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Filmfest-Abschluss

Drei Fragezeichen

Quelle: Filmfest München

Drei Filme, die nie in den deutschen Kinos landen werden - und warum sie es trotzdem verdient hätten. 

Das 33. Filmfest München endet am Samstagabend mit dem Abschlussfilm "Das Märchen der Märchen", und es hat wieder einmal einen kunterbunten Rundumschlag um Genres und Nationen geboten. Einige der Filme, wie die Coming-of-Age-Komödie "Dope" und der Western "Slow West", werden schon bald auch außerhalb von München in den deutschen Kinos zu sehen sein. Andere Filmemacher haben das Festival genutzt, um mit Verleihern in Kontakt zu treten und eine Kinoauswertung zu organisieren.

Aber dann gibt es noch die Filme, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie wieder das Innere eines deutschen Kinosaals sehen werden, und wenn dann in einmaligen Sonderaufführungen. Was aber nicht heißt, dass es sich um schlechte Filme handelt. Sie sind lediglich zu klein, zu merkwürdig, zu sehr neben der Spur. Aber dennoch wert, sie sich zu merken. Denn im Netflix-Zeitalter finden gute Filme schließlich schon lang nicht mehr nur in Kinos statt. 

Tired Moonlight

Der vielleicht perfekte Kandidat für diese Kategorie heißt Tired Moonlight. Die junge Regisseurin hinter dem Film kehrte für die Dreharbeiten in die kleine Stadt im mittleren Westen der USA zurück, in der sie als Kind aufwuchs. Heraus kam ein einzigartiger Mix aus dokumentarischen Szenen und fiktiven Charakteren, die sich in und um die Stadt bewegen. Der Film dauert nur 76 Minuten und verfügt über so gut wie keine Handlung, dennoch behält man ihn lange in Erinnerung.

Auf 35 mm-Film gedreht und von einer Liebe zur Stadt und den Menschen gekennzeichnet ist Tired Moonlight wie kein anderer Film auf dem Filmfest - hypnotische Aufnahmen von Feuerwerk und Autorennen fügen sich mit intimen Momenten zwischen den Figuren auf eine Art zusammen, die eigentlich überhaupt nicht funktionieren sollte. Im Kinosaal kündigte die Regisseurin ihren Film damit an, dass es um "gutes Wetter und schöne Zeiten" ginge. Manchmal braucht man das eben. 

A Matter of Interpretation

Wäre David Lynch Koreaner und Autor von romantischen Komödien, würde A Matter of Interpretation dabei herauskommen. Frustriert vom Misserfolg ihres Stücks setzt sich eine junge Schauspielerin auf eine Parkbank und trifft dort einen Detektiv, der die Kunst der Traumdeutung beherrscht. Und von hier an wird alles nur immer verrückter. Dass Liebesgeschichten auch fast komplett mit Traumsequenzen, Rückblenden und Nebensträngen erzählt werden können, beweist dieser liebevolle kleine Film aus Südkorea.

In seiner Heimat lief der Film bereits vor einem halben Jahr im Kino, der Zuschauerandrang hielt sich allerdings in Grenzen. Wie soll man eine solche Geschichte auch vermarkten? Für Freunde von ungewöhnlichen Romanzen und absurder Erzählstruktur könnte es aber kaum einen besseren Film geben. 

Star

Von den drei Filmen dieser Liste ist Star vermutlich der mit dem bis jetzt meisten Erfolg. Auf eine solide Kinoauswertung in seiner Heimat Russland folgten Anerkennungen und Preise bei diversen Festivals, für einen Start in Deutschland wird das alles aber vermutlich dennoch nicht reichen. Wer nach den ersten beiden Filmen den Eindruck gewann, das diesjährige Filmfest hätte sich vor allem durch lockere und fröhliche Beiträge ausgezeichnet, wird das hiernach sicherlich anders sehen - und dringend eine Person zum Umarmen brauchen.

Drei Charaktere verweben sich in eine Geschichte um Ziellosigkeit, den Zwang nach körperlicher Perfektion und der Angst davor, durch einen Fehler alles zu verlieren. Star rechnet auf eindrucksvolle Weise mit Alltagssexismus und Schönheitswahn ab und hinterlässt den Zuschauer gebannt und etwas deprimiert, auch wenn hier so ziemlich jede existierende Emotion repräsentiert ist. 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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