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M94.5 Filmkritik

Girl on the Train

Autor(en): Julia Kussl am Dienstag, 25. Oktober 2016
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Quelle: ©2016 CONSTANTIN FILM/ STORYTELLER DISTRIBUTION CO., LLC

Rachel (Emily Blunt) im Vorortzug

Eine schwierige Aufgabe: Die Verfilmung des Bestseller-Romans "Girl on the Train" ist nun in den Kinos zu sehen. Kann der Film mit dem Buch mithalten?

Es erinnert an Hitchcocks „Fenster zum Hof“, jedoch mit weniger Krimi-Elementen und mehr menschlichen Abgründen: Jeden Morgen pendelt Rachel (Emily Blunt) mit dem Zug nach Manhattan, beobachtet aus dem Fenster die vorbeiziehenden Einfamilienhäuser und phantasiert über die Lebensgeschichten der Bewohner.

Die Illusion der Perfektion

Vor allem ein Paar hat es ihr besonders angetan: Das Leben der schönen, blonden Megan und ihres gutaussehenden Partners scheint einfach perfekt und makellos zu sein. Eine Bilderbuchbeziehung, die sich Emily schon immer gewünscht hat.

Sie selbst bringt in ihrem Leben eher wenig bis gar nichts auf die Reihe. Sie ist alleine, nippt jeden Tag Hochprozentiges aus einer Trinkflasche und hat regelmäßig Filmrisse. Eines Morgens beobachtet sie jedoch einen Vorfall im Haus ihres Lieblingspaares und sie wird zur wichtigen Zeugin eines Verbrechens.

Mehr Psycho als Thriller

Die Betonung muss eindeutig mehr auf Psycho als auf Thriller liegen. Der Film ist ein Puzzle aus kaputten Charakteren, die es zu durchschauen und dabei hinter den Vorhang der augenscheinlichen Perfektion zu blicken gilt. Keine Hackebeil-Morde, sondern immer neue, überraschende menschliche Abgründe machen die Spannung des Filmes aus.

Vor allem geht es um die Frauen. Typen wie die Vorzeige-Mutter im Kaschmir-Pulli oder die kluge Kunstgaleristin entpuppen sich als gebrochene und derangierte Frauen. Die schöne Megan, die Emily von weitem immer bewundert, bezeichnet  Regisseur Tate Taylor als „Sirene, die von Anfang an einen Schaden hat“.

Man vergisst als  Zuschauer, dass man eigentlich in einem Thriller sitzt, weil sehr lange nichts allzu Kriminelles passiert. Doch das ist nicht weiter schlimm. Die Schauspieler erzeugen eine sehr kurzweilige Atmosphäre und vor allem Emily Blunt glänzt in ihrer facettenreichen Rolle. Erst die überraschende Ladung Gewalt, Blut und Spannung am Ende sorgen dafür, dass man sich daran erinnert, gerade einen Thriller zu sehen.

Eng an das Buch gehalten

Diejenigen, die das Buch bereits gelesen haben, dürften angenehm überrascht sein: Die Gefahr, sich mit dem Film die eigenen Bilder im Kopf zu zerstören, besteht nicht. Eher kommt es einem vor, als hätte man das alles genau so schon gesehen. Der Film lehnt sich sehr eng an das Buch an und trifft alles genau auf den Punkt. Die Schauspieler sind perfekt für ihre Rollen geeignet und spielen die Charaktere genau so, wie im Buch beschrieben. 

"Girl on the Train" läuft ab dem 27. Oktober im Kino.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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