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M94.5 Filmkritik

Love & Friendship

Autor(en): Lotte Glatt am Donnerstag, 29. Dezember 2016
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Quelle: © 2016 BLINDER FILMS CHIC FILMS REVOLVER AMSTERDAM ARTE France Cinema

Eine gerissene Verführerin - Lady Susan

Eine Jane-Austen-Verfilmung ohne Mister Darcy, dafür aber mit genügend Witz: In "Love & Friendship" werden Ehemänner gesucht.

Dass sich der Film als Drama versteht, zeigt sich von Anfang an. Damit man das Netz aus Intrigen, das die Protagonistin und Drama-Queen Lady Susan erfolgreich spinnt, entknoten kann, werden dem Zuschauer alle bedeutungsvollen und unnötigen Charaktere vorgestellt.

Dazu bekommt das Publikum wie in den Reclam-Heften aus der Schulzeit einen Who-is-Who Katalog vorgelegt, den man sich schnell einprägen sollte. Dafür bedarf es jeder Menge Konzentration und man wünscht sich, man könnte im Kino kurz die Stopp-Taste drücken, um sich zu ordnen.

Ironie vom Feinsten

Sobald das Personenregister abgearbeitet ist, durchschaut man die Handlung doch recht schnell. Wie bei Jane-Austen-Geschichten so üblich, dreht sich alles um den allzu dünn besiedelten Heiratsmarkt. Die als Flirt bekannte Witwe Lady Susan muss sich gleich zweifach ins Gewühl stürzen und sowohl für sich, als auch für ihre unscheinbare Tochter Frederica einen Herzbuben erstehen. Je wohlhabender der potentielle Heiratskandidat, desto wärmer wird es der Lady ums Herz. Deshalb schreckt sie auch nicht davor zurück, ihre Tochter mit dem wohlhabenden, aber dümmlichen Sir James Martin zu verkuppeln, der in seiner Lächerlichkeit an Mr. Collins aus „Stolz und Vorurteil“ erinnert. 

Auch die Ironie, für die Austens Werke berühmt sind, kommt hier nicht zu kurz und findet fast in jedem Satz von Lady Susan Anklang. Ihr Töchterchen ist mit den Heiratsabsichten alles andere als einverstanden und begründet das so: „Marriage is for one’s whole life.“ Darauf erwidert die Mutter trocken: „Not in my experience.“ Kate Beckinsale geht in der Rolle der durchtriebenen Lady voll auf.

Ein amüsanter Film mit zu wenig Tiefgang

Es fehlt nur eine Identifikationsfigur, mit der man Freud und Leid teilen kann. Lady Susan ist trotz Witz zu hinterhältig und ihre Tochter Frederica wird zu sehr als graue Maus in der Nebenrolle präsentiert. Auch ein stattlicher Mister Darcy zum Anschmachten lässt auf sich warten. Dafür, dass der Film mit einer üppigen Vorstellungsrunde beginnt, ist das enttäuschend. Alles in allem ist „Love & Friendship“ ein heiterer Film mit zu wenig Tiefgang.

„Love & Friendship“ läuft ab dem 29.12. in den deutschen Kinos.

Platte des Monats

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