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Filmkritik

Ewige Jugend

Autor(en): Roxanne Schelter am Mittwoch, 25. November 2015
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Quelle: © Wild Bunch Germany

Langatmige Bergidylle.

Der Film „Ewige Jugend“ von Paolo Sorrentino wird in verschiedenen Kritiken als Meisterwerk gelobt. Doch die Ewigkeit findet sich an anderer Stelle.

Das Wort Ewig bezieht sich bei diesem Film wohl eher auf die ewig andauernde Langeweile, die dieser Film verbreitet. Die Geschichte ist schnell zusammengefasst, dauert aber dennoch 118 Minuten, um zum Ende zu kommen. Zwei alte Freunde machen zusammen Urlaub in einem Wellnesshotel. Fred ist ein berühmter Dirrigent und Komponist, der sich aber schon lange zur Ruhe gesetzt hat. Doch er wird von einem Abgesandten der Queen dazu aufgefordert, sein berühmtes Stück für sie zu spielen, was er ablehnt. Mick ist ein erfolgreicher Regisseur, der gerade seinen letzten großen Film mit seiner Muse drehen will, diese verlässt ihn allerdings für einen besser bezahlten Job. Normalerweise würde man jetzt sagen „und das Drama nahm seinen Lauf“. Doch die Dramatik spiegelt sich eher in der musikalischen Untermalung als in der Handlung wieder.

Parallelen und Klischees

Die Freunde sinnieren über das Leben, das Jung bleiben, und natürlich analysieren sie die anderen Gäste. Dabei erinnert die ganze Szenerie sehr an eine Neuauflage von Thomas Manns „Zauberberg“. Statt dem Sanatorium ist es in diesem Fall ein Wellnesshotel. Doch die ständigen ärztlichen Untersuchungen und die philosophischen Gespräche zeigen eindeutig eine Parallele auf. Auch die Langeweile und Einsamkeit ist mit der Situation auf dem Zauberberg vergleichbar. Dazu kommt noch ein gestörtes Vater-Tochter-Verhältnis von Fred und seiner Tochter, die gleichzeitig auch seine Managerin ist. Sie spricht ihn direkt darauf an, aber die erwartete Wendung, eine Erklärung oder ähnliches lässt auf sich warten. Wenn die schöne Tochter von Fred im Speisesaal oder am Pool auftaucht, wird Musik eingespielt und die anderen Gäste sind hin und weg von ihr und können ihre Blicke nicht abwenden.

Nicht alles ist schlecht

Der Film hat auch seine positiven Seiten. Unter anderem die Hauptdarsteller Michael Caine und Harvey Keitel. Die beiden spielen ihre Rolle überzeugend. Man kann sie sich als liebenswürdige Opas vorstellen, auf ihre ganz eigene Art und Weise. Auch die Tochter, gespielt von Rachel Weisz, und der Schauspielerfreund von Fred und Mick, gespielt von Paul Dano, überzeugen. Vor allem Paul Danos Auftritt als Hitler wirkt in der konstruierten heilen Welt sehr grotesk. Der Kurzauftritt von Jane Fonda, als Muse von Mick, ist herrlich überzogen gespielt und lässt den Zuschauer schmunzeln.

Skurrile Szenen in der heilen Welt

Ob Sorrentino die fade Geschichte auflockern oder schocken wollte, ist unklar. Den alten und eingestaubten Abläufen der Wellness-Gäste werden sexy nackte Frauen, wie z.B. die Miss Universe, gegenüber gestellt. Diese stolziert splitterfasernackt in den Pool, in dem Fred und Mick sitzen. Das Ehepaar, auf das die beiden alten Männer wetten, ob sie noch einmal zusammen finden werden, hat plötzlich wilden Sex im Wald, den die beiden Männer beobachten. Auch der Auftritt von Paul Danos Filmfigur als Hitler passt in dieses Konstrukt und lässt den Zuschauer erst einmal verwirrt zurück. Bis er selbst schließlich aufklärt, dass er für einen Film geprobt hat. Und schließlich der Auftritt von Roly Serrano als Diego Maradona, wie er mit sich selbst auf dem Tennisplatz Ball spielt.

Fazit

Das Ende ist nicht vorhersehbar, aber auch nicht bewegend. Der Film geht in dem selben Trott zu Ende, wie er angefangen hat. „Ewige Jugend“ ist ein langatmiger und in der Geschichte vor sich hin plätschernder Film. An manchen Stellen bricht der Film mit einiger Komik auf. Ansonsten wird er von der herausragenden schauspielerischen Leistung von Michael Caine und Harvey Keitel gerettet. Am Ende bleiben die beeindruckende Landschaft der Schweiz und die hervorragend ausgewählte Musik von David Long im Gedächtnis.

"Ewige Jugend" ist ab dem 26. November 2015 in den deutschen Kinos zu sehen.

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