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Heute ein Paar

Autor(en): am Montag, 14. Februar 2011
Der 14. Februar gilt allerorten als Tag der Liebe. Für die werden die Aussichten in Deutschland allerdings immer schlechter: 60 Prozent der Haushalte sind bereits Single-Haushalte - Tendenz steigend. In München werden zwei von drei Ehen geschieden. Pünktlich zum Tag der Liebe werfen wir einen Blick auf die Liebesprobleme der Gegenwart. Ein Interview mit dem Paartherapeuten Dr. Stephan Lermer.

Dr. Stephan Lermer, Psychologe und Psychotherapeut, berichtet aus seinen Erfahrungen aus der Paartherapie:

M94.5: Ist es in den vergangenen Jahren schwieriger geworden, einen Partner zu finden?

Dr. Stephan Lermer: Ich denke, es war schon immer schwierig einen passenden Partner zu finden. Aber heute ist eigentlich alles ganz anders. Auf der einen Seite haben wir den mangelnden Druck. Es gibt keine Vorgaben von der Gesellschaft mehr oder finanzielle Gründe, die eine Partnerschaft zwingend erfordern. Und auf der anderen Seite haben wir den Fluch der Multioptionalität. Man kann weltweit innerhalb von dreieinhalb Milliarden andersgeschlechtlichen Partnern - und auch innerhalb der gleichgeschlechtlichen Partner - suchen und finden. Jetzt fragt man sich, welcher eine Mensch soll denn so passend oder überpassend sein, dass er wirklich alle anderen Optionen ausschließt.

Wie kam es zu dieser Situation?

Auf der einen Seite sind die Menschen nicht trainiert, in der Partnerfindung zielgerichtet, fast professionell, vorzugehen, was sie sonst in vielen Lebensbereichen machen. Gehen wir mal ein, zwei Generationen zurück: Da waren die Menschen tatsächlich gezwungen aufgrund von Finanzen, der Wohnsituation,von der Gesellschaft und von der Kirche, möglichst jemanden zu finden, um versorgt zu sein. Die Frau ist meistens zuhause geblieben und hat einen Versorger gebraucht, der Mann brauchte sozusagen ein Nest, wo er seine Wäsche und die Nahrung finden konnte. Das heißt, die Bedürfnisse haben sich verschränkt. Man hatte damals gemeinsam gewagt, Kinder aufzuziehen. Heute kann man allein erziehend sein, was ich keinem Kind wünschen würde, aber es ist technisch und logistisch ohne Weiteres möglich. Es ist heute auch keine Schande mehr, getrennt zu sein oder alleine ein Kind aufzuziehen.

Wie sehen die Schwierigkeiten bei Frauen in der Partnerwahl aus?

Frauen neigen dazu, nach oben zu heiraten. Das bedeutet, dass Frauen oft einen Mann suchen, der einen höheren sozialen Status hat und mehr verdient als sie. Wenn die Frau selber einen hohen Status hat - als Anwältin oder Ärztin - wird es oben dünn. Das ist sicher ein Problem bei der Partnerwahl.

Sollte man an das Ideal des lebenslangen Partners festhalten oder kann das eher das eigene Glück behindern?

Wenn man sich fragt, ob es diesen einen, richtigen für das ganze Leben gibt, möchte ich sagen: Nein. Es gibt ganz viele, die passen. Aber wenn dann viel passt, sollte man sich einklinken und sagen: wir sorgen dafür, dass unsere Partnerschaft diese Einmalige wird. Diese Chance beinhaltet, dass wir dann noch die Enkel erleben können. Und zwar unsere gemeinsamen Enkel. Wenn es dann aber nach vier oder zwölf Jahren - das sind Krisenzeiten - nicht mehr geht, dann sind viele Menschen heute in der Lage, dass sie weiterhin verbunden bleiben, auch den Kindern zu Liebe. Und dann ist es eben eine Lebensabschnittspartnerschaft geworden; wobei Lebensabschnittspartnerschaft auch so aussehen kann, dass man sie mit demselben Partner teilt: dass man erst eine Studentenehe hat, danach eine etablierte Ehe und dann die ältere, reifere Ehe. Lebensabschnitte als solche also bewusst lebt, aber den Partner nicht wechselt, sondern die Beziehung gemeinsam verändert und anpackt.


Wenn ihr noch mehr zu Partnerschaft erfahren wollt und ganz besonders über eure eigenen Einstellungen dazu, gibt es gerade die Möglichkeit an einer Online-Studie der Humboldt Universität Berlin und der Potsdamer Universität mitzumachen.




Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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