Kammerspiele Episode
Ein Trip ins Surreale
Serien im Theater: Die Kammerspiele zeigen jeden Monat "Episoden" auf großer Leinwand. Dieses Mal an der Reihe: "Twin Peaks: The Return".
Dunkel, geheimnisvoll, komisch und nur das Beste davon. So könnte man die Serie "Twin Peaks" beschreiben. Genau diese Attribute waren schon vor über zwanzig Jahren Grund für den Kultstatus der Show des US-Regisseurs David Lynch. Lynch, unter anderem bekannt durch Filme wie "Blue Velvet", "Mulholland Drive", "Eraserhead", gilt als unbestrittenes Genie des Surrealen und bewies dies auch durch die Erschaffung von "Twin Peaks".
Revival einer Kultserie
Letztes Jahr kehrte nun, 25 Jahre nach Ende des Originals, die von Fans lang ersehnte dritte Staffel "Twin Peaks" (Twin Peaks: The Return) zurück auf den Fernsehbildschirm. Die ersten zwei Staffeln, primär die erste, befassten sich mit dem Mord der High-School-Schönheitskönigin Laura Palmer in dem Küstenstädtchen Twin Peaks und dem Versuch, diesen aufzuklären. Doch schnell ist klar, dass in Lynch’s Universum nichts so ist, wie es scheint. Die dritte Staffel erweist sich jedoch als noch absurder, noch skurriler, noch paradoxer als je zuvor und wird gerade aufgrund dessen von Kritikern und Publikum als Meisterwerk gefeiert.
Fernsehen mit Expertise
Zwei, die sich der epischen Aufgabe, so eine Serie zu erklären, stellten, sind Ekkehard Knörer und Danilo Scholz. Beide präsentierten gemeinsam in der 19. Folge der "Episode" in den Kammerspielen (eine Reihe, die sich mit besonders prägenden TV-Serien beschäftigt) die Neuauflage von "Twin Peaks". Da sich im Publikum auch oft einige Nicht-Kenner befinden, war es angenehm, dass zuerst ein Überblick über Handlung und Charaktere gegeben wurde. Und dann ging’s auch schon an den spannendsten Teil des Abends: Eine, von den Experten gewählte, Folge wird angeschaut.
Das interessante hierbei war, dass in der neuesten "Twin Peaks"-Staffel keine Folge der anderen gleicht, oder repräsentativ für die ganze Staffel sein kann. Die Folge ist wie eine Aneinanderreihung von zusammenhangslosen Sequenzen, absurden Szenen und unbekannten Charakteren und trotzdem: Es funktioniert. Denn Lynch weiß wie kein anderer, jede Folge wie ein Sinneserlebnis zu gestalten. Leider ist die anschließende Diskussion der Experten dann doch ein wenig zu ‘lynch-haft’, denn auch hier gibt es keinen roten Faden. Thematisiert wird viel Interessantes, doch durch die sprunghafte Struktur fällt es schwer zu folgen. Vor allem unerfahrenen Publikumsgästen fehlt hier vermutlich oft der notwendige Kontext. Das ist gerade deshalb schade, weil klar wird, wie gut sich beide mit dem Thema beschäftigt haben. Allem in allem aber: Das Interesse an der dritten Staffel ist eindeutig gepeaked!
Die "Episode" findet etwa einmal monatlich in den Münchner Kammerspielen statt; die nächste (zur Netflix-Serie "Mindhunter") folgt Ende April.