Zwischen keltischem Nebel und Vulgarismus
Gerard Butler im Interview
In seinem neuen Film „Olympus has fallen“ ist Gerard Butler nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Produzent. Im Interview hat er übers Reisen, seinen Patriotismus und das Heldsein gesprochen.
In seinem neuen Film „Olympus has fallen“ ist Gerard Butler nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Produzent. Im Interview hat er übers Reisen, seinen Patriotismus und das Heldsein gesprochen.Was haben so unterschiedliche Filme wie „300“, „P.S. Ich liebe dich“ und „Das Phantom der Oper“ gemeinsam? Genau, den Hauptdarsteller und schottischen Frauenschwarm Gerard Butler. In seinem neuen Film „Olympus has fallen“ hat er diesmal nicht nur die Hauptrolle, sondern ist auch der Produzent des Actionstreifens. Elisabeth Kagermeier hat ihn getroffen und mit ihm übers Reisen, seinen Patriotismus und das Heldsein gesprochen. Das komplette Interview hier zum Nachlesen!
M94.5: „Gerard, im Moment tourst du um die Welt, um deinen neuen Film 'Olympus has fallen' zu promoten. Bist du begeistert vom Reisen?“
Gerard Butler: „Mir gefällt die Möglichkeit so viele Länder in so kurzer Zeit zu sehen. Es ist wie eine Wirbelwind-Weltreise, überall bekomme ich einen kleinen Einblick. Und Pressetouren sind immer aufregend – vor allem wenn dein Film halbwegs ordentlich ist und die Leute begeistert sind anstatt mit Steinen und Kohlköpfen nach dir zu schmeißen (lacht). Ich hatte zwar eine gute Zeit, aber es war auch eine Herausforderung, wenn man jeden Morgen fliegt und versucht mit Jetlag fokussiert zu bleiben, intelligent zu klingen und auch noch versucht, den Film gut klingen zu lassen.“
M94.5: „Gibt es etwas, das du in jeder Stadt auf der Reise tun oder sehen möchtest?“
Gerard Butler: „Ein Ziel ist es einfach rauszukommen und herumzulaufen. Einfach wegzukommen von den Menschenmassen, den Bodyguards und allem, was mit dem Film zu tun hat. Und einfach, ja, ein normales Mitglied der menschlichen Rasse zu sein.“
M94.5: „Ist es während der Tour passiert, dass du morgens aufgewacht bist und nicht wusstest, in welcher Stadt du gerade bist?“
Gerard Butler: „Das ist passiert ja! Dass ich aufgewacht bin und dachte ich bin in einer komplett anderen Stadt als ich war. Oder ich bin mit dem Flugzeug gelandet und dachte: ‚Warte, oh nein! Warum lande ich in San Diego? Ich dachte ich lande in Washington!’ Man verliert einfach den Faden, wenn man zu so vielen Orten fliegt. Aber ich denke, dass sind High Class-Probleme, wenn ich zum Beispiel meine Mutter anrufe und sage: ‚MUM! Oh mein Gott! Ich bin gerade in San Diego gelandet! Ich dachte ich lande in Washington! HILFE!’“
M94.5: „Kommen wir mal zu dem Film, den du auf der Tour promotest: 'Olympus has fallen'. Es ist ein Film über einen typischen amerikanischen Helden mit typisch amerikanischem Patriotismus. Was macht ein Schotte wie du in so einem Film?“
Gerard Butler: „Im Vertrauen gesagt : Ja, ich persönlich find die ganze Sache schon lustig. Aber als Schauspieler lebe ich in Hollywood und spiele in Hollywood-Filmen. Wenn man stattdessen die Story vom Überfall auf eine spanische Institution erzählt hätte, hätte sie nicht dieselben weltweiten Auswirkungen wie beim Weißen Haus, das die meisten Leute auf der Welt betrifft! Aber ich glaube: wir alle reagieren visuell und emotional, egal, ob es der Präsident der Vereinigten Staaten oder das eigene Staatsoberhaupt ist. Zum Beispiel für mich als Schotte ist es dieselbe Vorstellung, wenn Terroristen in der Downing Street einbrechen und David Cameron als Geisel nehmen. Der Film geht mehr darum, wie Leute auf solche Herausforderungen reagieren. Für mich ist es eher ein Film über Terrorismus, Helden und darüber, was einen zum Helden macht.“
M94.5: „Wie patriotisch bist du selbst als Schotte?“
