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M94.5 Interview

"Ich ess' die Pennymarkt-Kirschen ungewaschen."

Autor(en): Janina Rohleder am Mittwoch, 3. Januar 2018
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Quelle: M94.5/ Janina Rohleder

Stefanie Sargnagel beim Interview mit obligatorischer roter Mütze

Die Autorin Stefanie Sargnagel ist rotzig, frech und nimmt kein Blatt vor den Mund. Wir haben mit ihr über Frauen, Veränderung und ihre rote Mütze gesprochen.

M 94.5: Du giltst als feministische Autorin und bist vor einem Jahr der Burschenschaft „Hysteria“ beigetreten. Was ist das Ziel von dieser Gruppe

Sargnagel: Wir sind so eine Seilschaft, wir helfen uns gegenseitig und wollen möglichst viel Macht, das ist eigentlich so das Hauptziel von uns.

Du hast in Deinen Texten schon öfter das Matriarchat gefordert. Was würde sich ändern, wenn Frauen in unserer Gesellschaft mehr Macht hätten?

Naja, es wäre halt alles gut, im Matriarchat ist alles schön… Es heißt: soziale Gerechtigkeit und alle haben Geld, so wie ein Schlaraffenland muss man sich das vorstellen.

Was sagst du dazu, wenn Dich jemand als Feministin bezeichnet?

Also, dieser Feminismus-Stempel wurde mir erst mit der Zeit eigentlich aufgedrückt. Ich habe das Gefühl, dass seitdem immer das Wort Feminismus in meinen Rezensionen erwähnt wird, viel mehr Frauen zu meinen Lesungen kommen, was mich eh freut, aber früher war das Geschlechterverhältnis relativ ausgeglichen. Aber ich finde meine Texte nicht in erster Linie feministisch. Es geht um alles Mögliche, Depression und Essen, Sport, alles.

Du hast früher in einem Call-Center gearbeitet und bist jetzt eine erfolgreiche und eigenständige Künstlerin. Hat dich Dein Erfolg persönlich verändert?

Also, es geht. So im tatsächlichen Alltag, macht man eigentlich schon so ziemlich das Ähnliche wie immer. Man trifft eigentlich dieselben Leute. Gut, ich habe schon wirklich mehr Geld, aber das ändert auch nicht so viel… Ich habe halt eine andere Arbeit und ein bisschen mehr Macht und Verantwortung, das schon. Aber so im Großen und Ganzen habe ich nicht das Gefühl, dass mein Leben so viel anders ist. Ich habe immer noch am liebsten Freizeit und treffe immer noch dieselben Leute. Es wird oft von außen als so ein Hype wahrgenommen, der so plötzlich eingeschlagen hat und der alles verändert hat. Aber in Wirklichkeit war das ein Prozess, der langsam gewachsen ist.

Du kommst aus dem Online-Bereich und hast vor allem Blog-Einträge und Facebook-Posts geschrieben. Wie geht man mit der Möglichkeit um, dass Leser sofort reagieren können?

Das spielt eigentlich gar nicht so eine starke Rolle wie man meinen könnte. Ich muss sagen, früher hatten die Kommentare schon eine viel höhere Qualität, da waren die teilweise lustig für sich - und gut teilweise. Und jetzt les ich vieles gar nicht mehr, weil es einfach so viel ist und auch viel Blödsinn und Leute kommentieren nur, um zu kommentieren. Mich stören nicht einmal mehr die Beschimpfungen, weil es schon so ein Selbstläufer geworden ist. Das hat eher was mit Öffentlichkeit zu tun. Ich achte schon ein bisschen mehr darauf. Also manche Witze, die ich im ersten Buch gemacht habe, würde ich mich jetzt vielleicht nicht mehr ganz so trauen und auch nicht mehr so machen. Ich denke vielleicht schon ein bisschen mehr nach. Ich spiele ja mit politischer Inkorrektheit, ich sage gern arge Sachen, aber ich denke schon vorher drüber nach, was die Aussage ist und ob es nicht wirklich rassistisch ist, das jetzt zu sagen oder ob es nur Rassismus verarscht.

Was hat es eigentlich mit Deiner Mütze auf sich? Schon mal überlegt, daran was zu ändern?

Ich habe eigentlich voll den Hang zu Markenzeichen. Ich habe auch dieses selbe Schuhmodell seit 16 Jahren. Und ich habe die Mütze seit 16 Jahren auf - und da bin ich dann anscheinend doch nicht so veränderungsgeil.

 

Das Interview führte Janina Rohleder.

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