Große Träume in der SchauBurg
Von Berlin nach Johannesburg – ohne Umsteigen! Nein, hierbei handelt es sich nicht um Edmund Stoibers Plan eines neuen Transrapids, sondern um das Projekt „Atlantropa“ des Münchner Architekten Herman Sörgel.
Europa und Afrika direkt verbinden und dadurch den neuen Kontinent Atlantropa erschaffen. Wie das genau funktionieren soll? Man senkt einfach mal den mediterranen Meeresspiegel um 200 Meter, so dass sich nicht nur viel neues Land ergibt, sondern Afrika auch besser bewässert wird. Ein weiterer Vorteil dabei: Atlantropa vereint die Industriekraft Europas und die Agrarwirtschaft Afrikas. Schon wären alle globalen Probleme auf einen Schlag gelöst!
Gutachten, Pläne, Berechnungen
Das hört sich erst mal wie eine utopische, leicht irrsinnige Idee an. Tatsächlich hat der Münchner Architekt Herman Sörgel (1885-1952) aber knapp dreißig Jahre lang, von 1927 bis zu seinem Tod im Jahr 1952, versucht diesen Plan zu realisieren. Von einer Behörde zur nächsten, Gutachten, Pläne, Berechnungen, ein „Atlantropa-Institut“ gegründet, mehrere Bücher veröffentlicht…Doch letztendlich wurde Sörgels Idee nie in die Tat umgesetzt. Was bleibt von dieser Idee heute? Tatsächlich beschäftigen wir uns immer noch mit den gleichen Problemkomplexen wie damals: Europa, Globalisierung, Energie, Klima.
Das hat auch die Münchner Theaterplattform ausbau.sechs fasziniert. In Kooperation mit der Schauburg haben sie Sörgels Atlantropa-Idee in ein Theaterstück umgesetzt. Die 2011 gegründete Plattform ist bekannt für seine Spielweise, in der oft Performance und Dokumentation zusammenfließen. Auch in dem Stück Atlantropa verbinden sie Schauspiel mit Performance und Lesung.
Der Zuschauer ist etwas überfordert
Mit einer Lesung zu den Anfängen des Projekts und vielen Fakten über die genaue Vorstellung zur Umsetzung von Atlantropa beginnt das Theaterstück. Etwas trocken mit einer Woge an Fakten verlangt es damit dem Zuschauer gleich zu Beginn ein hohes Maß an Aufmerksamkeit ab. Der ein oder andere wird hier wohl zwischendurch kurz abschalten. Noch dazu, weil die Theaterkulisse mit Schreibtischen und Arbeitsmaterialien an ein Klassenzimmer zurück erinnert. Doch plötzlich geht alles ganz schnell, das Chaos scheint auszubrechen. Jetzt werden die Pläne für das Projekt geschmiedet. Die Einrichtung kreuz und quer verschoben, mit Sand Dämme gebaut, Pläne auf Boden und Tische geschrieben. Der Zuschauer ist etwas überfordert mit den vielen Dingen, die in rasendem Tempo gleichzeitig auf der Bühne passieren. Die Geschwindigkeit nimmt erst ab, als sich langsam aber deutlich herauskristallisiert, dass Sörgels Atlantropa-Idee nicht realisierbar ist.
"Dialog der Generationen"
Mag auch die Umsetzung des Stücks etwas verwirren, die schauspielerische Leistung der Darsteller ist beeindruckend und sehr authentisch. Vor allem Helmut Stange, der lange Jahre bei den Münchner Kammerspielen und am Bayerischen Staatsschauspiel tätig war, überzeugt in der Darstellung von gleich zwei Rollen. Mit dem Stück Atlantropa gelingt der Schauburg außerdem eine thematisch interessante Abwechslung in ihrem Programm, das sich gewöhnlich hauptsächlich an Kinder und Jugendliche richtet. Atlantropa ist Teil der Veranstaltungsreihe „Next Generation“, die die Schauburg organisiert um junge Talente des Theaters zu fördern und so einen „Dialog der Generationen“ zu ermöglichen.
Die nächsten Vorstellungen von Atlantropa finden am Samstag den 16.2, Sonntag den 17.2. und Montag den 18.2. jeweils um 19.30 Uhr in der Schauburg statt.