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Filmfest 2017

Einsam ist man weniger allein

Quelle: © Agatha A. Nitecka / Filmfest München

Emily Beecham als Daphne.

Die Generation Y ist um einen Film über sich selbst reicher: "Daphne" ist das Portrait einer jungen Londonerin, die eines Portraits eigentlich gar nicht wert ist.

Daphne ist 31 Jahre alt. Das vergisst sie manchmal, vielleicht auch, weil sie es will. Dann sagt sie schnell, sie ist 27, schiebt ein „Fuck“ hinterher und korrigiert sich dann. Denn Daphne hat keineswegs ein geregeltes Leben als 31-Jährige, wie man sich das so vorstellt mit Mann, Kindern, Haus und Hund. Sie scheint tatsächlich in ihren Zwanzigern stecken geblieben zu sein. Feiert jedes Wochenende, nimmt Drogen, trinkt. Ihre Mutter scheint sie keineswegs zu interessieren und auch jegliche Art von Bindung ist ihr zuwider. In ihrem Job als Köchin ist sie auch nicht glücklich, sie hat keine Aufstiegschancen und macht jeden Tag dasselbe. Kein schillerndes Leben also. Und trotzdem sieht der Zuschauer ihr einfach dabei zu.

Das Leben der Daphne

Bei Spaziergängen durch London, das so überhaupt nicht glamourös wirkt und auch eine x-beliebige Kleinstadt sein könnte, begleiten wir Daphne durch ihr Leben. Scheinbar ziellos läuft sie umher, ohne viele Worte und ohne Attitüden. Sehr ehrlich spielt die Engländern Emily Beecham die zynische, witzige Daphne. Sie trägt den Film, denn eine Szene ohne Daphne gibt es nicht. Das kann ganz schön nerven, denn dramaturgisch folgt der Film keiner klassischen Linie mit Spannungsaufbau Höhepunkt und Happy End. Stattdessen plätschert er vor sich hin, wirkt dadurch aber sehr realistisch.

Britischer Humor, Zynismus und eine Prise Traurigkeit

Das sind wohl die Zutaten für Peter Mackie Burns Spielfilmdebüt. Der schottische Regisseur war bisher nur für seine Kurzfilme bekannt, „Milk“ erhielt beispielsweise eine Auszeichnung bei der Berlinale. Sein Film hat, obwohl er nicht besonders lang ist, definitiv Längen. Das liegt daran, dass einfach „draufgehalten“ wird. Daphne isst ein Butterbrot, Daphne streift umher, Daphne kuckt sich Videos von Ryan Gosling an. Das bringt den Film zwar nicht weiter, aber den Zuschauer dafür näher an Daphne heran. Das macht den Film zu einer aufregenden und witzigen Charakterstudie.

"Daphne" lief zwei Mal auf dem Filmfest München. Ein deutscher Kinostart ist noch nicht bekannt.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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