Ethno- FilmFest
Im Brautkleid auf der Flucht
Von „Taxi Teheran“ bis „Assembly Line“: Fünf Tage lang zeigt das „Museum Fünf Kontinente“ Filme jenseits des Mainstreams.
Alljährlich im November findet das Ethno- FilmFest in München statt. In Kooperation mit dem Institut der Ethnologie werden Filme gezeigt, die kulturelle Annäherungen thematisieren, uns den Spiegel vorhalten, und unser Selbstverständnis herausfordern.
Zwanzig Filme versuchen nicht nur den Blick von Aussen auf die Welt zu zeigen, sondern auch eine Innen-Sicht der Protagonisten. Die Zuschauer werden explizit dazu aufgefordert, ihren Horizont zu erweitern und neue Perspektiven zu finden. Die Nähe der Filmemacher zu den Protagonisten und die Arbeit in kleinen Teams zeichnet den Großteil der ausgesuchten Filme aus.
Oft sind die Filmemacher persönlich anwesend und nach der Präsentation der Filme entstehen interessante Diskussionen. Dass solche wichtigen Filme, die es im Mainstream-Kino oft nicht leicht haben, ihr Publikum finden, ist dem Museum Fünf Kontinente ein wesentliches Anliegen. Dieses Jahr beschäftigt sich das Festival, aus aktuellem Anlass mit den Themen „Flucht und Migration“.
Empfehlungen: An der Seite der Braut
Der Eröffnungsfilm „An der Seite der Braut“ begleitet syrische und palästinensische Flüchtlinge auf deren Reise von Italien nach Schweden. Als fingierte Brautgesellschaft überqueren sie Grenzen im PKW-Konvoi, zu Fuß und mit dem Zug, auch dank ihrer Helfer.
Unterwegs berichten sie von ihren Ängsten, Hoffnungen und Visionen. Der Dokumentarfilm wurde, auf den internationalen Filmfestspielen von Venedig mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Der Film ist eine Coproduktion der Länder Italien, Deutschland Palästina.
Taxi Teheran
Das Roadmovie „Taxi Teheran“ von dem Filmemacher Jafar Panahi stellt ein aktuelles Querschnittsporträt der iranischen Gesellschaft dar. Der Regisseur lauscht als Taxifahrer verkleidet seinen wechselnden Fahrgästen. Mit einem Berufsverbot belegt, produzierte er die Komödie heimlich und schmuggelte sie außer Landes. Er gewann den Goldenen Bären in Berlin. Der Film läuft am Sonntag, den 22. November um 16 Uhr im Museum Fünf Kontinente.
„Ich bin Filmemacher. Ich kann nichts anderes als Filme machen. Mit Kino drücke ich mich aus. Es ist mein Leben. Nichts kann mich am Filmemachen hindern. Ich muss unter allen Umstanden weiter Filme machen, um der Kunst Respekt zu erweisen und mich lebendig zu fühlen.“, sagte Jafar Panahi.
Assembly Line - Vom Band
Dimona Stöckle ist Studentin im Master der Visuellen Anthropologie an der LMU München. Ihr Film berichtet auf eindringliche Weise von den alltäglichen Abläufen in einer bayerischen Fließbandanlage. Eine wichtige Frage für die Filmemacherin war: Welchen Einfluss üben die Maschinen und Fließbänder auf die Menschen aus, die dort arbeiten? Das Besondere: Der experimentelle Dokumentarfilm kommt komplett ohne Kommentar oder Interviewsequenzen aus. Statt durch Sprache Erklärungsversuche für Erlebtes anzugeben, versucht die Regisseurin bestimmte Dinge körperlich nachvollziehbar zu machen - sprich, den Zuschauer auf der Sinnesebene anzusprechen.
Der experimentelle, ethnographische Film ist im Rahmen einer ethnologischen Feldforschung entstanden und läuft am Samstag, 21. November, unter der Rubrik „Young Professionals“ um 14 Uhr.
Das Film Festival findet vom 18. bis 22. November 2015 in der Maximilianstrasse 42 statt. Einzelkarten kosten 7 Euro.