TV-Serie
Eine Jungfrau in Nöten
Wie die Jungfrau zum Kinde kommt erzählt „Jane The Virgin“ auf witzige, romantische und spannende Weise.
“Jane, die Jungfrau”, schon der Titel lädt etwas zum Stirnrunzeln ein. Ist man hier in einer religiösen Neuverfilmung eines Bibelstoffes gelandet?
Auch ein vorläufiger Blick auf die Prämisse lässt diese Zweifel erst einmal nicht verschwinden: Im Mittelpunkt der Dramedy-Serie steht die 23-jährige Jane, die sich, motiviert durch ihre sehr religiöse Großmutter, dazu entschieden hat, keinen Sex vor der Ehe zu haben. Doch dann wird sie schwanger. Nein, nicht etwa, weil sie ihr Gelübde gebrochen hat, sondern durch einen Ärztefehler. Ihre Gynäkologin führt bei der armen Jane versehentlich eine künstliche Befruchtung durch, die eigentlich einer anderen Patientin zugedacht war. Und nun ist Jane, die Jungfrau, schwanger.
Kluge Telenovela mit einem guten Mix aus Humor und Ernsthaftigkeit
Ein zugegebenermaßen nicht einfacher Plot, der großes Abschreckpotential hat und wahrscheinlich auch mit großen Vorurteilen von Zuschauerseite aus zu kämpfen hat. Was der amerikanische TV-Sender CW aber mit seiner Dramedy-Serie anstellt, das übertrifft alle Erwartungen.
Die Handlung geht mit Bedacht vor, weder wird Janes Situation verharmlost, noch werden Jane und ihre Lage und Entscheidungen ins Lächerliche gezogen. Die Serie (ver)urteilt weder Janes Ansichten noch Gegenmeinungen.
Natürlich gibt es im wahren Telenovela-Style so einige überspitzte Situationen, kitschige Szenen oder unglaubwürdige Zufälle, aber “Jane The Virgin” schafft es, konstant die Waage zwischen Humor und Ernst zu halten und jedem Kitsch auch eine gehörige Portion Realismus zu verabreichen. Nicht zuletzt wegen des allwissenden Erzählers, der aus dem Off die Handlung in spitzen Erzählungen und Andeutungen kommentiert. Er spielt gleichzeitig Orakel, Märchenonkel und kritischen Beobachter, der auch mal politisch werden kann.
Figuren mit Sympathie-Garantie
Das Herz der Serie sind zweifellos die Charaktere. Vor allem Jane, hervorragend gespielt von der wunderbaren Gina Rodriguez, wächst dem Zuschauer schnell ans Herz. Trotz ihrer Entscheidung, die von vielen Zuschauern vermutlich als nicht nachvollziehbar oder gar lächerlich angesehen wird, ist Jane eine absolut starke Persönlichkeit und überaus sympathische Hauptfigur. Ihr Weg durch die emotionale Achterbahn zwischen ihren eigenen Ansichten, Wünschen und Werten und der eigentlichen Realität macht sie zu einem dynamischen Charakter, mit dem man mitfiebern muss.
Auch der Rest der Figuren ist nicht weniger gut gestaltet. Von dem reichen Hotelbesitzer Rafael, der sich als der Samenspender entpuppt, bis hin zu Janes Vater, dem unglaublich eitlen und deswegen sehr amüsanten Soap-Star Rogelio, glänzen die Charaktere durch ihren Facettenreichtum.
Eine Serie mit Feel-Good-Faktor
In den USA konnte “Jane The Virgin” nicht nur aller Hand Kritikerlob einheimsen, sondern auch einen Golden Globe für Hauptdarstellerin Gina Rodriguez in Empfang nehmen. Und das zu Recht: “Jane The Virgin” macht Spaß. Trotz der teilweise ernsten Themen ist die Serie von Grund auf positiv. Der Mix aus kitschigen, spannenden, romantischen und humorvollen Momenten, kombiniert mit einer optimistischen Grundhaltung, machen “Jane The Virgin” zu einer empfehlenswerten Serie mit Suchtpotential.
Die zweite Staffel von „Jane The Virgin“ läuft am 12. Oktober in den USA an und ist ab 2016 auch in Deutschland auf sixx zu sehen.