Gerard Butler: „Ich denke, ich bin ziemlich patriotisch! Ich meine ich liebe mein Land, ich bin ziemlich stolz darauf, woher ich komme. Ich verstehe wer wir sind, kenne unsere Grenzen und weiß was gut an uns ist und was nicht. Ich möchte nichts anderes sein. Aber ich lebe in Amerika, das Land hat mir viel gegeben und ich mag auch, wofür es steht.“
M94.5: „Gibt es dann auch etwas typisch Schottisches an dir, das dich von den anderen Typen in Hollywood unterscheidet?“
Gerard Butler: „Ich denke als Schotte bin ich etwas rauer, vielleicht etwas wilder und mehr voll gefährlicher Energie als die typischen Leute aus L.A.. Wir sind sehr selbstironisch, leidenschaftlich und vielfältig. Ich finde, die Leute in L.A. sind manikürter, steifer und gepflegter. Ich bin das nicht. Ich scheuche Dinnertafeln auf mit den rohen und vulgären Dingen, die ich sage. Und das ist schottisch denke ich. Wir sind ziemlich direkt, laut, lustig und gesellig. Und der andere Teil von mir, der mir auch in Filmen hilft, heißt passend zum schlechten britischen Wetter keltischer Nebel, was auch emotionale Dunkelheit bedeutet. Ich konnte diese Gefühle oft in meinem Leben nachvollziehen und habe sie in verschiedene Rollen eingebaut. Die Sachen sind jetzt zwar ziemlich das Gegenteil voneinander. Du siehst, deswegen ist es so schwer, sich selbst zu definieren! Teilweise bin ich verrrückt und lustig und teilweise unsicher und schüchtern. Ich denke jeder hat viele gegensätzliche Eigenschaften.“
M94.5: „Und was ist heute für dich dein Zuhause – L.A. oder Schottland?“
Gerard Butler: „Das sind L.A. und New York. Die Landschaft von L.A. ist unglaublich mit der Bergkette mittendrin und den schönen Stränden! Aber andererseits kann ich es auf Dauer nicht dort aushalten und muss raus. Aber in meinem Job geht das zum Glück. Ich war nie länger als sechs Monate am Stück in L.A.. Auch New York kann ich nicht länger als ein paar Monate ertragen, obwohl es meine Lieblingsstadt auf der Welt ist! Die Stadt laugt einen aus. Aber man hat viel Spaß beim ausgelaugt werden! (lacht)“
M94.5: „Gibt es etwas, dass du an den Amerikanern nicht magst? Zum Beispiel, dass sie Fußball nicht so gerne mögen...“
Gerard Butler: „Ja genau, ich habe nie verstanden, warum sie Fußball nicht mögen! (lacht) Nein, sie mögen Fußball ja, das ist das Verrückte! Ist es so populär wie ihre eigenen Sportarten? Nein. Aber ich bin überrascht, wie viele dort Fußball spielen. Also ich wohne gern hier! Aber mein zu Hause wird es nie sein. Also: es wird mein zu Hause sein aber nicht so sehr wie woher ich komme.“
M94.5: „Jetzt zu vielleicht einem anderen Konflikt in deinem Leben: Wie zwiespältig ist es, in einem Film gleichzeitig Produzent und Hauptdarsteller zu sein – wie du es in 'Olympus has fallen' warst?“
Gerard Butler: „Es ist schwer abzuwägen: Was ist richtig für den Film und was willst du als Schauspieler? Manchmal muss man eben Szenen opfern. Für mich ist es egal, wie toll die Performance von einem Schauspieler ist, wenn der Film scheiße ist. Es geht immer um den Film! Das größte Problem dabei, gleichzeitig Darsteller und Produzent zu sein, ist die Zeit. Ich habe schon einige Filme produziert, aber das hier war der Größte und aus vielen Gründen auch der Schwierigste. Ich erinnere mich noch an den ersten Film, den ich produziert habe, 'Law abiding citizen'. Die anderen erwarteten, dass ich dem zweiten Produzenten immer widersprechen würde. Und das erste, was ich gemacht habe, war 57 tausend Dollar zu sparen. Ich hab gesagt: Wir brauchen keine 10 Explosionen, sondern nur 4! Lasst uns da genau sein! Und sie meinten so: Oh ok, er hat Recht!“
M94.5: „Da kommt also der Geschäftsmann in dir raus...“
Gerard Butler: „Ja genau, der Geschäftsmann! Eine Sache, die ich gelernt habe ist: Es ist faszinierend wie einfach Dinge manchmal gelöst werden können und wie man dabei auch noch die Story wirksamer gestalten kann.“
