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M94.5 Filmkritik

Doctor Strange

Autor(en): Gregor Schmalzried am Dienstag, 25. Oktober 2016
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Quelle: ©2016 Marvel. All Rights Reserved.

Doctor Stephen Strange (Benedict Cumberbatch)

Benedict Cumberbatchs Superheldenfilm "Doctor Strange" hat viel mit einem bizarren Trip zu tun – und nur wenig mit Superhelden.

Seit Jahren wird in der Filmwelt eine Prophezeiung ausgesprochen, die einfach nicht wahr werden will, egal, wie oft man sich wiederholt: „Die Superheldenblase wird jeden Moment platzen.“ Spätestens seit den Erfolgen von Iron Man und The Dark Knight vor fast zehn Jahren steckt Hollywood fest im Griff der Comicverfilmungen, ganze sieben Superheldenstreifen sollen nächstes Jahr in die Kinos kommen. Kein Wunder, dass jedes Jahr aufs Neue darüber spekuliert wird, wann der Trend endlich seinen Zenit überschritten hat.

Doch jedes Jahr werden die Untergangpropheten enttäuscht – und warum das so ist, illustriert kaum ein Film so gut wie die neue Marvel Studios-Produktion Doctor Strange. Dies ist ein Superheldenfilm, ja. Aber er ist auch ein psychedelischer Trip, eine ästhetische Achterbahnfahrt und ein mitreißender Actionfilm. Dass das Ganze auch noch etwas mit Superhelden zu tun haben soll, wird da beinahe zur Nebensache.

Stranger Things

Benedict Cumberbatch ist Dr. Stephen Strange, ein Weltklasse-Chirurg mit einem eigenwilligen Nachnamen und einem ebenso eigenwilligen Gemüt. Eine unglückliche Fügung des Schicksals zwingt ihn dazu, seinen Beruf aufzugeben und seinen Weg woanders zu finden: in einem geheimnisvollen Orden in Nepal. Dort wird er von „der Ältesten“ (Tilda Swinton) als Schüler aufgenommen und in die jahrtausendealte Lehre der Magie eingeführt. Sein neu erlerntes Können wird schließlich auf die Probe gestellt, als ein ehemaliges Ordensmitglied (Mads Mikkelsen) sich zur Überraschung von absolut niemandem anschickt, die Welt zu vernichten. Zeit für den Doktor, sie zu retten.

Zügellose Kreativität

Die Handlung erfindet das Rad des Blockbusters sicher nicht gerade neu, doch der Film kompensiert dafür mit seinem schieren Einfallsreichtum und einer atemberaubenden Optik. Vielleicht wurde einem Filmemacher noch nie in der Geschichte Hollywoods so viel Geld für so bizarre Bilder zur Verfügung gestellt. Regisseur Scott Derrickson kommt aus dem Horror-Genre und auch wenn Doctor Strange nur selten gruselig wird, passt die Ästhetik wie die Faust aufs magische Auge. Wir sehen Städte, die sich kaleidoskopisch auseinander schieben, Portale, die von einer magischen Welt in einen Besenschrank führen und Kampfszenen, die alles in den Schatten stellen, was je im Fantasy-Kino zu sehen war.

Ein bisschen Macht den Drogen

Doctor Strange fühlt sich an, als hätte jemand die besten Teile von Matrix, Inception und Harry Potter zusammen mit einer gehörigen Ladung LSD erst in den Mixer und anschließend in die Struktur eines klassischen Superheldenfilms gekippt. Ja, es ist ziemlich leicht, das Ende des Films anhand der ersten zehn Minuten komplett vorherzusagen. Aber auf dem Weg dorthin findet sich so viel schräge Unterhaltung, dass man sich schon sehr anstrengen müsste, um beim Schauen keinen Spaß zu haben. Doctor Strange ist ein unperfekter, aber durchweg kompetenter und unterhaltsamer Film, nach Deadpool und Captain America: Civil War damit bereits der dritte Superhelden-Hit des Jahres. Nur ist er wohl der einzige, den man am besten auf Magic Mushrooms genießt – das Genre hat eben doch noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.

"Doctor Strange" läuft ab dem 27. Oktober in den deutschen Kinos.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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