Lehrmeister Hermann Hesse
1972 darf Hesse in keinem Bücherregal fehlen, Regisseur Conrad Rooks verfilmt die Erzählung „Siddhartha“. Zu Hesses 50. Todestag wird der Film wieder in den Kinos gezeigt.
1972 darf Hesse in keinem Bücherregal fehlen, Regisseur Conrad Rooks verfilmt die Erzählung „Siddhartha“. Zu Hesses 50. Todestag wird der Film wieder in den Kinos gezeigt.
Unser großer Wahn ist das Gefühl, wir müssten die Zeit besiegen. Es ist die endlose Jagd nach Geld, Reichtum, Macht, Wohlstand. Das verdunkelt die Wahrheit“(aus dem Film „Siddhartha“). In der Ära der Generation Burnout und der Fahrpläne im Minutentakt muss man kaum erklären, welche aktuelle Bedeutung Hermann Hesses Erzählung Siddhartha auch heute noch hat. Gut, dass die Geschichte nicht nur als Buch, sondern auch in der wesentlich weniger zeitaufwändigen Form des Filmes konsumierbar ist.
Auf der Suche nach der Erleuchtung
Siddhartha ist auf der Suche. Nach dem Erhabenen, dem Vollendeten. Man kann auch sagen: der Erleuchtung, dem Glück. Am Ende steht die Erkenntnis: „Wir müssen vergessen zu suchen“. „Wirklich frei ist man erst, wenn man kein Ziel mehr hat“. Hätte man sich die ganze Geschichte also sparen können. Das Buch über die Suche Siddharthas hätte nie geschrieben, der Film nie gedreht werden müssen.
Nein, so einfach ist es natürlich nicht. Denn um zu dieser Erkenntnis zu kommen, muss der adelige Jüngling erst sehr viele Erfahrungen sammeln. Zunächst folgt er einer Gruppe im Wald lebender Asketen, den Samanas. Bald ahnt er indessen, dass weder ein Lehrer noch eine Lehre wirklich Weisheit vermitteln kann. - Auch hier ist die Erzählung hochaktuell, einerseits angesichts des Booms sogenannter Lebensratgeber, auf der andren Seite in Bezug auf zahlreiche Menschen, die ihren Glauben heutzutage unabhängig von Kirchen und Glaubensgemeinschaften leben. - Siddhartha ist sich selbst ein Guru. Nur eigene Erfahrungen können ihn zur Erkenntnis führen. Und diese sind alles andere als ruhig und meditativ, sondern höchst weltlich: Zu seinen „Lehrmeistern“ zählen ein Kaufmann und eine Kurtisane! Da gibt es in der Verfilmung viel zu sehen. In Indien selbst, wo er spielt und gedreht wurde, durfte der Film wegen einer Nacktszene mit der Schauspielerin Simi Garewal zur Zeit seiner Erscheinung nicht gezeigt werden.
Der Zauber Indiens
Im Film wird die Lehre erfahrbar, Textmasse und Reden aus der Feder des weisen Hesses sind hier übersetzt in Bilder und Musik, Siddharthas Indien wird auf der Leinwand lebendig. Wir reisen mit durch die Schauplätze Nordindiens, die heilige Stadt Rhishikesh, die Paläste und Besitztümer des Maharadscha von Bharatpur. Im Zusammenspiel mit der Musik Hemant Kumars verdeutlichen die Aufnahmen auch, was Hippies und andere Selbstverwirklicher der 60er und 70er Jahre an dieser Kultur so fasziniert hat. Shashi Kapoor, Spross der Bollywood-Dynastie Kapoor, könnte mit seinen langen braunen Haaren und dem wilden Bart als pfeiferauchender und zu indischer Musik feiernder Siddhartha auch einer der vielen Sinnsuchenden sein, die sich damals nach Indien begeben haben.
Erkenntnis ist nicht lehrbar und zu Suchen ist sowieso vom Ansatz her schon falsch, sagt uns Siddhartha, dessen Name im Übrigen beideutet „der, der angekommen ist“. Das ist wahr, aber „von jeder Wahrheit ist das Gegenteil eben so wahr“(Hermann Hesse: „Siddhartha“). Und so muss man sich wohl doch erst auf eine Suche begeben, um zu erkennen, dass man schon die ganze Zeit am Ziel ist. Dabei können vielleicht auch der Lehrmeister Hesse und seine Erzählung die Erleuchtung ein wenig näher bringen.
