M94.5 FILMKRITIK
Klassikwerk vereint mit Rap
„Das schönste Mädchen der Welt“ - ein Film der berührt, amüsiert und zum Nachdenken anregt. Mit eindrucksvollem Rap und einer Liebesgeschichte.
Eine deutsche, außer Rand und Band geratene Schulklasse, von denen fast keiner gutes Deutsch spricht und in der sich alle für die Größten halten, fährt auf Klassenfahrt mit komplett überforderten Lehrern. Das erinnert uns doch alle sehr an „Fack-Ju-Göhte 2“.
Kann sich also ein deutscher Film, der ebenfalls diese Klischees bedient, von solch einem Klassiker abheben?
„Das schönste Mädchen der Welt“ schafft dies auf jeden Fall. Der neue Film von Aron Lehmann behandelt zwar viele ähnliche Vorurteile, schafft es aber trotzdem diese nicht abgedroschen wirken zu lassen. Die bis zu den Ohren gestressten Lehrer sind noch unterhaltsam und die Charaktere schaffen es, nicht künstlich nachempfunden zu wirken.
Cyrano de Bergerac als Vorbild
1897 schrieb Edmond Rostand das Theaterstück Cyrano de Bergerac. In diesem geht es um einen begabten Künstler mit einer sehr großen Nase, der sich hinter seiner Kunst versteckt um ein Mädchen damit zu beeindrucken. Aufgrund seines Aussehens denkt er allerdings er hätte sowieso keine Chance bei ihr und gibt seine Kunst als die von einem attraktiven aber minderbemittelten Junggesellen aus. In „Das schönste Mädchen der Welt“, der neuesten Interpretation von diesem Stück ist die Kunst des großnasigen Hauptcharakters Rap und das Mädchen, das er beeindrucken will, die Neue in der Klasse.
Handlung
Die sehr begabte Hauptperson heißt Cyril (Aaron Hilmer) und wird im Laufe des Films zu einem großen Sympathieträger. Nachdem der Machogang-Anführer Benno (Jonas Ems) eine Wette abschließt, wie schnell er die Neue rumkriegt um danach ein Video davon zu posten, setzt Cyril alles daran das zu verhindern. Obwohl er sich selbst in sie verliebt, versucht er von nun an alles sie mit einem anderen Aussenseiter der Klasse names Rick zusammenzubringen. Der stellt sich selbst aufgrund mangelnder Intelligenz so dumm an, dass Cyril sein eigenes Talent zu rappen als das, von eben beschriebenem, Rick (Damian Hardung) ausgibt. Das zu beeindruckende Mädchen heißt Roxy (Luna Wedler) und ist ein sehr selbstbewusstes Mädchen, das mitten unterm Jahr in die Klasse wechselt, weil sie von ihrem englischen Internat geflogen ist.
Schauspielleistung
Aaron Hilmer und auch Luna Wedler setzen ihre beiden Rollen grandios um. Beide überzeugen in nicht einfachen Rap-Szenen, in denen sie auch selbst auf der Bühne stehen. Das kann schnell ins Auge gehen, aber die beiden bringen es absolut authentisch rüber und es macht Spaß zuzuhören. Jonas Ems macht dafür, dass er Youtuber und kein Schauspieler ist auch einen guten Job, wohingegen der dumme Rick alias Damian Hardung oft etwas übertrieben dargestellt wirkt und so unbedarft rüberkommt, dass man sich fragt ob das noch realistisch ist.
Überlieferte Message
Cyril wird wegen seiner großen Nase in der Schule gemobbt wird und oft aufgezogen und anfangs kommt es so rüber, als würde ihm das alles nichts ausmachen. Er ist sehr schlagfertig und meidet einfach Benno, der die Hänseleien nicht lassen kann. Einmal kommt aber doch seine verletzliche Seite durch und man merkt, dass Mobbing auch bei Menschen denen man es nicht ansieht, nicht spurlos vorbeigeht. Es folgt eine sehr berührende Szene mit Cyril's Mutter, die von Anke Engelke sehr authentisch gespielt wird. Hier werden sicherlich ein paar Kinobesucher ein Tränchen verdrücken müssen.
Alles in allem eine klare Filmempfehlung, bestens geeignet für Jugendliche, aber auch Erwachsene können sicher etwas gutes aus dem Film mitnehmen. Auch für die zu empfehlen, die eher nicht auf Rap und Schulfilme stehen!
„Das schönste Mädchen der Welt” läuft ab dem 06. September 2018 im Kino.