M94.5 Theaterkritik
Ein Lahmer Theaterabend?
Ist Philipp Lahms Leben wirklich so spannend, wie man es sich vorstellt? Oder ist es einfach langweilig? Diese Frage hat sich das Residenztheater gestellt.
Ein Theaterstück mit dem Titel „PHILIPP LAHM“ zieht natürlich viel Aufmerksamkeit auf sich. Dementsprechend groß war das Interesse an diesem doch sehr seltsamen Stück und dementsprechend seltsam waren die Aussagen des Autors. Michel Decar war sich nämlich schon vor der Premiere sicher, dass das Publikum buhen würde und auch, dass viele den Saal verlassen würden – weil das Stück so langweilig sei. Insofern hatte der Zuschauer keine Ahnung was auf ihn zukommt. Zudem sollte es sich nicht um eine Biographie des ehemaligen Fußballers handeln. Und trotzdem trägt die Inszenierung den Titel PHILIPP LAHM.
Hat dieses Theaterstück überhaupt Inhalt?
Diese Frage stellt sich der Zuschauer des Öfteren, denn man kommt sich ab und zu nicht vor wie im Theater, sondern eher wie beim Kabarett. Die ersten Szenen sind unglaublich witzig, zeigen kein langweiliges Stück, sondern viel eher die Langeweile im Leben von Philipp Lahm. Jedoch geht es auch hier nicht um den ehemaligen DFB-Elf-Kapitän, sondern um die gesamte Gesellschaft. Der Name "Philipp Lahm" steht für jeden einzelnen und das gesamte Publikum kann sich mit ihm identifizieren. Die Gesellschaftskritik wird direkt klar, denn auch Philipp Lahm sagt recht schnell: „Fernsehen und früh ins Bett gehen, das ist eine Haltung. Das kann man nicht performen. Das muss man leben.“
Funktioniert ein Theaterstück mit nur einem Schauspieler?
Ja. Zumindest zunächst. Denn Gunther Eckes schaut zwar nicht aus wie Philipp Lahm - er ist sieben Centimeter größer als der Fußballer - spielt die immer gut gelaunte Rolle aber sehr überzeugend. Nach der ersten Halbzeit (das Stück geht 90 Minuten) ist der Gag aber leider durch. Klar, weiterhin wird man unterhalten, aber die zweite Hälfte wirkt etwas erzwungen. Nichtsdestotrotz muss man aber sagen, dass das Thema "Philipp Lahm" doch mehr hergibt als zunächst vermutet.
Das Ergebnis ist ein zunächst spannendes und sehr witziges, später eher lahmes 1:1. Es handelt sich um ein Freundschaftsspiel, bei dem niemand mit dem Ergebnis unzufrieden ist. Insgesamt wurden die Erwartungen erfüllt, für manche Zuschauer vielleicht sogar übertroffen. Philipp Lahm ist nicht mehr nur einer der erfolgreichsten deutschen Fußballer, sondern auch auf der Theaterbühne angekommen. Die Championsleague gewinnt das Stück nicht, aber es unterhält und bringt auch weniger fußballaffine Menschen zum Lachen.
„PHILIPP LAHM“ wird noch am 21. Dezember 2017 sowie am 2., 10., und 17. Januar 2018 im Marstall aufgeführt. Achtung: 90 Minuten Dauer. Verlängerung und Elfmeterschießen möglich.