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Vandalismus

Judenpech statt Hakenkreuz

Autor(en): Lisa Schwabl am Freitag, 18. September 2015
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Quelle: M 94.5 / Lisa Schwabl

"Travertin/Judenpech" von Gustav Metzger

Das Haus der Kunst will die Gestaltung seiner Architektur den Künstlern überlassen. Allerdings nicht der Nazisymbolik.

Während gestern Abend im Haus der Kunst eine Ausstellung in der Archiv Galerie eröffnet wurde, haben Unbekannte zwei Kunstinstallationen vor dem Eingang des Museums geschändet. Laut der Museumssprecherin wurden die Kunstwerke mit Hakenkreuzen und einem Davidstern aus weißer Kreide beschmiert. Das Haus der Kunst verständigte umgehend die Polizei und eine Restauratorin entfernte noch in der Nacht die Schandflecken. Mehr wollte die Sprecherin nicht bekannt geben, da das Haus der Kunst keinen Raum für Spekulationen oder Unterstellungen lassen und die Ermittlungen nicht stören möchte. Die Polizei ermittlet wegen der Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen. Der Bayrische Kunstminister Ludwig Spaenle bezeichnete die Tat als "dreckigen Anschlag" und sprach von "antisemitischem Dreck".

Dauerausstellung verbindet Kunst und Geschichte

Die beschädigten Kunstwerke sind Teil der Archiv Galerie und stammen von Christian Boltanski und Gustav Metzger.

Beide Künstler waren bereits in den 90er Jahren zu Gast im Haus der Kunst. So plakatierte Boltanski erstmals 1993 die Außenfassade des Museums. Seit März 2014 sind die Augenpaare der 150 ehemaligen Mitglieder der antifaschistischen Bewegung „Rote Kapelle“ erneut dort zu sehen.1999 inszenierte Metzger seine Kunst zum ersten Mal im Haus der Kunst. Damals wie heute legte er Asphalt vor dem Haupteingang aus. Diese Intervention in die Architektur des Gebäudes nennt er „Travertin /Judenpech“. Der Titel hat seine Wurzeln in der Antike, schon damals wurde Asphalt als „Judenpech“ bezeichnet. Beide Künstler sind jüdischer Herkunft und beschäftigen sich durch ihr künstlerisches Schaffen mit der Vergangenheit der Juden im 3. Reich. Metzger war sogar selbst von der Judenverfolgung betroffen und musste als Kind nach England und später nach Holland flüchten.

Installationskunst von Christian Boltanski Quelle: M 94.5/Lisa Schwabl

Haus der Kunst im Wandel der Zeit

Wie die Künstler beschäftigt sich das heutige Haus der Kunst immer wieder mit seiner Vergangenheit, denn von 1937 – 1945 war es das „Haus der Deutschen Kunst“ und Teil der Nazi-Architektur. Seit den 90er Jahren versucht das Haus der Kunst in seine Monumentalarchitektur einzugreifen und sich so von seiner ehemaligen Funktion und dem Größenwahnsinn des Hitler-Regimes zu distanzieren. Dazu werden immer wieder Künstler eingeladen ihre Installations- und Aktionskunst zu präsentieren und das Gebäude selbst zum Kunstwerk zu machen. Auch die neu eröffnete Ausstellung „Aufklärung“ von Hanne Darboven setzt sich mit der architektonischen Funktion und Veränderung des Baus im Laufe der Geschichte auseinander.

 

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