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M94.5 Filmkritik

Eine Geschichte der Filmmusik

Autor(en): Raphael Altinger , alting am Mittwoch, 3. Januar 2018
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Quelle: © 2017 Epicleff Media/NFP marketing & distribution

Hans Zimmer live bei der Arbeit

Für Cineasten und Filmmusik-Fans ein absolutes Muss: In der Dokumentation über Filmmusik kommen die Filmmusik-Macher zu Wort.

„Motion Lotion“: So bezeichnet ein Komponist in den ersten Minuten des Dokumentarfilms „Score – Eine Geschichte der Filmmusik“ die Funktion der Filmmusik. Übersetzt bedeutet das soviel wie „Bewegungs-Lotion“. Und besser könnte man Filmmusik nicht beschreiben. Sie ist das Schmieröl, das den Film am Laufen hält, und der Kleister, der die einzelnen Teile einer Geschichte zusammenhält. Für jeden Filmliebhaber ist das wahrscheinlich klar. Doch dank Matt Schrader gibt es nun auch einen Film, der sich ganz dem Wunder der Filmmusik widmet. Und das zutiefst menschlich und nachvollziehbar.

Zwischen Geschichte und Gefühl

In „Score – Eine Geschichte der Filmmusik“ kommen nun die Macher der Filmmusik und ihre Regisseure zu Wort. Von Danny Elfman bis Quincy Jones, James Cameron bis Hans Zimmer. Und sie erzählen uns eine Geschichte: Von den Anfängen der Filmmusik durch Orgeln hin zu elektronischer Musik. Das ist der rote Faden, an dem sich Matt Schrader orientiert. Die verschiedenen Arten des Komponierens und Musizierens werden mit faszinierenden Beispielen unterstrichen.

Zwischen Selbstdarstellung und Fremdeinschätzung

Mal musizieren die Komponisten selbst, und mal wird einfach nur eine aussagekräftige Filmstelle gezeigt (zum Beispiel aus „Der Weiße Hai“). Dabei stellt „Score“ keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn es gibt keinen Erzähler, wie in vielen Dokumentarfilmen üblich. Die Protagonisten erzählen selbst über ihre Arbeit oder die Arbeit ihrer KollegInnen. Was der Film dadurch an Objektivität verliert, gewinnt er an Gefühl. Man bekommt einen Einblick in die reale Arbeit der Musik-Schaffenden und gewinnt einen Blick für die Bedeutung der Musik im Film.

Zwischen Bescheidenheit und Extravaganz

Der besondere Reiz von „Score“ ist die persönliche Nähe, die man zu den Musikschaffenden aufbaut. Wenn man mit Hans Zimmer im Wohnzimmer sitzt und er über die Filmmusik von Danny Elfman erzählt, dann bekommt man das Gefühl, mit ihm persönlich im Gespräch zu sein. Der Film ermöglicht es, die persönliche Leidenschaft kennenzulernen, mit der jeder der Komponisten am Werk ist. Natürlich inszenieren sich die Protagonisten dabei auch selbst. Etwas, wozu sie sonst sehr selten die Gelegenheit haben, da sie meist im Hintergrund stehen.

Denn Filmmusik ist Bauchmusik: Sie ist erst gut, wenn man sie nicht mehr bewusst wahrnimmt.

So zumindest lernen wir es in dem Dokumentarfilm, der nicht nur erzählerisch und ästhetisch überzeugt, sondern auch visuell. Ein Filmerlebnis der besonderen Art, das einer unterschätzten Kunst den berechtigten Tribut zollt.

„Score – Eine Geschichte der Filmmusik“ kommt am 4. Januar 2018 in die deutschen Kinos.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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