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M94.5 Filmkritik

Lady Bird

Quelle: © Universal Pictures International

Christine alias "Lady Bird" mit ihrer Mutter.

Greta Gerwigs Regiedebüt erzählt die klassische Coming-of-Age Geschichte, aber efrischend ehrlich und orginell: Eine authentische Story, die berührt.

Wer bin ich eigentlich? Das fragt sich jeder Teenager, wenn er erwachsen wird. So auch Christine, die mit 17 kurz vor ihrem Abschluss steht und mit dem Erwachsenwerden zu kämpfen hat. Um sich von der Menge abzuheben, nennt sie sich aber "Lady Bird". Sie ist der klassische Teenager: rebellisch, exzentrisch und ein wenig egoistisch. Aus ihrer Heimat, der verschlafenen Kleinstadt Sacramento, möchte sie unbedigt weg. New York ist ihr Traumziel, dorthin, wo - wie sie sagt - die Kultur zu Hause ist. Diese Pläne bringen sie oft in Konflikt mit ihrer strengen und doch liebevollen Mutter, die versucht, Realität in Lady Birds Fantasien zu bringen. Die nicht ganz einfache Beziehung von Lady Bird zu ihrer Mutter ist das Herz der Geschichte.

Zwei Seiten des Erwachsenwerdens

Lady Bird, gespielt von Saoirse Ronan, und ihre Mutter, Laurie Metcalf, können die Welt der anderen nicht verstehen. Lady Bird möchte raus in die Welt, ihre Mutter kann sie nicht wirklich loslassen. Es geht zwar hauptsächlich um Lady Bird und ihre Probleme, aber auf der anderen Seite werden die Probleme ihrer Mutter genauso nachvollziehbar dargestellt. Die beiden Schauspielerinnen transportieren den Konflikt absolut authentisch durch ihre feinfühlige Performance. Das trifft den Zuschauer auf einer persönlichen Ebene.

Ein Liebesbrief an Sacramento

Der Ort der Handlung ist bewusst gewählt: Regisseurin  und Autorin Greta Gerwig kommt ursprünglich auch aus Sacramento und hat in New York das College besucht. Den autobiografischen Hintergrund merkt man: „Lady Bird“ ist neben der persönlichen Geschichte auch ein Liebesbrief an Sacramento. Durch die lebhaften, detailverliebten Aufnahmen der breiten Straßen, leuchtenden Werbereklamen und Bilderbuchhäuser lernt man mit "Lady Bird" das anfangs unscheinbare Sacramento kennen und lieben. Die Athmosphäre der 2000er in den USA wird perfekt eingefangen.

Ernst aber nicht traurig

Auf emotionaler Ebene findet der Film eine gute Balance: Er thematisiert ernste Probleme, wie Depressionen und Arbeitslosigkeit, aber verliert dabei nicht an Leichtigkeit und Humor. Die facettenreichen Nebencharaktere (u.a. Timothée Chalamet, im selben Jahr Oscar-nominiert für "Call Me By Your Name") geben dem Film weitere Tiefgründigkeit und unterstützen Lady Birds Weg zu sich selbst. „Lady Bird“ ist zwar eine klassisch bittersüße Coming-of-Age Geschichte, aber wirkt durch die stimmige Umsetzung authentisch. Den Zuschauer trifft der Film direkt ins Herz.

"Lady Bird" kommt am 19. April 2018 in die deutschen Kinos.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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