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Vom dänischen Oscargewinner

In einer besseren Welt

Autor(en): Anne Kostrzewa am Donnerstag, 17. März 2011
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„In einer besseren Welt“ heißt die dänische Produktion, die dieses Jahr mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde. Es ist ein Film über Moral und Rache, Wut und Trauer. Und die ganze Zeit fragt man sich: Wo ist sie nun, die bessere Welt?

„In einer besseren Welt“ nimmt uns zunächst mit in ein afrikanisches Flüchtlingscamp, einen scheinbar trostlosen Ort, voller Armut und Not. In einer kleinen Krankenstation versorgt der schwedische Arzt Anton Kranke und Verletzte. Immer wieder muss er Frauen notoperieren, die von einem mächtigen Verbrecher brutal verstümmelt wurden. Verzweifelte Familien kommen in das Feldkrankenhaus, weil den Schwangeren die ungeborenen Kinder aus dem Bauch geschnitten wurden.


Soll das die bessere Welt sein?

In der dänischen Heimat kann Antons Ehefrau ihm einen Seitensprung nicht verzeihen und empfängt ihn unterkühlt und abweisend. Einzig seine beiden Söhne freuen sich riesig, wenn Anton nach mehreren Monaten in Afrika endlich wieder nach Hause kommt. Vor allem seinem 12-jährigen Sohn Elias fehlt der Vater sehr. In der Schule wird er von einer Bande aufgezogen und geärgert, zu schüchtern, sich dagegen zu wehren. Stattdessen bringt Elias seinen Frust mit nach Hause, wo ihn seine Mutter und der kleine Bruder abkriegen.


Oder ist das die bessere Welt?

Als der ebenfalls 12-jährige Christian in den Ort zieht, freundet sich Elias mit ihm an. Christian hat gerade seine Mutter verloren und kann mit seiner Trauer und Wut nur schwer umgehen. Elias gegenüber spielt Christian den Rächer und verprügelt den Anführer der Bande, die Elias in der Schule tyrannisiert.

Als Anton mit den Jungs einen Ausflug macht, wird er auf dem Spielplatz von einem anderen Vater angegangen. Anton will den Vorfall auf sich beruhen lassen, aber Christian sinnt nach Rache. Mit fatalen Folgen …


„In einer besseren Welt“

„In einer besseren Welt“ wirft moralische Fragen auf. Wie geht man mit Aggressionen um? Wie reagiert man auf Provokationen? Ist Rache die richtige Lösung?

Anton verneint diese Frage mit fast schon idealistisch-naivem Nachdruck. Mit all seiner Macht setzt er sich für das Gute ein. Aber wie jeder Mensch kommt auch er an einen Punkt, an dem er es nicht mehr ertragen kann, objektive Ideale über seine persönlichen Empfindungen zu stellen.

Christian kämpft mit aller Macht gegen seine eigene Wut an. Er kann den Verlust seiner Mutter nicht überwinden, hält ihren Tod für ungerecht und versucht mit allen Mitteln, die Gerechtigkeit in seiner Welt wieder herzustellen. Eine Aufgabe, die seine kindliche Seele überfordert. Bis zu dem Punkt, an dem er nicht nur sein eigenes Leben aufs Spiel setzt.


Eine verstörende Erfolgs-Produktion mit hochkarätiger Besetzung

Das dänische Erfolgs-Duo aus Anders Thomas Jensen (Drehbuch) und Susanne Bier (Regie) verlangt nicht nur den Darstellern einiges ab. Als Zuschauer fühlt man sich stellenweise so hilflos, wie die Charaktere selbst. Durchatmen kann man nur in den eingestreuten Natur-Szenen, die mit der Handlung selbst nichts zu tun haben, dafür aber zumindest zeitweilig das aufgewühlte Gemüt beruhigen.

 „In einer besseren Welt“ ist schauspielerisch hochkarätig besetzt. Mikael Persbrandt (Anton) ist einer der berühmtesten Schauspieler Schwedens. Im deutschen Fernsehen war er zuletzt im RTL-Dreiteiler „Die Patin“ (2008) zu sehen. Als Christians hilfloser, trauernder Vater brilliert Ulrich Thomsen. Er war unter anderem in „James Bond – Die Welt ist nicht genug“ (1999), „Adams Äpfel“ und „Königreich der Himmel“ (beide 2005) zusehen.

Der geheime Star des Films ist aber William Johnk Nielsen (Christian). Auf seinen schauspielerischen Leistungen sollte ein besonderes liegen, denn er leistet Großartiges: Im gelingt es nicht nur, die Wut und Hilflosigkeit eines trauernden Kindes überzeugend darzustellen. Auch die Entschlossenheit und schließlich die Verzweiflung über einen schrecklichen Fehler bringt er erschreckend realistisch auf die Leinwand.


Die Frage nach der besseren Welt

Regisseurin Susanne Bier hat absichtlich darauf verzichtet, alle Fragen zu beantworten, die der Film aufwirft. Es geht ihr nicht darum, dem Zuschauer eine positive oder negative Antwort zu suggerieren. Vielmehr hofft sie, neue Fragen aufzuwerfen und eine moralische Diskussion zu fördern. Und das gelingt ihr mit „In einer besseren Welt“ allemal.

Kurzum: „In einer besseren Welt“ hat seinen Oscar als bester fremdsprachiger Film verdient! Zwischen dem Hollywood-Einheitsbreit aus Romantik, schrägem Slapstick und knallharter Action ist „In einer besseren Welt“ zwar eine nicht ganz leichte Kost, aber gerade deshalb absolut sehenswert!

 

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