Ein Abend mit Feridun Zaimoglu
Tiefe Augenringe und ein Dreitagebart blicken dem Zuschauer entgegen, der Feridun Zaimoglu am Mittwochabend hautnah erleben wollte.
Text: Julia Röhl
Eine Lesereise durch alle elf Literaturhäuser mit einem Honorar von 11 000 Euro – klingt für einige nach Arbeit. Nicht jedoch für den Schriftsteller Feridun Zaimoglu. Den diesjährigen Gewinner des Preises der Literaturhäuser überkommt eine regelrechte Euphorie und jedes Mal wieder ein großer Stolz auf seine Werke, wenn er vor einem Publikum über seine Arbeiten reden darf.
Nie der leichte Weg
Und dies auch vollkommen zu Recht: Speziell auch im Bereich der Recherche, bei der er sich nicht der gewöhnlichen Mittel betätigt, sondern beispielsweise wochenlang hungert, um sich in einen seiner Charaktere zu versetzen, wird die Hingabe für seine Arbeit deutlich. Dies ist auch der Grund, wieso Zaimoglu keinen Computer und keine E-Mail-Adresse besitzt, was für die meisten Menschen heutzutage eine nahezu utopische Vorstellung darstellt. Für ihn ist es keine Option zu Hause zu sitzen und von dort aus auf wahrscheinlich leichterem Wege im Internet zu recherchieren. Er braucht die Beschwerlichkeit und muss die Situationen, denen seine Figuren ausgesetzt sind, am eigenen Leib erfahren. Nur so wird seine Arbeit für ihn authentisch.
Ein verdienter Preis
Dass sich diese Arbeitsweise bewährt hat, hat nun auch die Jury des Preises der Literaturhäuser bestätigt. Sowohl seine Vortragsweise, als auch die Art, wie er über die Dinge, die er thematisiert, schreibt, werden in vollen Zügen gelobt. Seine Werke haben einen lebendigen und authentischen Charakter, der perfekt die Personengruppen, die oft etwas an den Rand unserer Gesellschaft geraten, beschreibt. Definitiv wird die Leidenschaft mit der Zaimoglu immer vorgeht deutlich und spiegelt sich in dem dramatischen Schreiben wieder.
Kein Lebenstraum
Ursprünglich hatte der Schriftsteller einen ganz anderen Weg eingeschlagen: Auf den Wunsch seiner Eltern hin studierte Zaimoglu lange Zeit Medizin in Kiel. Dies tat er allerdings nur, um seine Familie nicht zu enttäuschen. Nebenbei hat er noch freie Malerei studiert. Allerdings führte für ihn auch diese Richtung in eine Sackgasse, da sich niemand, bis auf einige wenige Kenner, für seine Arbeiten interessierte. Was ihn dann zur Schriftstellerei trieb, war laut Zaimoglu weniger einen Sinn in dieser Materie zu sehen, als die Verzweiflung eines gescheiterten Mannes. Aber egal auf welchem Weg er zum Schreiben gekommen ist: Durch seine hingebungsvollen Recherchen schafft er es Stücke und Romane mit Leidenschaft zu versehen, die er auf besondere, lebendige Weise vorträgt.