Irre sind männlich
Gruppentherapien sind zum Aufreißen von Frauen da: Romantischer Klamauk, wie ihn nur das deutsche Kino hervorbringen kann.
Gruppentherapien sind zum Aufreißen von Frauen da: Romantischer Klamauk, wie ihn nur das deutsche Kino hervorbringen kann. "Irre sind männlich" möchte die wahren Vorzüge der Psychotherapie aufdecken.
Zu Beginn klingt das alles noch recht lustig: Zwei junge Kerle stellen fest, dass es in Therapiegruppen nur so von vereinsamten Schönheiten wimmelt, und beschließen, von nun an ihr Leben dem "Therapiecrashing" zu widmen. Da werden ein paar neue Identitäten erfunden, da klebt hier ein falscher Bart und dort gibt es eine tragische Lebensgeschichte. Wer möglichst überzeugend vom eigenen Leid erzählt und dann bestenfalls auch noch ein bisschen weint, der kriegt die meisten Frauen ab. So möchte Thomas (Milan Peschel) seinem besten Kumpel Daniel (Fahri Yardim) über die Trennung von Mia (Josefine Preuß) hinweghelfen. So weit, so gut.
Die vermeintliche Hintergrundgeschichte
Aber halt, da ist ja noch mehr! Im Gegensatz zu Thomas will Daniel gar nicht nur so viele Frauen wie möglich flachlegen. Nein, Daniel arbeitet auch daran, über seine verkorkste Kindheit hinwegzukommen. Wer eine Psychotherapeutin zur Mutter hat und von Kindesbeinen an zu jeder nur erdenklichen Form von Therapie geschleppt wurde, der kann ja nur zu einem beziehungsunfähigen Wrack heranwachsen. Zumindest denken das sowohl seine (Ex-)Freundin Mia, als auch seine Mutter und deklarieren ihn als krankhaft eifersüchtig. Die Lösung liegt auf der Hand: Noch mehr Therapie. Der ewige Frauenheld Thomas kommt dann auf die Idee, die Situation zu seinem Vorteil auszunutzen. Und voilà: Der Therapietourismus ist erfunden.
Die obligatorische Love Story
Natürlich ist es mit ein paar unnötig eindrücklich inszenierten One Night Stands nicht getan. Nach einigen munteren Collagen von verschiedensten Therapiesitzungen und Stelldicheins stellt Daniel fest, dass ihm diese oberflächlichen Beziehungen nicht reichen. Wie auf Stichwort tritt Schauspielerin Bernadette (Peri Baumeister) in sein Leben, und das Schmachten beginnt. Irgendwo sind da dann auch noch Daniels Ex-Freundin und Bernadettes Verlobter, und Freund Thomas entschließt sich urplötzlich auch zur Monogamie. Hier sind nicht nur Slapstick-Komik und gezwungen tiefgründige Gespräche geboten, auch der geneigte Freund des exzessiven Voyeurismus kommt nicht zu kurz: Völlig ohne Scham stellt der Film Stalking nicht nur als akzeptabel, sondern sogar als romantisch dar. Gesunde Beziehungen sucht man zwischen all den flachen Figuren vergeblich.
Die fehlende Pointe
Nach ein paar anfänglichen Schmunzlern verliert sich die Story sehr schnell in den üblichen Klischées. Damit reiht sich "Irre sind männlich" ein in eine Chronologie ewig gleicher Romantikomödien, wie man sie in Deutschland leider viel zu oft sieht - vorhersehbar, oberflächlich, plump. Einfach alles, sei es der Dialog, die schauspielerische Leistung oder die Musik, wirkt in erster Linie mittelmäßig. Und das ist schade. Denn zu Beginn klang das alles doch noch recht lustig.