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Geheimnisvolle Gesichter zwischen farbigen Facetten

Autor(en): Hannah Schopf am Donnerstag, 13. Januar 2011
Über die Kunst vergangener Jahrhunderte ist alles bekannt, möchte man denken. Doch immer wieder entdecken Kunsthistoriker Schätze, die noch nicht beachtet wurden. Zum Beispiel die Tronies der holländischen Meister des 17. Jahrhunderts. Das Haus der Kunst stellt momentan einige dieser Portraits zusammen mit Charakterköpfen der zeitgenössischen Malerin Dumas aus. Im Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Holland und Südafrika entfalten die gezeigten Personen ihre Persönlichkeit.
"Schau mir in die Augen, Kleines. Siehst du mein Gesicht? Kannst du die Falten und Furchen zählen, die dir - jede einzelne! - eine Geschichte aus meinem Leben erzählen? Oder betrachte meine Kleidung. Wie dieser Kopfschmuck mich gefangen hält in meiner Rolle, wie er mich erniedrigt und gleichzeitig beschützt. Ich bin anders als du, ich bin etwas besonderes. Ich falle auf. Vielleicht habe ich eine Hakennase oder die tiefsten und blausten Augen, die die deinen jemals erblickt haben. Deshalb verehren sie mich. Ich fasziniere sie. Wen? Sie alle. Sie, die alten Meister."

Fast fühlt man sich von dem Bild angesprochen.
Wer vor einem Tronie eines alten Meisters der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts steht, ist mit einer echten Persönlichkeit konfrontiert.

"Tronie" bezeichnet eine Kunstform der gegenständlichen Malerei, die sich mit Charakterköpfen auseinandersetzte, die sich durch besondere Physiognomie oder Kostümierung auszeichneten.
Die Bilder sind simpel: Sie zeigen einen Kopf vor meist neutralem Hintergrund. Durch die fehlende Kontextualisierung des Dargestellten ist es schwierig, in diesen Bildern Geschichten oder Aussagen zu finden. Stattdessen ist der Betrachter vollkommen der (meist anonymen) Persönlichkeit des Gezeigten ausgesetzt.
Maler wie Rembrandt, Van Dyck, Rubens oder Vermeer perfektionierten diese Bildgattung und nutzen sie unter anderem dazu, ihre eigene Handschrift und künstlerische Spezialitäten zu demonstrieren.

Das Haus der Kunst widmen ihnen, den "alten Meistern" und ihren noch nicht viel beachteten Tronie-Werken nun einen Teil der Ausstellung "Tronies. Marlene Dumas und die Alten Meister."
Den anderen Teil füllt - wie der Titel schon ankündigt - die heute 57jährige Malerin Marlene Dumas, die in Kapstadt geboren wurde und in Amsterdam lebt und arbeitet.

Die südafrikanische Malerin hegt eine große Affinität zur Figur und somit auch zur Darstellung von Köpfen.
Dabei verfremdet sie ihre Darstellung jedoch dahingehend, dass die Köpfe nicht als Persönlichkeitsdarstellung aufgefasst oder psychologisiert werden können, sondern verbindet ihre Figurendarstellung mit allgemeinen Themen, die aus verschiedenen Bereichen wie Schönheit, Sex, Gewalt, Rassismus, Leiden, Tod oder Religion kommen können.
Immer wieder bezieht sich Marlene Dumas auf Werke der Kunstgeschichte, von Cranach über Caravaggio bis hin zu Courbet.

Der Dialog zwischen den Tronies der alten Meister und den zeitgenössischen Darstellungen Marlene Dumas zeigt die Gemeinsamkeiten dieser so verschiedenen und gleichzeitig so ähnlich Kunstformen auf: Die Abwehr gegen das Hineininterpretieren, gegen das "die Aussage suchen" und die viel stärkere Konzentration auf die pure Konfrontation des Betrachters - mal mit einer Persönlichkeit, mal mit einem Thema.

"Tronies. Marlene Dumas und die Alten Meister" - vom 29. Oktober bis zum 6. Februar 2011 im Haus der Kunst.
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