Nachruf auf Umberto Eco
Ein Universalgelehrter geht
Umberto Eco ist am späten Abend des 19. Februar im Alter von 84 Jahren verstorben. Mit ihm hat die Welt einen der größten Intellektuellen verloren.
Hauptsächlich zwar als Schriftsteller bekannt, war Umberto Eco auch als Philosoph, Professor der Semiotik und Herausgeber tätig: Ein Universalgelehrter durch und durch. Zu Weltruhm gelangte er mit seinem Roman "Der Name der Rose", der mit Sean Connery verfilmt wurde. Neben mehr als 30 Ehrendoktorwürden wurde Umberto Eco auch mit zahlreichen Preisen, wie zuletzt dem Gutenberg-Preis 2014, ausgezeichnet. Lediglich der Nobelpreis, für den er öfter im Gespräch war, befand sich nicht darunter.
Geistreich und humorvoll
Erst im Dezember 2015 stellte Eco sein neues Buch "Nullnummer" in der LMU in München vor. Die 84 Jahre merkte man dem selbsternannten "Meister der Vernebelung" nicht an. Mit seinen schlagfertigen und humorvollen Bemerkungen sorgte er für viele Lacher im Publikum. Seine große Beliebtheit zeigte sich an den Menschenschlangen: Wer ein Buch signieren lassen wollte, stand eine gute halbe Stunde an. Trotz hohen Alters und schwerer Krebskrankheit war Umberto Eco bis zum Ende aktiv und engagiert unterwegs, Zigarre stets lässig im Mundwinkel.
Eco auf Protestkurs
Eco, 1932 in Alessandria geboren, faszinierte mit seiner scharfsinnig, fein ironischen Art und einer kritischen Haltung gegenüber der Politik Berlusconis. Sein neuester Roman zum Beispiel nimmt das intrigante Medien-Business aufs Korn. Die Figur eines korrupten Medienunternehmers erinnert sofort an Berlusconi. „Nullnummer“ ist eine Abrechnung mit dieser speziellen Art Mensch. Jeder kenne solche Menschen, da müsse man doch nur einmal einen Donald Trump ansehen, oder einfach in seinem „häuslichen Müll“ kramen, so Eco.
Aus Protest gegen Berlusconis Vormachtstellung im Verlagswesen wurde Eco erst vor kurzem Mitbegründer eines neuen Verlags namens „La nave di Teseo“ – er formulierte seine Haltung nicht nur, er lebte sie auch.
Romanfiguren nach Word-Schriften benannt
Wer wissen will, woher die Namen seiner Romanfiguren stammen, braucht nicht in den 50.000 Büchern von Ecos Heimbibliothek suchen. Er findet sie ganz einfach bei den Word Schriftarten: Zum Beispiel Baskerville oder Palatino. Seine Hauptfigur in "Nullnummer" taufte er scherzhaft Colonna. Man sieht, dass Umberto Eco den Spaß bis zum Ende behalten hat.