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110 Jahre Gabriel Kino

Ein Stück Film(-Geschichte)

Autor(en): Malin Klinski am Freitag, 21. April 2017
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Quelle: © diginights

Das Gabriel wie man es heute kennt

Von Lichtspielpalästen und der Liebe zum bewegten Bild: Zum Geburtstag blicken wir zurück auf die Geschichte eines der ältesten Kinos der Welt.

München hat eine Kinolandschaft von der andere Städte nur träumen können. Wer allerdings denkt, dass es reicht ab und an ins Mathäser zu gehen, der verpasst den Zauber eines kleinen Filmtheaters. Es gibt in München Kinos, die eine Geschichte haben, einen Flair und einen Charme, der einen umweht, wenn man durch die Türen tritt. 

Stadt der Cineasten

Da gibt es das Museum Lichtspiele zwischen Deutschem Museum und Gasteig, in dem jeden Freitag- und Samstagabend die Rocky Horror Picture Show gezeigt wird, in einem eigens dafür gestalteten Kinosaal, der aussieht wie das Horrorschloss von Frank N. Furter. Dann ist da das Studio Isabella, versteckt hinter den Bäumen des alten Nordfriedhofs oder die Theatiner Filmkunst, die am Odeonsplatz mit Filmen in Französisch oder Japanisch den Glanz alter Zeiten versprüht. Und nicht zuletzt das Maxim, das bis letztes Jahr nur Arthouse Filme mit ältestem Equipment gezeigt hat und wegen Insolvenz den Besitzer wechseln musste. Für alle Cineasten war es eine große Erleichterung, dass dieses Herzstück Münchner Kinogeschichte doch nicht schließen musste, sondern nach einer Komplettsanierung in modernem Look, aber charmant wie eh und je wieder die Türen geöffnet hat.

Das älteste Kino der Welt

All diese Kinos haben eine Geschichte, aber keine ist so alt wie die des Gabriels: Denn am 21. April feiert es seinen 110. Geburtstag. Eröffnet hat es zu einer Zeit, da waren Kinos nicht einfach nur Kinos, sondern Lichtspielpaläste. Dabei bediente das Gabriel ein besonderes Publikum. Bis ins Jahr 1994 wurden dort Erotikfilme gezeigt. Das Kino liegt in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs, genauer gesagt gerade 5 Gehminuten von den Gleisen entfernt. Das zog Jahrzehntelang auch eine internationale Kundschaft an, die neben den treuen Stammkunden gerne die Erotikfilme schaute. Als es 1907 eröffnet wurde, hieß das Gabriel „The American Bio-Cie. - Carl Gabriels Theater lebender Bilder“. Zuvor war in dem Gebäude in der Dachauer Straße 16 eine Gaststätte gewesen. Carl Gabriel hatte schon 1896 die erste Vorführung „lebender Bilder“ in München veranstaltet. Damals noch in seinem Panoptikum (Wachsfigurenkabinett oder Kuriosenkabinett). Am 21. November 1936 wurde die Immobilie samt Kinobetrieb an das Ehepaar Ludwig und Franziska Büche verkauft, den Kinobetrieb leitete deren Sohn Hans Büche, später die Ehefrau Beatrix Büche. Heutiger Rechtsträger des Kinobetriebs ist die im Jahre 1982 gegründete GABRIEL Lichtspiele GmbH; heute geleistet von Hans-Walter Büche zusammen mit seiner Tochter Alexandra Gmell.

Die Geschichte geht weiter

Alexandra Gmell liebt es selbst, ins Kino zu gehen. Sie genießt es auch heute noch, zwei Stunden lang in eine andere Welt einzutauchen. Im Interview mit M94.5 bezeichnet sie sich selbst als ein echtes Kino-Kind, und sie führt heute den Betrieb wie schon ihre Familie vor vielen Jahrzehnten. Im Jahr 1994 wurde das Kino renoviert. Alexandra Gmell muss lachen, wenn sie davon erzählt, dass Leute gefragt haben, ob sie nach der Neueröffnung und der Verbannung von Erotikfilmchen aus dem Programm auch die Sitze ausgetauscht hätten. „Ja, alle, inklusive Boden, alle!“ Das war ein kompletter Neuanfang, und heute erfreut sich das Gabriel noch immer einer Mischung aus Stammgästen ab 30 und einer Schar von Leuten, die zufällig in der Nähe des Hauptbahnhofs sind und Lust auf Kino haben. Die Filmauswahl laut Gmell: actiongeladen, aber mit Niveau. Ihrer Meinung nach ist das Besondere am Gabriel sein verbindlicher Charakter; man kennt sich und fühlt sich wie zuhause. Kaffeetassen und Biergläser kann man in den Saal mitnehmen und Reservierungen werden noch ganz altmodisch per Telefon gemacht.

Mit Alexandra Gmell bleibt das Gabriel seiner Mischung aus Innovation und Tradition treu. Wir Münchner können uns bestimmt noch auf viele Jahre Gabriel freuen und ein paar internationale Gäste, die am Hauptbahnhof ankommen, mit ins Kino nehmen. Und gemeinsam in alte Zeiten eintauchen.

 

 

Cinema should make you forget you are sitting in a Theatre.

- Roman Polanski -

 

 

 

 

 

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