Unser großer Wahn ist das Gefühl, wir müssten die Zeit besiegen. Es ist die endlose Jagd nach Geld, Reichtum, Macht, Wohlstand. Das verdunkelt die Wahrheit“(aus dem Film „Siddhartha“). In der Ära der Generation Burnout und der Fahrpläne im Minutentakt muss man kaum erklären, welche aktuelle Bedeutung Hermann Hesses Erzählung Siddhartha auch heute noch hat. Gut, dass die Geschichte nicht nur als Buch, sondern auch in der wesentlich weniger zeitaufwändigen Form des Filmes konsumierbar ist.
Auf der Suche nach der Erleuchtung
Siddhartha ist auf der Suche. Nach dem Erhabenen, dem Vollendeten. Man kann auch sagen: der Erleuchtung, dem Glück. Am Ende steht die Erkenntnis: „Wir müssen vergessen zu suchen“. „Wirklich frei ist man erst, wenn man kein Ziel mehr hat“. Hätte man sich die ganze Geschichte also sparen können. Das Buch über die Suche Siddharthas hätte nie geschrieben, der Film nie gedreht werden müssen.
Nein, so einfach ist es natürlich nicht. Denn um zu dieser Erkenntnis zu kommen, muss der adelige Jüngling erst sehr viele Erfahrungen sammeln. Zunächst folgt er einer Gruppe im Wald lebender Asketen, den Samanas. Bald ahnt er indessen, dass weder ein Lehrer noch eine Lehre wirklich Weisheit vermitteln kann. - Auch hier ist die Erzählung hochaktuell, einerseits angesichts des Booms sogenannter Lebensratgeber, auf der andren Seite in Bezug auf zahlreiche Menschen, die ihren Glauben heutzutage unabhängig von Kirchen und Glaubensgemeinschaften leben. - Siddhartha ist sich selbst ein Guru. Nur eigene Erfahrungen können ihn zur Erkenntnis führen. Und diese sind alles andere als ruhig und meditativ, sondern höchst weltlich: Zu seinen „Lehrmeistern“ zählen ein Kaufmann und eine Kurtisane! Da gibt es in der Verfilmung viel zu sehen. In Indien selbst, wo er spielt und gedreht wurde, durfte der Film wegen einer Nacktszene mit der Schauspielerin Simi Garewal zur Zeit seiner Erscheinung nicht gezeigt werden.
Der Zauber Indiens
Im Film wird die Lehre erfahrbar, Textmasse und Reden aus der Feder des weisen Hesses sind hier übersetzt in Bilder und Musik, Siddharthas Indien wird auf der Leinwand lebendig. Wir reisen mit durch die Schauplätze Nordindiens, die heilige Stadt Rhishikesh, die Paläste und Besitztümer des Maharadscha von Bharatpur. Im Zusammenspiel mit der Musik Hemant Kumars verdeutlichen die Aufnahmen auch, was Hippies und andere Selbstverwirklicher der 60er und 70er Jahre an dieser Kultur so fasziniert hat. Shashi Kapoor, Spross der Bollywood-Dynastie Kapoor, könnte mit seinen langen braunen Haaren und dem wilden Bart als pfeiferauchender und zu indischer Musik feiernder Siddhartha auch einer der vielen Sinnsuchenden sein, die sich damals nach Indien begeben haben.
Erkenntnis ist nicht lehrbar und zu Suchen ist sowieso vom Ansatz her schon falsch, sagt uns Siddhartha, dessen Name im Übrigen beideutet „der, der angekommen ist“. Das ist wahr, aber „von jeder Wahrheit ist das Gegenteil eben so wahr“(Hermann Hesse: „Siddhartha“). Und so muss man sich wohl doch erst auf eine Suche begeben, um zu erkennen, dass man schon die ganze Zeit am Ziel ist. Dabei können vielleicht auch der Lehrmeister Hesse und seine Erzählung die Erleuchtung ein wenig näher bringen.