M94.5 Filmkritik
Good Times in the Cinema
Cool, cooler, Chris Hemsworth als Billy Lee im Regen vor dem "El Royale".
Viele Superstars, zahlreiche Handlungsstränge, ein tolles Kinoerlebnis: "Bad Times at the El Royale" ist rundum gelungen.
Was haben wir denn hier? Jeff Bridges, Dakota Johnson, Jon Hamm und Chris Hemsworth in einem Film? Und die sollen alle sinnvoll unter einen Hut gebracht werden? Die einfache Antwort: ja. Wobei dieser Super-Cast nicht unter einen Hut, sondern in einem Hotel untergebracht wird. Einem ganz besonderen: dem El Royale.
Viel und vor allem gut erzählte Handlung
Das El Royale hat seine Sternstunden hinter sich. Früher war dieses Hotel, das genau auf der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada platziert wurde, viel besucht, von wichtigen Politikern und Glücksspielern gleichermaßen. Inziwschen ist es eine Absteige mit nur einem einzigen Angestellten. Aber genau dieses Hotel wird Schauplatz einer wirklich spannenden Geschichte. Denn hier treffen nicht nur Staaten, sondern auch Welten aufeinander.
Wenn ein dementer Priester, eine arme Sängerin, ein Staubsauger-Verkäufer und eine offensichtliche Kriminelle im gleichen Hotel übernachten sollen, kann allerhand schief gehen. Aber warum? Na, weil niemand wirklich derjenige ist, der er oder sie zu sein scheint. Dann kreuzen noch weitere Charaktere und mit ihnen noch weitere Geheimnisse auf und plötzlich scheint auch das Hotel selber nicht mehr das zu sein, was es scheint. Neugierig geworden? Unvorhersehbar und unberechenbar sind 2 wichtige Adjektive, die Bad Times at the El Royale sehr treffend beschreiben.
Ein Ausflug in eine andere Zeit
Der Streifen spielt kurz nach dem Vietnam-Krieg und muss daher sowohl von den Outfits der Schauspieler als auch von der Inszenierung des gesamten Hotels überzeugen. Und das schafft Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Drew Goddard (Cabin in the Woods) unfassbar gut. Hinzu kommt ein Soundtrack, der den Zuschauer regelrecht entführt in eine Zeit, in der Musik à la "Can't Take My Eyes Off You" die Radios dominierte. Mehr als ein musikalisches Highlight ist Tony- und Grammy-Gewinnerin Cynthia Erivo. Sie singt sich in die Herzen der Zuschauer, während Neon-Lichter im Regen das Setting abrunden.
Wenige Schwächen, viele Stärken
Also, wir haben eine spannende Handlung, eine tolle Inszenierung, diverse tolle bis herausragende Schauspieler, einen Soundtrack, der eher uncoole Musik wieder cool macht, und Jumpscares, die einen so sehr vom Hocker reißen wie der gesamte Film. Aber warum ist Bad Times at the El Royale dann nicht der beste Film aller Zeiten?
Nunja, in den 144 Minuten haben wir möglicherweise eine Handlungswendung zu viel. Und zum Schluss ein Ende, das leider nicht mehr so überraschend, überragend und überzeugend ist wie der restliche Film. Das macht diesen nicht viel schlechter, wirkt aber ein klein wenig so, als hätte man wenig Lust gehabt, sich beim erzählten Ende Mühe zu geben. Das ist schade, aber während sich der Zuschauer ein bisschen darüber ärgert, fängt Cynthia Erivo wieder an zu singen. Dann fliegen automatisch alle schlechten Gedanken fort und der Zuschauer kommt langsam wieder in der heutigen Zeit an. Zum Glück gibt es heutzutage Smartphones, sodass die Möglichkeit, den Soundtrack zu hören, nur wenige Klicks entfernt liegt. Und der Gang ins Kino ist auch nicht viel schwerer. Aber eines ist er definitiv: es wert.
"Bad Times at the El Royale" erscheint am 11. Oktober 2018 in den deutschen Kinos.