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Goldene Depressionen

Autor(en): Kristin Pfeuffer am Mittwoch, 22. Januar 2014
Quelle: Foto: Michael Bischoff, Bearbeitung: Christiane Patic

Hunger und seide

Goldene Äpfel und die europäische Gesellschaft – mit deren Gemeinsamkeiten setzt sich das Stück „Gold“ auseinander.

Goldene Äpfel und die europäische Gesellschaft – mit deren Gemeinsamkeiten setzt sich das Stück „Gold“ auseinander.

Das Stück vorm Stück
Der Beginn des Theaterstücks „Gold“ von der Münchner Company „Hunger & Seide“ sorgt zuerst für Verwirrung. Anstatt einer Bühne und Zuschauerplätzen findet man übereinandergestapelte Tische vor, auf denen sich die fünf Schauspieler tänzelnd hin- und her bewegen. Als Zuschauer kann man um das merkwürdige Gestell herumwandeln und die Performer genau betrachten, ja regelrecht begaffen. Auch was sich auf den Tischen abspielt ist seltsam. Eine Frau zählt stur alle Apfelsorten auf, die unsere Mutter Erde je zustande gebracht hat, ein Mann ist damit beschäftigt, einen Apfel in Goldpapier zu ummanteln, und auf einer aufgespannten Leinwand wird ein Stummfilm in Dauerschleife vorgespielt, in dem die Akteure nackt vor dem Gemälde „Das goldene Zeitalter“ von Lucas Cranach tanzen. Nach gefühlten zehn Minuten wird man dann von den Schauspielern zur „echten“ Bühne geleitet.


Das goldene Zeitalter
Das Gemälde bildet die Basis des Stücks „Gold“. Darauf umtanzen Männer und Frauen einen Obstbaum. Keine Sorgen scheinen sie zu plagen und sie leben in völliger Harmonie zusammen. Ihr kleines Paradies ist jedoch von einer Mauer umgeben. Hier sehen „Hunger & Seide“ eine Parallele zum Leben und Zusammenleben in der Europäischen Union. Dort zählen Werte wie Frieden und Freiheit, aber trotzdem werden andere Nationen aus dieser Gemeinschaft ausgeschlossen. Es geht uns gut wie nie zuvor und trotzdem reicht uns das nicht. Die Performer versuchen das paradoxe Bild der europäischen Gesellschaft aufzuzeigen.


Luxusprobleme
Sie gehen dabei von ihrer jeweiligen Realität aus und erzählen ihre eigenen Geschichten. Ein Mann schildert die lange Suche nach der perfekt sitzenden Unterhose, aus der eine Reise um die Welt wird. Ein anderer wohnt am Starnberger See, hält sich aber dennoch für bemitleidenswert, da er es im vergangenen Sommer nur zweimal geschafft hat im See zu baden. Sie beschreiben alle Probleme, die eigentlich keine sind. Der Zuschauer hat dabei viel zu lachen, gerät allerdings in Gefahr, oft auch seine eigenen Fehler zu verlachen. Es besteht ein Bezug zur Realität, der dadurch noch verstärkt wird, dass die Schauspieler das Publikum in ihr Stück mit einbeziehen und einzelne Personen sogar direkt ansprechen, um ihnen bei der Bewältigung ihrer Alltagsprobleme ratend zur Seite zu stehen.


Goldene Zeiten in der Muffathalle
Wer keine Berührungsängste hat und auch mal über sich selbst lachen kann, der wird sich in diesem Stück wiederfinden und zum nachdenken über die Widersprüche unseres Handeln angeregt. „Gold“ von der Münchner Company „Hunger & Seide“ wird noch bis zum 22.1.2014 in der Muffathalle aufgeführt. Einlass ist jeweils um 20:30 Uhr und die Karten kosten 15 bzw. zehn Euro.

 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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