M94.5 Filmkritik
Isle of Dogs
In seinem neuen Film „Isle of Dogs“ zaubert Wes Anderson mal wieder. Aber kommt sein zweiter Stop-Motion-Streich an „Fantastic Mr. Fox“ heran?
Unglaublich aufwendig und gleichzeitig unglaublich charmant sind vielleicht zwei Beschreibungen, die auf Filme von Wes Anderson passen. Der amerikanische Regisseur tut das, was wohl nicht mehr viele machen: Er nimmt sich Zeit. Er nimmt sich Zeit und wendet in seinen Filmen die arbeitsintensive und langwierige Stop-Motion-Technik an. Dadurch bekommen die Bilder auf der Leinwand eine ganz eigene Dynamik. Was bei "Fantastic Mr. Fox" schon sehr gut gewirkt hat, funktioniert auch wieder bei "Isle of Dogs". Wieder einmal haben Anderson und sein Team, unter dem sich 27 Trickfilmzeichner befanden, mit liebevoll gestalteten Figuren und in mühevoller Kleinarbeit eine fantastische Welt erschaffen. Doch worum geht es eigentlich?
Von Katzenliebhabern und Hundehassern
Schon der Titel des Films, der ein Wortspiel enthält, weist auf den Inhalt hin. Zugegebenermaßen fällt einem die Doppeldeutigkeit erst auf, wenn man den Titel ein paar Mal laut vor sich hinspricht: Isle of dogs – I-lof-dogs – I love dogs. Es geht um die Freundschaft zwischen dem Menschen und seinem besten Freund, dem Hund. Der Film spielt in der futuristischen, japanischen Stadt Megacity, in der seit einiger Zeit die Hundegrippe grassiert und deswegen vom korrupten Bürgermeister (der natürlich ein absoluter Katzenfan ist) veranlasst wird, alle Hunde auf Trash Island zu verfrachten, eine Müllhaldeninsel außerhalb der Stadt. Als erster Hund wird der Leibwächterhund Spots des Mündels des Bürgermeisters verbannt. Die Situation auf Trash Island ist traurig: abgemagerte Hunde mit laufenden Nasen balgen sich um frisch ankommende Mülltüten, in denen sich vergammelte Essensreste befinden. Eines Tages, mitten in einem Streit um einen der Abfälle, landet ein kleines Flugzeug auf der Insel, in dem sich Atari befindet, der Adoptivsohn des Bürgermeisters, der Spots wiederfinden möchte. Eine Gruppe von Hunden, die die Bruchlandung beobachet hat, nimmt sich dem kleinen Piloten an und so beginnt eine abenteuerliche Suche.
Berühmte Stimmen in struppigen Gesichtern
Das Hunderudel besteht aus den vier ehemals domestizierten Hunden Boss (Bill Murray), King (Bob Balaban), Rex (Edward Norton) und Duke (Jeff Goldblum), sowie aus dem Streuner Chief, der von Bryan Cranston gesprochen wird. Wie schon bei "Fantastic Mr. Fox" macht einen großen Teil des skurril-witzigen Humors des Films die berühmten Stimmen aus, die in Tierkörper schlüpfen. Oft wirken Dialoge dadurch nochmal komischer. Auch die anderen Figuren und die Szenerien sind fantasievoll gestaltet und werden zudem noch von einem passenden, einnehmenden Soundtrack unterstrichen. Im Vergleich zu "Fantastic Mr. Fox" kann man sehen, dass sich die Stop-Motion-Technik noch verbessert hat und etwas flüssiger wirkt. Mal wieder ist es Wes Anderson gelungen, sowohl einen Film für Kinder, als auch für Erwachsene zu drehen. Kinder werden die Abenteuergeschichte und die Freundschaft mit den Hunden mögen. Erwachsene können auch politische Zwischentöne heraushören, da mit dem korrupten Bürgermeister Themen wie Manipulation, Fehlinformation der Bevölkerung und Machtmissbrauch angeschnitten werden. Trotzdem bleibt "Isle of Dogs" im Großen und Ganzen ein weiterer typischer, fantasievoller und mit viel Liebe zum Detail produzierter Wes-Anderson-Film. Wer am Entstehen eines Stop-Motion-Films interessiert ist, sollte sich zudem unbedingt die Making-of-Videos auf YouTube dazu anschauen. Die Arbeit mit den unzähligen Hunde- und Menschenpuppen und den verschiedenen Kulissen ist beeindruckend.
"Isle of Dogs - Ataris Reise" läuft ab dem 10. Mai 2018 in Deutschland im Kino.