München ist Dreck
Geniale Dilettanten
München ist nicht nur P1 und Bussi Bussi. Ein neues Magazin will zeigen, dass München auch Subkultur hat.
Radlhauptstadt, Venedig des Nordens, Weltstadt mit Herz – Beinamen hat München genug. Ein junges Künstler-Projekt verpasst der Stadt nun einen weniger schmeichelhaften Namen: „München ist Dreck“. Ausgedacht hat sich das Veronica Burnuthian. Die 25-jährige Musikerin veranstaltet Konzerte und spielt in experimentellen Musikprojekten: etwa in der Band Atatakakatta. Jetzt plant sie ein kleines Magazin mit 100-Stück-Auflage. Das Thema: die Münchner Subkultur. Beiträge beisteuern kann jeder – ob Künstler, Fotograf, Designer. Oder auch alle, die sich nicht einmal als Künstler verstehen.
Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Magazin über die Münchner Subkultur zu machen?
Mir kam die Idee dazu, als ich vor einem Jahr auf einem Konzert in Hamburg war. Dort gibt es auch ein Magazin über Musik- und Popkultur. Ganz viele Leute aus der Musikszene haben sich dafür zusammengetan. Dann habe ich mir gedacht: Ich möchte die Subkultur auch in München zusammenbringen und als Gemeinschaft etwas schaffen.
Böse Zungen würden wahrscheinlich sagen, in München ist das vergeblich...
Die Szene ist ein bisschen versteckt. Leute, die neu in München sind, finden sie nicht so einfach. Es gibt ein paar Szene-Läden wie die Glockenbachwerkstatt oder das Café Kult oder das Feierwerk. In München steht eher anderes im Vordergrund, etwa größere Clubs wie die Muffathalle. Bei unserem Projekt geht es darum, die Szene voranzubringen und sichtbar zu machen. Wir wollen, dass die Subkultur weiterlebt. Viele Läden in München verschwinden, weil Luxuswohnungen gebaut werden.
Was kann die Subkultur denn leisten, was der Mainstream nicht kann?
Das Wichtigste ist die Freiheit. Man macht, was man will. Man muss keine Kompromisse mit der Stadt eingehen oder irgendwelchen Konzernen. Man ist total unabhängig und kann seine Meinung äußern. Die Szene ist auch ganz offen. „München ist Dreck“ darf kein exklusives Ding werden. Es muss eine offene Plattform sein. Jeder kann mitmachen. Solang es zum Konzept passt und nicht gegen unser Ethos verstößt.
Das heißt?
Wir wollen zum Beispiel keine Leute, die nur Karriere machen wollen oder ausschließlich für ihr Ego mitarbeiten. Wir brauchen niemanden, der sagt: „Ich mach so geile Sachen, lobt mich!“ Es muss um die Gemeinschaft gehen. Es geht um Zusammenarbeit, nicht darum, sich selbst zu zeigen. Wir sehen uns in der Do-it-yourself-Szene. Das kommt aus dem Hardcore-Punk. Es geht darum, alles selbst zu machen, nicht von einem Label oder Konzern abhängig zu sein.
Was kann man sich denn jetzt vom Magazin erwarten?
Viele Musiker, Künstler und Fotografen sind jetzt dabei. Auch Leute, die journalistisch tätig sind. Auch Designer: Dabei ist zum Beispiel Rag Treasure, Steffi Müller macht Mode-Sachen, näht viele Kleider und würde gerne eine Art gesellschaftskritische Anti-Fashion-Kolumne machen. Wir werden Subkultur-Bands vorstellen, Veranstalter, Läden. Ich stelle mir Fotoserien vor. Noch ein mögliches Thema: Ein Tag mit einem Künstler verbringen und darüber schreiben. Es wird vielleicht auch einen Musiker-Künstler-Tausch geben: Künstler machen Musik und Musiker Kunst.
Am 18. April findet im Import-Export ein Konzert für die Finanzierung statt. Wenn im Haus der Kunst die Ausstellung „Geniale Dilettanten“ stattfindet, soll das Magazin dort verkauft werden.