M94.5: „Was würde denn der Produzent Gerard Butler über den Schauspieler Gerard Butler sagen?“
Gerard Butler: „Er würde sagen der Schauspieler Butler ist einfach perfekt! Talentiert, charmant... nein Scherz! Ich denke er könnte ihn überhaupt nicht ausstehen! Ich weiß nicht, ob ich mich selbst aushalten könnte. Eine Sache, die ich über mich selbst sagen kann ist: Ich bin aus den richtigen Gründen im Business. Ich versuche immer die Perspektive einzunehmen: Was ist das Beste für den Film? Darum geht es für mich: die bestmögliche Geschichte zu erzählen. Nicht um den Wettbewerb mit anderen Schauspielern. Auch wenn ich als Produzent von mir als Schauspieler frustriert wäre: Ich wüsste, dass ich die richtige Einstellung habe und mit Herzblut dabei bin!“
M94.5: „Warum bist du denn eigentlich ins Produzenten-Business eingestiegen? War Schauspielern nicht genug oder ging es ums Macht haben?“
Gerard Butler: „Schauspielern ist schon genug. Aber als Produzent hat man mehr zu sagen. Ich denke das ist eines der Probleme als Schauspieler: Auch wenn man erfolgreich ist, die Kreativität wird einem genommen und man hat nichts zu sagen. Und das ist unglaublich frustrierend. Aber wenn ich produziere.. Ich liebe das! Ich finde es einfach befriedigender.“
M94.5: „Vom Job zu deiner Freizeit: Wie oft gehst du noch surfen?“
Gerard Butler: „Nicht mehr so viel wie früher. Aber ab und zu in Malibu in L.A.! Ich liebe es."
M94.5: „Man kann auch hier in München am Eisbach surfen, wusstest du das?“
Gerard Butler: „Ja, da war ich gestern erst!“
M94.5: „Hast du es auch versucht?“
Gerard Butler: „Nein, leider nicht! Ich wusste ja nicht, dass es so eine Attraktion ist, bevor ich dort war!“
M94.5: „Jetzt zu einem anderen Hobby: Ich habe gehört, dass du deine Wohnungen selbst gestaltest und dich mit Innendesign beschäftigst. Wäre das eine alternative Jobperspektive für dich gewesen?“
Gerard Butler: „Nein.. Also ja, ich habe meine Wohnsitze gestaltet. Aber die Tatsache, dass ich dazu vier Jahre gebraucht habe, zeigt wohl, dass ich nicht so gut darin bin. Aber es sah toll aus! Ich habe es gern gemacht, aber ich muss sagen: Das letzte Mal – bei der Wohnung in New York – hat es mich nervös gemacht, mich wieder damit zu beschäftigen. Es hat mich finanziell und emotional ausgelaugt. Es hat mich viel Kraft gekostet.“
M94.5: „Nochmal zurück zum Held sein: Was ist das heldenhafteste, was du je getan hast?“
Gerard Butler: „Ich habe einen Award für Tapferkeit bekommen, weil ich einen Jungen vor dem Ertrinken gerettet habe. Und habe Kerlen geholfen, die von Gangs bedroht wurden. Ich hab das Gefühl, ich komme ständig in solche Situationen und ich habe nie gezögert. Und genauso wähle ich auch meine Filmrollen. Manchmal mache ich dabei Fehler, weil ich mir selbst keine Angst vor einer Rolle erlaube.“
M94.5: „Welche Rollenzusagen bereust du denn?“
Gerard Butler: „Fast alle! (lacht)“
M94.5: „Jetzt zu den heldenhaften Filmentscheidungen: In welchem Film steckt am meisten von dir selbst?“
Gerard Butler: „Viele Filme tragen ein großes Stück von mir in sich! Das Phantom der Oper meine Traurigkeit und Melancholie, 300 meine Furchtlosigkeit, Courage und Einsatz und P.S Ich liebe dich meinen Charme und Witz und meine Sanftheit. Deswegen ist es schwer, einen auszuwählen. Aber ich denke, es ist 300 wegen der starken Wirkung auf mich. Was König Leonidas getan hat, war so episch! Ich musste alles tun, was in meiner Macht steht, um diese Geschichte zu erzählen. Ich konnte seine Energie spüren! Das klingt wahrscheinlich verrückt, aber für mich war es eben eine so kraftvolle Rolle.“
M94.5: „Das war’s – vielen Dank für das Interview!“
Hier findet ihr eine ausführliche Kritik zu Gerard Butles neuem Film „Olympus has fallen“.