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Ein Interview mit Regisseurin Marion Vernoux

Die schönen (Rentner)Tage

Autor(en): Tanja Schreiner am Donnerstag, 19. September 2013
Quelle: Filmladen Filmverleih

Quelle: Filmladen Filmverleih

Caroline ist Anfang sechzig und frisch pensioniert. Eigentlich sollten jetzt „Die schönen Tage“ beginnen. Regisseurin Marion Vernouxs im Gespräch mit M94.5.

Caroline ist Anfang sechzig und frisch pensioniert. Eigentlich sollten jetzt „Die schönen Tage“ beginnen, wie es der Titel von Marion Vernouxs neuem Film verspricht. - Die Regisseurin im Gespräch mit M94.5

 

Doch der ehemaligen Zahnärztin Caroline fäll in dieser neu gewonnen Zeit eher die Decke auf den Kopf. So nimmt sie den Gutschein für einen Seniorenclub, den ihre Töchter ihr schenken, an. Der erste Besuch dort wird dann allerdings eher ein Schock: der Club wirkt wie ein Zentrum für nicht mehr zurechnungsfähige alte Menschen. Überraschenderweise findet Caroline genau im IT-Kurs Erhellung – in zweierlei Hinsicht! Dort lernt sie den äußerst charmanten und gutaussehenden IT-Lehrer Julien kennen. Dass die beiden vom Alter her leicht Mutter und Sohn sein könnten, stört nicht. Eine Affäre entwickelt sich, in der Caroline nicht nur die Freuden von Alkohol am Mittag und Joints entdeckt, sondern auch ihre Lebensfreude wiederfindet.

Eine abenteuerliche und gleichzeitig nachdenkliche Liebesgeschichte ist Regisseurin Marion Vernoux mit „Die schönen Tage“ gelungen. Ein Film voller französischem Charme, Witz und Humor. Anlässlich der Premiere ihres Films auf dem diesjährigen Filmfest ist Marion Vernoux nach München gekommen. In einem Interview mit M94.5 hat die Regisseurin mehr über die Hintergründe des Filmes verraten.

 

Was hat Sie an dem Buch „Une jeune fille aux cheveux blancs“ (übersetzt: Ein junges Mädchen mit weißen Haaren) interessiert, sodass Sie sich entschieden haben es zu verfilmen?

Man hat mir vorgeschlagen dieses Buch zu verfilmen. Was mich interessiert hat, ist die Hauptfigur Caroline. Die Situation in der sie sich wiederfindet, bot viele Möglichkeiten der Entwicklung und der Fiktion. Da sie ja nichts mehr zu tun hatte, musste man an ihrer Stelle erfinden, was sie tun sollte. Und das hat mich interessiert.

Ist Ihre Verfilmung sehr nah am Buch entstanden, oder gibt es große Abänderungen?

Ich habe mit der Autorin des Buches, Fanny Chesnel, zusammengearbeitet. Wir haben wirklich gemeinsam ausgewählt, was wir behielten und was wir nicht behielten. Da das Buch in der ersten Person geschrieben ist, ist es zwangsläufig sehr intim. Daher haben wir alles herausgenommen was zu introspektiv war und versucht äquivalente Situationen zu finden. Vor allem die Liebesgeschichte und die Figur des jungen Mannes, Julien, waren ursprünglich sehr anders.

Wie war diese Geschichte ursprünglich?

Er hatte gerade seine Frau und seine Mutter durch einen Autounfall verloren und war in tiefer Trauer. Ich wollte genau das Gegenteil davon darstellen, einen Frauenhelden, Schürzenjäger, der die Frauen liebt und sich nicht in einem besonders ersten Moment seines Lebens befindet. Ich wollte die Geschichte fröhlicher und leichter machen.

Das Buch, auf dem ihr Film basiert heißt „Une jeune fille aux cheveux blancs“ (übersetzt: Ein junges Mädchen mit weißen Haaren). Dieses „junge Mädchen“, Caroline, ist im Film aber blond. Weshalb?

Wir haben tatsächlich versucht ihr eine weiße Perücke aufzusetzen. Aber seltsamerweise stand ihr das einfach nicht, es machte sie zu unnatürlich. Und so sind wir beim Blond angekommen und haben uns gesagt, „das ist interessant!“

Weshalb haben Sie Laurent Lafitte und Fanny Ardant als Hauptdarsteller ausgewählt?

Ich hatte schon lange Lust mit Fanny Ardant zusammen zu arbeiten. Ich fand das gleichzeitig überhaupt nicht offensichtlich, da das absolut nicht die Art von Rolle ist, die sie bis jetzt gespielt hat. Aber gleichzeitig auch absolut klar, da ich Lust hatte sie in einem anderen Register zu sehen. Und sie hat das Spiel mitgespielt, und ihr hat es auch gefallen. Bei Laurent Lafitte war es so, dass ich zu Erst das Ehepaar (Fanny Ardant und Patrick Chesnais) ausgesucht habe. Und als feststand, wer diese Rollen übernehmen würde, war es einfacher auszuwählen, welcher Typ von Schauspieler den Liebhaber spielen sollte. Ich wollte jemanden der ausreichend kräftig und groß ist, der Stil und Autorität hat, damit er nicht wie ein kleiner Junge wirkt, der sich von seiner Mutter verschlingen lässt.

Was gefällt Ihnen an der Figur von Caroline?

Was mir gefällt ist, dass sie nicht einverstanden ist. Sie ist niemand der gehorcht, der zahm ist. Mir gefällt, dass sie die Regeln überschreitet, aber dabei gleichzeitig intelligent und weise bleibt.

Was kann man aus ihrem Film lernen?

Das man nie aufgeben soll. Nichts ist jemals zu Ende, außer wenn man stirbt. Aber davor ist alles noch möglich.

Nachdem Sie diesen Film gemacht haben, was denken Sie braucht es, damit man im Alter glücklich ist?

Ich denke man muss Verbindungen knüpfen, in welcher Art auch immer. Das kann in der Liebe sein, freundschaftlich, durch Engagement im humanitären Sektor oder auch im künstlerischen Bereich. Man muss einfach verbunden bleiben.

 

Der Film „Die schönen Tage“ startet am 19. September 2013 in den deutschen Kinos.

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