge von 9/11 und dem bevorstehenden Irakkrieg, jedoch nicht tiefer gehend verfolgt. Auch wird hier, anders als im Roman von Katharina Hacker, auf dem die Verfilmung beruht, keine genaue und treffende Beobachtung verschiedener gesellschaftlicher Milieus gegeben. Probleme wie häusliche Gewalt oder Drogenmissbrauch werden nur angeschnitten. Im Fokus steht tatsächlich die Beziehung des deutschen Paars, besser gesagt seine Nicht-Beziehung. Denn was Sebastian Zimmler und Julia Jentsch verkörpern, sind zwei Menschen, die Nähe und Verständnis suchen, aber Distanz und Unverständnis bekommen. „Gemeinsam einsam“, an sich ein spannendes Thema, jedoch von den Schauspielern enttäuschend umgesetzt. Die Figuren bleiben farblos, uninteressant, langweilig und dem Zuschauer schwer zugänglich.

Lichtblick Bibiana Beglau

Einzig die wunderbare Bibiana Beglau, den meisten als Schauspielerin am Münchner Residenztheater bekannt, ist ein kleiner Lichblick in diesem grauen Film. Sie hat eine kleine Nebenrolle als Galeristin und Freundin von Isabelle. Ein paar mehr Szenen mit ihr hätten dem Film gut getan. Fazit: dem Schwarz-Weiß-Film fehlt es inhaltlich wie schauspielerisch gewaltig an Farbe.

Die Habenichtse läuft noch am 26. Juni und am 02. Juli auf dem Münchner Filmfest.

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